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Für eine Nacht

Für eine Nacht

Titel: Für eine Nacht
Autoren: C Phillips
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überrascht mich nicht, dass Senator Carlisle sich um das Amt des Vizepräsidenten bewirbt.« Er bezog sich auf die Story, derentwegen er in die Stadt gekommen war.
    Roman nickte. »Mich auch nicht. Der Mann verkörpert das Idealbild eines Politikers, obwohl er schon zum zweiten Mal verheiratet ist.«
    Zum Glück für Chase war Jacqueline Carlisle, die verstorbene erste Frau des Senators, in Yorkshire Falls geboren und aufgewachsen, und diese Verbindung zu seiner Heimatstadt hatte Chase veranlasst, nach Washington zu kommen. »Da der jetzige Vizepräsident zu alt ist und sich außerdem nicht
zur Wiederwahl stellen will, braucht unser Präsident einen neuen Kandidaten. Jemanden mit Charisma und einem untadeligen Ruf.«
    »US-Senator Michael Carlisle aus New York«, ergänzte Roman.
    »Genau. Ich habe Nachforschungen über ihn angestellt. Nach Jacquelines Tod heiratete Carlisle deren beste Freundin, mit der sie sich am College ein Zimmer geteilt hat. Madeline Carlisle zog Sloane, die erste Tochter des Senators, groß und bekam später mit ihm Zwillinge, Eden und Dawne.« Politische Perfektion, wie Roman bereits angedeutet hatte.
    »Hast du schon einmal ein Foto von der ältesten Tochter des Senators gesehen?«
    Chase schüttelte den Kopf. »Nur einen Schnappschuss von den Zwillingen und eine unscharfe Aufnahme, auf der sie im Hintergrund kaum zu erkennen ist. Warum?«
    Roman lachte. »Ich denke, sie wird dir gefallen. Zum Fahrstuhl geht’s hier lang.« Er deutete nach links.
    »Aus beruflicher Sicht gefällt mir alles an den Carlisles.« Der dynamische, gut aussehende Senator war auf dem besten Weg, sein Ziel zu erreichen, weil er anscheinend keine Leichen im Keller hatte und auch nie in einen Skandal verwickelt gewesen war. Und Chase beabsichtigte, seine Verbindungen zu nutzen, um endlich einen großen Wurf zu landen.
    Roman grinste ihn spöttisch an. »Ich hatte eigentlich nicht an deine Arbeit gedacht, als ich dich nach Carlisles Tochter fragte, hast du das nicht bemerkt?« Er verdrehte die Augen. »Natürlich nicht. Du bist ja mit Leib und Seele Journalist, außer deinem Beruf existiert nichts für dich.« Dann wurde er ernst. »Weißt du, ich habe viel von dir gelernt.«

    Angesichts des Stolzes, der in seiner Stimme mitschwang, kam sich Chase wie ein Betrüger vor. Roman hatte in seinem Leben bereits viel mehr erreicht als er selbst.
    »Und du hast Recht«, fuhr Roman fort, der Chases inneren Zwiespalt nicht bemerkte. »Diese Story bietet dir die ideale Gelegenheit, dich aus der Zweitklassigkeit der Kleinstadtberichterstattung zu befreien. Wenn du die Sache richtig angehst, kommst du vielleicht bei einem der ganz großen Blätter unter.«
    Bei den Worten seines Bruders begann das Adrenalin so heiß durch Chases Adern zu strömen wie schon seit Jahren nicht mehr – seit er bei der Beerdigung seines Vaters auch all seine eigenen Träume begraben hatte. Aber Geduld und Familiensinn machten sich nun bezahlt. Chases große Stunde hatte endlich geschlagen.
    Die Fahrstuhltür glitt auf, und sie traten in die Kabine. »Und zufällig kann ich dir dabei hilfreich unter die Arme greifen. Ich kann dir die Gelegenheit verschaffen, all den anderen Spürhunden zuvorzukommen, die sich auf Carlisles Fährte geheftet haben. Möchtest du nicht wissen, was ich dir am Telefon verschwiegen habe?«, fragte Roman.
    »Sicher.« Chase ließ seinen Seesack zu Boden fallen und sah seinen Bruder an. Ein Schauer erwartungsvoller Erregung lief ihm über den Rücken.
    »Charlotte ist mit Madeline Carlisle befreundet. Sie war Stammkundin in ihrem Wäschegeschäft hier in Washington, und sie sind im Laufe der Zeit Freundinnen geworden. Gute Freundinnen sogar. Madeline empfängt selten Reporter, aber wir können dafür sorgen, dass sie dir ein Exklusivinterview gibt. Du kannst unter vier Augen mit der Frau des Senators sprechen.«
    Romans Augen glühten vor Begeisterung, und Chases Erregung
wuchs. Eine Story wie diese konnte das Sprungbrett in ein neues Leben bedeuten. »Roman?«
    Sein Bruder blickte auf. »Ja?«
    Chase war kein Mann vieler Worte; es fiel ihm schwer, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Seine Brüder waren an seine schweigsame Art gewöhnt, und sie verstanden ihn besser als irgendjemand sonst. Er nickte Roman zu. »Danke.«
    Roman zwinkerte ihm zu. »Ich würde gerne sagen, das war ich dir schuldig, aber ich habe Angst, dass du mir dann eine Abreibung verpasst, die sich gewaschen hat. Also sagen wir einfach, du bist verdammt
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