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Frost, Jeaniene

Frost, Jeaniene

Titel: Frost, Jeaniene
Autoren: Nachtjaegerin
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normale
Phase der Trauerbewältigung? Das Gefühl, der Tod hätte es auf einen selbst
abgesehen, nachdem er sich einen geliebten Menschen geholt hatte?
    »Willst du
ein paar Tage bei mir wohnen?«, fragte sie ihn. »Ich könnte ein bisschen
Gesellschaft vertragen.«
    Eigentlich
wäre Denise lieber allein gewesen, aber das wusste Paul nicht. Ihr von Randy
angelegtes Geld war dem Börsencrash zum Opfer gefallen, sodass ihr gerade genug
geblieben war, um seine Beerdigung und eine Anzahlung auf ein neues Haus fernab
vom Großteil ihrer Verwandtschaft finanzieren zu können. Ihre Eltern hatten es
zwar nur gut gemeint, in ihrer Sorge aber versucht, Denises Leben in allen
Einzelheiten zu regeln. An ihrem Arbeitsplatz mied sie den Kontakt zu Kollegen,
und das Alleinsein hatte ihr geholfen, das lange harte Jahr nach Randys Tod zu
bewältigen.
    Wenn es
allerdings Paul bei der Bewältigung seines eigenen Verlusts half, würde sie
ihr Einsiedlerinnendasein mit Freuden aufgeben.
    Ihr Cousin
machte ein erleichtertes Gesicht. »Ja. Wenn das für dich okay geht.«
    Denise
winkte dem Barkeeper. »Na klar. Gehen wir, bevor ich noch mehr in mich
reinschütte. Du hast sowieso schon zu viel getrunken, wir nehmen meinen Wagen.
Deinen holen wir morgen früh.«
    »Ich kann
fahren«, protestierte Paul.
    Denise
warf ihm einen strengen Blick zu. »Nicht heute Abend.«
    Paul
zuckte mit den Schultern. Denise war froh, dass er nicht versuchte, sich mit
ihr anzulegen. Sie hätte es sich nicht verziehen, wenn Paul nach dem Barbesuch
einen Unfall gebaut hätte. Nach ihren Eltern war er ihr nächster Verwandter.
    Pauls
Protesten zum Trotz zahlte sie die Rechnung, dann gingen sie zum Parkplatz.
Nach dem Zwischenfall drei Monate zuvor stellte Denise ihren Wagen nur noch an
gut beleuchteten Plätzen so nahe wie möglich am Eingang einer Kneipe ab. Jetzt
war zwar Paul bei ihr, als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme trug sie aber
trotzdem immer Reizgas am Schlüsselbund. Zwei verschiedene Dosen, um genau zu
sein; in der einen war Pfefferspray, in der anderen Silbernitrat. Menschen
waren nicht die Einzigen, die ihre Angriffe gern im Dunkeln starteten.
    »Das
Gästezimmer ist zwar klein, hat aber einen Fernseher«, verkündete Denise, als
sie den Wagen erreicht hatten. »Willst du ...«
    Ihr Satz
endete in einem Schrei, als Paul von einem Mann zurückgerissen wurde, der
hinter ihm aus dem Nichts aufgetaucht war. Auch Paul wollte schreien, aber ein
Arm, der ihm die Kehle zudrückte, hielt ihn davon ab. Mit glühenden Augen sah
der Fremde von Denise zu ihrem Cousin.
    »Noch
einer«, zischte er und legte Paul die Faust auf die Brust.
    Denise
schrie, so laut sie konnte, griff sich ihr Pfefferspray und sprühte dem Mann
ins Gesicht. Der blinzelte nicht einmal, nur Pauls Augen schwollen zu, als das
Reizgas ihn traf.
    »Hilfe!«,
brüllte Denise und sprühte, bis die Dose leer war. Der Mann rührte sich nicht,
während Pauls Gesicht allmählich blau anlief.
    Sie
schnappte sich das Silbernitrat und sprühte viermal. Nun kniff der Mann in der
Tat die Augen zusammen, aber eher aus Überraschung. Schließlich lachte er.
    »Silber?
Wie interessant.«
    Denise
waren die Waffen ausgegangen, und der Mann hatte seinen Griff keinen Millimeter
gelockert. In Panik ballte sie die Fäuste und stürzte sich auf ihn ... nur um
einen Augenblick später auf ihrem zu Boden gesackten Cousin zu landen.
    »Was ist
da draußen los?«, rief jemand aus der Bar.
    Denise
blickte hoch. Der Fremde war verschwunden. Etwa einen Meter entfernt saß ein
großer Schäferhund, das Maul zu einem breiten Hundegrinsen geöffnet. Er drehte
sich um und lief davon, als aus der Bar eine Handvoll Leute näher kam.
    »Rufen Sie
den Notarzt!«, rief Denise, die entsetzt feststellte, dass Paul nicht mehr
atmete. Sie legte die Lippen auf seine, blies mit aller Kraft ... und musste
würgen, als sie Pfefferspray in den Mund bekam.
    Hustend
und röchelnd sah Denise zu, wie ein junger Mann sich an einer Herzdruckmassage
versuchte und dann ebenfalls keuchend aufgab. Sie legte zwei Finger an Pauls
Hals. Nichts.
    Fast ein
Dutzend Leute standen um sie herum, von denen es aber anscheinend niemand für
nötig hielt, zum Handy zu greifen.
    »Rufen Sie
doch endlich einen verdammten Krankenwagen«, keuchte
sie, während sie unablässig auf Pauls Brust einschlug und versuchte, ihn zu
beatmen, obwohl sie selbst kaum Luft bekam. »Komm schon, Paul! Mach das nicht!«
    Undeutlich
sah sie, wie das Gesicht ihres Cousins immer dunkler
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