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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser
Autoren: Theodor Fontane
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Bulletins sie beschreiben. Sie haben hier keinen Augenblick gezaudert, mit der Infanterie sich herumzuschießen, und wenn sie gar eine Aussicht auf Beute haben, so sind sie tollkühn.
    Die armen Sachsen beklag ich von Herzen; sie sind das Opfer der französischen Gesinnung ihres Ministeriums und werden jetzt feindlich behandelt werden, wozu die Proklamation ihres fliehenden Königs nur noch mehr beitragen wird. Wahrscheinlich sind russische Abteilungen schon bis gegen Dresden vorgerückt, und gestern wurde versichert daß sie in Luckau 100 000 Taler Kontribution eingefordert hätten. – Auch gegen die Bayern äußern sich die Russen sehr feindlich. – In Amsterdam haben, wie ich höre, sehr beunruhigende Szenen stattgefunden. Auch hier würd es nicht an Volksgewalttätigkeiten gefehlt haben, wenn die 4000 Mann starke Bürgerwache nicht sorgfältig ihren Dienst beobachtet hätte. Nur in einzelnen Handlungen, und namentlich bei der Kosakade vom 19. Februar, trat die feindselige Volksstimmung unverhohlen hervor. – Von Geheimrat Fockes Söhnen ist der älteste (der schon Assessor war) und der dritte mit in den Krieg, Überhaupt aber sind von hier 6000 Freiwillige teils nach Breslau, teils nach Kolberg abgegangen, von denen gewiß zwei Drittel durch Beiträge ausgerüstet worden sind. Bei dem guten Willen, den jeder bezeigt, ist es zu bewundern, wie das Kokardenedikt so mit dem Knüppel unter die Leute werfen kann. Ein solch grobes Benehmen verdirbt all das Gute wieder, was zu erwarten war. Ich mag wohl zu alt und zu kalt sein, um alles aus dem rechten oder wenigstens aus einem wünschenswerten Gesichtspunkte betrachten zu können, allein wenn der Enthusiasmus in Grobheit ausartet , ist für mich der Beweis da, daß er die Vernunft über den Haufen wirft.  
Berlin, d. 11. März 13
    Sie sind also abgefahren, und Gott gebe, daß sie nie wiederkommen. In die Zukunft kann man nicht sehen, aber der Anschein sagt, daß die Franzosen, wenn wir ihnen nur scharf auf die Haut gehen, unterliegen werden.
    General Yorck mit dem preußischen Corps wird hier nächstens erwartet, ebenso das Corps, welches General Bülow in Pommern kommandierte. Die Armee wird sehr ansehnlich werden, wovon sie aber leben soll, weiß ich nicht recht, da die Scheunen leer sind. Wenn wir nur direkt auf Dresden gingen, um den sächsischen »Ölgötzen« vom Rheinbund abzuzwingen. Das erscheint mir als das Notwendigste. Graf Tauentzien wird Gouverneur von Pommern. Obrist von Knesebeck, der zum Generaladjutanten ernannt werden soll, besucht vorab die Kaiser Alexander und Franz.  
L., d. 12. [März] 13
    Das Wittgensteinsche Corps ist hier 10 000 Mann stark eingerückt, die Kosaken und Baschkirn nicht mitgerechnet. Infanterie und Kavallerie sind schön, nur ist das Grün der Uniformen sehr verbleicht. Die Pferde alle in gutem Stande, die Artillerie vortrefflich. Aber komplett sind die Regimenter nicht. Essen und Trinken schmeckt ihnen. Bis heute habe ich noch kein Belagerungsgeschütz gesehen; das muß aber doch dasein, wenn man Festungen einnehmen will. An den sächsischen König soll eine Einladung abgegangen sein, sich wieder nach Dresden zu begeben und den Rheinbund zu verlassen, widrigenfalls sein Land feindlich behandelt werden würde. Mich soll's wundern, ob er auch jetzt noch der Stimme seiner Minister und Generale mehr Gehör geben wird als der seines Volkes, das durchaus gegen die Franzosen ist. Sein General Thielemann hat alles, was noch von Truppen vorhanden war, in der Niederlausitz zusammengezogen; er ist bekanntermaßen ein gewaltiger Franzosenfreund. Unter den Generalen, die Graf Wittgenstein mitgebracht hat, ist auch Herr von Dörnberg, der seinerzeit (1809) die verfehlte Revolution in Kassel anordnete. Möchte er doch jetzt in Kassel als Sieger einziehen können. Seine Westfälische Majestät sollen schon alles, was einigen Wert hat, haben einpacken lassen, sich also auf alle Fälle bereithalten. Darauf kann er rechnen, daß, wenn die Russen bis ins Hessische kommen sollten, all seine Truppen übergehen werden, denn sie desertieren hier schon häufig und helfen jetzt unsere Freicorps bilden.  
B., den 15. März 1813
    Übermorgen, den 17., soll unser Yorcksches Corps hier ankommen. Auch das pommersche, unter General Bülow, ist schon über die Oder, um sich jenem anzuschließen. Warum das mobile schlesische Corps nicht schon längst in Dresden ist, begreife ich nicht; dem großen, allgemeinen Feinde wird dadurch nur Zeit gegeben,
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