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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Autoren: Helen Bryan
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den Kopf einer Bande. Sie haben die Tunnel benutzt, um ihre Schmugglerware an den Steuereinnehmern vorbei an Land zu bringen. Mummy war ziemlich böse, als sie mitbekam, dass Vater mir Geschichten über diese Schmugglerbande vorlas. Sie wurden verraten und aufgeknüpft und ihre Geister kamen zurück, lockten die Zöllner auf die Klippen und trieben sie in den Tod. Eine Zeit lang hatte ich Albträume deswegen.«
    Richard legte einen Arm um sie und gemeinsam blickten sie aufs Meer hinaus und auf die Sonne, die auf den Wellen tanzte. »Ich werde dafür sorgen, dass du keine Albträume hast, aber halte die Augen nach diesem Buch offen, ja? Ich mag diese alten Geschichten über die Küste auch. Wir werden sie unseren Kindern erzählen, aber wir lassen die Stellen weg, die ihnen Angst einjagen könnten. Komm, altes Haus, gehen wir mittagessen. Ich habe schrecklichen Hunger, und du?«
    Hand in Hand machten sie sich auf den Weg. Alice überlegte, wo sie das Buch zuletzt gesehen hatte. Sie erinnerte sich vage, dass sie es in eine Kiste zu den Papieren ihres Vaters gelegt hatte. Sie nahm sich vor, es zu suchen und es Richard zur Hochzeit zu schenken. Einige der Geschichten waren wirklich ziemlich gruselig. Nun fiel ihr ein, dass es hieß, Black Dickon sei an der Stelle gehenkt worden, wo heute der Gasthof stand. Sie schauderte.
    Als sie den Gastraum betraten, spürte Alice, wie ihr der Rauch des Holzfeuers in die Nase stieg. Es duftete nach Brathähnchen am Spieß und Richard rief nach Champagner. Sie wusste gar nicht, dass man den in einem Landgasthaus überhaupt bekommen konnte. Er musste ihn eigens für diesen Anlass mitgebracht haben. Der Gastwirt strahlte und führte sie zu einem Tisch im gediegeneren Teil des Lokals, auf dem eine Vase mit Christrosen prangte. »Du hast das alles vorher arrangiert, nicht wahr? Oh, Richard, was für eine wunderbare Überraschung!«
    Richard lächelte und drückte unter dem Tisch ihre Hand. Sie erhoben ihre Gläser und prosteten einander zu. »Ich werde diesen Tag nie vergessen«, dachte sie. Sie nippte an dem Champagner, zum ersten Mal in ihrem Leben, und kicherte, als die Bläschen sie in der Nase kitzelten. So viel Glück breitete sich vor ihr aus und sie wusste, dass ihr nie wieder etwas Schlimmes widerfahren würde. Sie und Richard würden glücklich und zufrieden leben, bis an ihr Lebensende. Sie verbannte alle düsteren Gedanken an Schmuggler und ihre Tunnel aus ihren Gedanken.

2
    New Orleans,
    März 1938
    In der Villa in New Orleans drang gedämpftes Tageslicht durch die geschlossenen Schlagläden. Celeste Fontaine stand in ihrem Esszimmer und begutachtete die festliche Tafel mit den dreißig Gedecken. Sie runzelte gereizt die Stirn und zog rasch eine Platzkarte mit dem Namen »Maurice Fitzroy« aus einem silbernen Kartenhalter. Sie zerriss sie und schob stattdessen eine Karte mit dem Namen »Leutnant Richard Fairfax« hinein, der nun neben »Miss Evangeline Fontaine« sitzen sollte. Sie hatte es nicht gern, wenn sie die Tischordnung in letzter Minute ändern musste, doch Maurice hatte angerufen und gesagt, dass ihn geschäftliche Angelegenheiten, die sich nicht aufschieben ließen, auf der Plantage aufhielten. Er wollte später zum Kaffee zu ihnen stoßen. Wie unhöflich von ihm. Oder steckte mehr dahinter? Maurice war zu altmodisch, um unhöflich zu sein. Sie rückte ein schiefes Blumenarrangement gerade. Es war so beschwerlich, während des Mardi Gras Gäste zu haben.
    Alles ging schief. Die farbigen Diener verbrachten jede Nacht im Quarter und tranken und amüsierten sich. Am nächsten Morgen hatten sie Kopfschmerzen und taugten zu nichts. Doch Celestes Mann, Charles, hatte darauf bestanden, dass sie zum heutigen festlichen Mittagessen auch eine wichtige englische Delegation einlud,die in Washington mit dem Präsidenten zusammengetroffen war. Der Tag hatte katastrophal begonnen: Die Köchin wurde angeblich so sehr von ihrem Rheuma geplagt, dass sie im Bett bleiben musste. Celeste war über ihren Schatten gesprungen und hatte ihre Schwiegermutter auf dem Land angerufen, damit sie ihr ihre Köchin, Inez, schickte. Nun war Inez in der Küche, grummelte vor sich hin, schepperte mit Töpfen und Pfannen und scheuchte die Dienstmädchen in weithin hörbarem Kommandoton umher. Plötzlich stieg Celeste der Geruch von angebranntem Essen in die Nase, sie hörte ein Klatschen, dann ein Kreischen und das Geräusch von splitterndem Glas. Ein Dienstmädchen schluchzte laut in der
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