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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser
Autoren: Theodor Fontane
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packen lassen und wollte folgen. Geheimrat Rosenstiel, der drei Söhne bei der Armee hat, hat einen durch Gefangenschaft verloren, die beiden andern sind verwundet. Reck, Dönhoff, die beiden Reuß sind wohl; Oberpräsident von Gerlachs Sohn ist verwundet, Fockes beide Söhne sind gesund. Zu verwundern ist es, daß die mehrsten Verwundungen nur leicht sind. Es hieß, daß Oberstlieutenant von Tippelskirch schwer blessiert sei und so sämtliche Stabsoffiziere der Garden. Anton von Stolbergs Pferd wurde erschossen, er stürzte und zwei andre Pferde über ihn, so daß er durch Quetschung sehr gelitten hat. Aber nicht gefährlich. Am meisten hat das Regiment der brandenburgischen Kürassiere verloren, welches beim Einhauen auf ein Viereck zwei Drittel seiner Mannschaft liegen ließ.  
L., den 2 1. Mal 1813
    Viel gewonnen ist dadurch, daß die Alliierten ihre Position behaupten und unterdessen Verstärkungen erhalten haben. Der französische Kaiser, um in Übermacht zu bleiben, läßt den Marschall Davoust von der Niederelbe nach Sachsen kommen. Sein Corps soll 10–12 000 Mann stark sein. Dadurch werden die Hanseaten frei, Schweden sind genug im Mecklenburgischen. Gehen die endlich über die Elbe, so wird der saubere Vandamme über die Weser zurück müssen, oder er bekommt Schläge. – Mit unseren Belagerungen geht es traurig, weil es an allem fehlt. Stettin ist eng eingeschlossen, aber weiter nichts. Küstrin wird beschossen; dieser Ort ist aber gerade der festeste. Hart ist es, seine eigenen Festungen ruinieren zu müssen, nachdem man sie dem Feinde zuliebe verproviantiert hatte. – Unsere Hoheiten sind nun gottlob alle aus Berlin fort. Sie waren eigentlich nachteilig und unbequem, brauchten eine enorme Menge Pferde, und sowie sie einpacken ließen, glaubt das Publikum, nun sei alles verloren.  
L., den 5. Juni 1813
    Ich werde ruhig hierbleiben, denn ich habe das feste Zutrauen, daß die Lage der Dinge bald besser werden wird. Schon ist es was, daß das Durchbrechungsprojekt des französischen Kaisers nicht geglückt ist. Seine Lage ist nicht angenehm, er findet Widerstand von Schritt zu Schritt, hat wenigstens schon 50 000 Mann verloren und wird in seinem Rücken beständig beunruhigt. Dabei leidet er Mangel, und in Dresden selbst herrscht Not. Die Bewegungen der Schweden können nichts anders als ein Vorgehen gegen ganz Niedersachsen und besonders gegen die Weser beabsichtigen, und dann muß sich die feindliche Hauptarmee schwächen, um dort zu helfen. Wenn nicht die verächtliche Haltung des sächsischen Hofes und die nun glücklicherweise beseitigte Jalousie der Dänen die Projekte des Feindes befördert hätten, so wäre dieser so weit nie gekommen. – Unsere Landwehren bilden sich in der ganzen Gegend, sie fangen an, eine militärische Konsistenz zu bekommen, und werden in kurzem keinem regulären Corps weichen. Der Landsturm dagegen ist meiner Meinung nach ein Unding. Indessen wird auch daran gearbeitet. Alles in allem, es steht nicht schlecht. Sollte nichtsdestoweniger das Unglück über uns hereinbrechen, so geh ich, nachdem es die Umstände erlauben, nach Stargard oder der Insel Rügen. Ich bleib aber nochmals bei meiner Meinung, daß die Sachen besser stehen, als manche fürchten, und schon ist es ein vieles, daß das Poniatowskische Armeecorps in Polen entwaffnet ist. Spanien wird wohl bald ganz frei sein, denn da geht es rasch vorwärts, und binnen kurzem wird Frankreich seine Südgrenze zu schützen haben. Jetzt ist die große Krisis. Hilft uns Österreich , so ist Deutschland frei.
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L., den 22. Juni 13
    Die momentane Gefahr, in der wir schwebten, wurde durch den über das Oudinotsche Corps vom General von Bülow erfochtenen Sieg bei Luckau beseitigt, und ich kann ruhig hierbleiben. An unsern Zustand mag ich nicht denken, und ich schwanke beständig hin und her, ob ich Mut fassen oder ihn verlieren soll. Wenn die, welche auf dem Papiere beständig stärker sind als im Felde, es ernstlich meinen und es auch zeigen wollten, so müßte die wieder mal in einer langen Spitze vorgeschobene Stellung des Feindes einen verderblichen Rückzug Napoleons zur Folge haben. Die traurigen Ölgötzen in D. und K. sind der menschlichen Existenz eigentlich unwürdig. Auf ihre Dummheit gründen sich die Vorteile des Feindes, und wenn ein Dritter (Österreich) sich zu ihnen gesellt, so ist alles verloren. Gesellt er sich aber zu uns, so werden sich die stolzen Wellen von selbst legen. Was Kotzebue
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