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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser
Autoren: Theodor Fontane
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fürchten, wenn der Allgewaltige mit einer neuen Heeresmacht heranzieht. –
    Im Münsterschen und Bergischen hat die enorme Konskription Unruhen veranlaßt. Ebenso ist in Bayern Uneinigkeit zwischen Vater und Sohn wegen neugeforderter Truppenaushebungen. Allerwärts scheint Zunder zu glimmen. – Unter so vielen düstern Aussichten erscheint manchmal ein lustiger Einfall, ein gutes französisches Wortspiel. Der Gewaltige schilt seinen Gärtner zu St. Cloud darüber, daß die Treibhäuser in schlechtem Zustande seien. Der entschuldigt sich, »parce qu'on l'a laisse manquer de tout«. Das Ende seiner Entschuldigung aber ist: »Voilà pourquoi les lauriers sont flétris et les grenadiers gelés.«  
B., den 21. Februar 1813
    Die Geschichte von der Uneinigkeit der hiesigen Bürger mit dem französischen Militär – veranlaßt durch einige aufgegriffene Krümper, die nach Kolberg gehen sollten und bei dieser Gelegenheit ein französisches Wachkommando insultierten – hätte schlimmer werden können, wenn nicht die Polizei und Bürgergarde das Rechte getan und die Rädelsführer arretiert hätten.
    Die königliche Familie, die noch hier ist, hat es sehr übelgenommen, daß man französischerseits gewillt gewesen ist, das Schloß zu einer Art von Defensionsburg zu machen. Der Minister von der Goltz hat dem Gouverneur einen derben Protest überreichen müssen. Sodann verlautet, daß auch der Magistrat dem französischen Gouverneur im Namen der Bürgerschaft erklärt habe, »da die Residenz kein Kriegsplatz wäre, so könnte auch kein Artilleriefeuer in den Straßen der Stadt geduldet werden. Der erste Kanonenschuß, der einen Bürger oder sein Eigentum beschädige, würde das Signal zur Sturmglocke sein und könne von dem Augenblick an der Magistrat für die Folgen nicht einstehen.« –
    Übrigens hab ich den Schreck bewundert, den die tollkühnen Kosaken den jungen, unerfahrenen französischen Soldaten einjagten, obgleich jene wenig gefährlich sind. Ein junger Graf Schwerin, der unvorsichtig genug gewesen ist, gestern vor dem Tore zu reiten, ist in das Scharmützel hineingeraten und von einer Kugel schwer verwundet nach Hause gebracht worden. Ein paar Bürgersleute sind auch blessiert.  
Lb., 22., morgens
    Ich wollte, wir wären in Ruhe, deren wir so sehr bedürfen. Um Dir einen Begriff von dem Umfange der Aushebungen zu machen, so sag ich Dir nur, daß mir der Kutscher und drei Hofknechte samt einem Taglöhnersohn genommen sind. Wenn das aus einer Wirtschaft geschieht, so kannst Du Dir denken, wie's im Ganzen geht.  
B., d. 4. März 13
    Heut ist uns endlich das Heil widerfahren, daß die Franzosen des morgens vier Uhr die Stadt verlassen haben. Seit meinem vorigen Briefe machten sie zu belachende Anstalten, um die Stadt zu verteidigen, in der Tat aber sah man, daß sie von Furcht erfüllt waren. Nur zwei Tore: das Brandenburger und das Oranienburger Tor, waren offen gelassen, die anderen hatte man inwendig bis zu zehn Fuß hoch mit Erde beschüttet, damit sie nicht geschwind frei gemacht werden könnten. Am Potsdamer und Brandenburger Tor waren die nächsten Häuser mit vierzig und fünfzig Mann belegt; Graf Reuß hatte deren sogar 100 und den General Grenier dazu. Dieser (Grenier) hatte nicht, wie gewöhnlich, zum Abmarsch trommeln lassen, und die mündliche Bestellung mußte wohl schlecht besorgt worden sein, kurzum, einige achtzig französische Soldaten, die einquartiert gewesen waren und erst durch den Lärm vom Abmarsch ihrer Landsleute erfuhren, wurden noch in der Stadt überrascht und gefangengenommen. Um elf Uhr waren gewiß 2000 Kosaken und ein Regiment Dragoner in der Stadt. Wollte nur Gott, daß alles dies uns endlich zu einem festen und ruhigen Zustand hinüberführte. Der Kommandant von Spandau, ein Holländer, Graf Hogendorp, hat es wie der Glogauer gemacht und alles Vieh von den benachbarten Ortschaften eintreiben, heut auch die Gewehrmanufaktur auf dem Plan und die Vorstadt von Spandau abbrennen lassen. Der Mensch verdient dafür einer harten Strafe zu begegnen, denn das elende Nest Spandau kann sich, wenn es ordentlich angegriffen wird, nicht halten, und doch tut er einen so großen Schaden. – Einige französische Legationssekretäre, die die Kosaken hinter Potsdam aufgefangen haben, sind von diesen über Oranienburg und Liebenwalde weiter rückwärts transportiert worden. Überhaupt sind die Kosaken wahre Spürhunde und wahrlich nicht solche verächtlichen Feinde, wie die französischen
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