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Fuer Akkie

Fuer Akkie

Titel: Fuer Akkie
Autoren: Jacques Vriens
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tiefen Eindruck bei ihren Freunden. So kannten sie ihre Akkie gar nicht. Sie erinnerten sich noch gut an ihren ausgelassenen Bericht vom ersten Klinikaufenthalt. Dieser Brief hier klang ganz anders.
    In den letzten Monaten hatte die ganze Klasse mitgelitten, aber irgendwie hatten sie alle immer darauf vertraut, dass Akkie wieder gesund würde. Dafür hatte in erster Linie Akkie selbst gesorgt, es war aber auch Ina zu verdanken, die nie mutlos geworden war.
    Als Ina den Brief jetzt zusammenfaltete, senkte sich eine bleierne Stille über die Klasse. Alle spürten, dass Akkie ihre Zuversicht verloren hatte. Vorbei die Zeiten, in denen Kareltje ins Krankenhaus geschmuggelt wurde …
    Patrick fand als Erster die Sprache wieder. »Sollen wir für Akkie beten?«, schlug er vor.
    »Sonst beten wir auch nie in der Schule«, wandte Brammie ein.
    Und Christel rief: »Bei uns zu Hause glauben wir an nichts.«
    »Wir schon«, hielt Elise dagegen.
    »Das mit dem Beten muss jeder für sich selbst entscheiden«, beschwichtigte Ina. »Brammie hat Recht, wir sind eine öffentliche Schule, und da wird nicht gebetet. Aber jeder darf hier so sein, wie er will. Wenn ihr also beten möchtet, macht es einfach. Ihr könnt aber auch an Akkie denken, ohne zu beten, oder ihr könnt ihr etwas schicken. Und ihr könnt auch alles auf einmal machen, wenn ihr es nur so macht, wie ihr es wirklich möchtet.«
    Und genau das taten die Sechstklässler.
    In den Wochen danach beteten manche für Akkie, und andere versuchten, so oft wie möglich an sie zu denken.
    Elise ließ ihren Kalender immer an dem Tag aufgeschlagen, an dem sie an der Theo Thijssen gewesen waren. Am Tag nach dem Streit wegen Laurens.
    Du bist und bleibst meine beste Freundin , hatte Akkie damals geschrieben.
    Es verging kaum ein Tag, an dem ihr Elise keinen Brief ins Krankenhaus schickte und Akkie erzählte, was alles in der Schule passiert war. Einmal schrieb sie:
    Ich bete jeden Abend für dich. Ich weiß, dass ihr zu Hause nicht gläubig seid, aber vielleicht hilft es ja doch.
    Die ganze Klasse überlegte sich eine Überraschung für Akkie. Sie zeichneten ein riesiges Plakat von ihr und drehten kleine Filme mit verrückten Theaterstücken, Tänzen und Liedern.
    Und alle schickten weiterhin Karten.
    Jeden Tag kam ein Riesenstapel Post für Akkie im Krankenhaus an. Aber sie war meistens so müde, dass sie nicht einmal genügend Energie hatte, die Briefe zu öffnen. Deshalb lasen ihre Eltern ihr alles vor und schmückten die Box mit Zeichnungen und Karten.
    D a die Krankheit jetzt auch in ihrem Kopf saß, musste Akkie bestrahlt werden. Dazu schob Veerle sie mitsamt ihrem Bett auf eine andere Station, wo sie unter ein großes Gerät gelegt wurde. Bei den ersten Malen reagierte Akkie kaum. Es interessierte sie nicht mehr. Hauptsache, es tat nicht weh.
    Als sie zum zigsten Mal unter den Apparat geschoben wurde, meinte Akkie auf einmal: »Das Ding sieht ja aus wie eine Kanone.«
    Veerle war überrascht, denn in letzter Zeit war Akkie sehr still und hatte keine Witze mehr gerissen.
    »Das ist eine ganz besondere Kanone«, erwiderte Veerle lebhaft. »Die meisten Kanonen schießen einen tot, aber die hier kann dich gesund machen.«
    Schweigend ließ Akkie die Behandlung über sich ergehen. Danach brachte Veerle sie zurück in ihre Box und versprach, ihre Eltern aus der Cafeteria zu holen.
    »Lass sie ruhig«, sagte Akkie, »aber bleibst du noch kurz bei mir?«
    Veerle nahm einen Stuhl und setzte sich neben ihr Bett.
    »Veerle, was ist Sterben?«
    Die Krankenschwester lächelte leicht: »Warum fragst du das?«
    »Manchmal glaube ich, dass ich bald sterbe, und ich will wissen, was dann passiert.«
    »Weißt du, Akkie«, antwortete Veerle ruhig, »wenn du zehn Menschen diese Frage stellst, bekommst du zehn verschiedene Antworten.«
    »Und was ist deine?«
    »Ich habe hier natürlich schon erlebt, dass jemand stirbt. Manchmal auch Kinder. Ich glaube, dass unser Körper nur eine Verpackung ist. Es ist viel wichtiger, was darin steckt. Ich meine nicht deinen Magen oder deine Lunge, sondern die Dinge, die du nicht sehen kannst, die du aber spürst und denkst. Und auch alles, was du für andere Menschen bedeutest. Dass man gute Freunde hat, seine Eltern liebt oder in jemanden verliebt ist. Wenn du stirbst, dann stirbt dein Körper. Aber all diese anderen Dingen bleiben.«
    »Aber wenn ich sterbe, bin ich doch gar nicht mehr da«, sagte Akkie traurig.
    »Das stimmt.«
    »Wo bin ich dann?«
    »Ich
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