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Frost, Jeaniene

Frost, Jeaniene

Titel: Frost, Jeaniene
Autoren: Nachtjaegerin
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Möglicherweise hatte sie
ihn einfach nur verfehlt, möglicherweise aber auch nicht. War ihr Cousin von
einem Vampir umgebracht worden, konnte der Denise glauben gemacht haben, er
hätte sich in einen Hund verwandelt und wäre durch Silberspray nicht in die
Flucht zu schlagen gewesen. Menschliche Erinnerungen ließen sich leicht manipulieren.
In diesem Fall würde sich der Mörder aber sicher auch fragen, woher sie das mit
dem Silber gewusst hatte, sodass er womöglich zu dem Schluss kam, er müsste
mehr als falschen Zauber einsetzen, um sicherzustellen, dass Denise den Mund
hielt. Das Risiko wollte Spade nicht eingehen.
    Er warf
seinem Bett einen sehnsüchtigen Blick zu. Die verheerende Lethargie, die mit
dem Sonnenaufgang einherging, hatte er schon vor langer Zeit überwunden, was
aber nicht bedeutete, dass er sich jetzt auf die Fahrt nach Texas freute. Na
ja. So konnte er wenigstens dafür sorgen, daß Crispin und Cat nicht überstürzt
aus Neuseeland aufbrechen mussten, um sich einer Sache anzunehmen, bei der es
sich aller Wahrscheinlichkeit nach nur um den trauer- und stressbedingten emotionalen
Zusammenbruch einer Sterblichen handelte.
    Er dachte
daran, wie Denise ihn nach ihrem letzten Treffen angesehen hatte. Ihre
Kleidung war blutbespritzt gewesen, ihr Gesicht so elfenbeinblass wie Spades
eigenes, und in ihren haselnussbraunen Augen hatte eine Mischung aus Angst und
Abscheu gestanden.
    Warum
musstest du ihn umbringen?, hatte sie geflüstert.
    Wegen
ihrer Pläne, war Spades Antwort gewesen. Solche
Menschen haben kein Recht weiterzuleben.
    Sie hatte
das nicht verstanden. Spade schon. Nur zu gut. Menschen zeigten Kriminellen
gegenüber vielleicht mehr Nachsicht als Vampire, aber Spade war nicht so dumm,
einem, und sei es auch nur potenziellen, Vergewaltiger gegenüber, naive Milde
walten zu lassen.
    Auch was
Denise zu ihm gesagt hatte, als er sie später vor ihrem Haus abgesetzt hatte,
wusste er noch. Ich habe die Gewalt in eurer Welt so satt. Er hatte
diesen Ausdruck schon auf vielen menschlichen Gesichtern gesehen, den müden
Tonfall in ihrer Stimme gehört. Wäre Crispin durch die jüngsten Ereignisse
nicht so beschäftigt gewesen, hätte er Cat erklärt, dass es das Barmherzigste
wäre, Denises gesamte Erinnerung an Untote zu löschen. Vielleicht würde Spade
das sogar selbst tun, falls Denise übergeschnappt war. Barmherzigkeit hin oder
her, sollte Denise tatsächlich den Verstand
verloren haben, wäre damit auch gleich eine potenzielle Gefahr gebannt.
    Spade
packte Kleidung für ein paar Tage ein und ging in die Garage hinunter. Am
Steuer seines Porsche setzte er sich eine dunkle Sonnenbrille auf und öffnete
per Fernbedienung das Garagentor. Die verdammte Sonne war schon aufgegangen.
Er warf dem Himmelskörper einen hasserfüllten Blick zu und fuhr in die
Dämmerung hinaus. Menschen. Sie waren zwar lecker, sonst aber meist eine Last.
     
    Denise konnte
kaum atmen. Sengender Schmerz schoss ihr von der Brust ausgehend in den Arm und
den ganzen Körper. Sie sah Fünkchen stieben. Ich sterbe
...
    »Warum
hast du mich mit Silbernitrat besprüht?«, hörte sie eine muntere Stimme fragen.
    Die Hand,
die auf ihrem Gesicht gelegen hatte, verschwand, und Denise konnte ein paarmal
tief und schmerzhaft Atem holen. Das Brennen in ihrer Brust ließ ein wenig
nach, und sie konnte wieder klar genug sehen, um zu erkennen, dass sie sich
noch immer in ihrem Hausflur befand. Denise wollte den Mann wegstoßen, der sie
festhielt, aber sie war zu schwach; nicht einmal die Hände konnte sie heben.
Hätte der Fremde den Griff um ihre Taille gelockert, wäre sie zu Boden
gegangen.
    »Antworte.«
Wieder verlieh wütender Schmerz seinem Befehl Nachdruck.
    Denise
schaffte es zu sprechen, obwohl das Engegefühl in ihrer Brust ihr das Atmen
schwer machte.
    »Ich
dachte, du wärst ... ein Vampir.«
    Der Fremde
lachte. »Falsch. Und auch beleidigend, aber interessant. Was weißt du über
Vampire?«
    Ihre
Pistole lag knapp zwei Meter entfernt auf dem Tisch. Denise ließ sich in den
Armen des Fremden zusammensacken, hoffte, er würde sie loslassen. Vielleicht
könnte sie dann ihre Pistole erreichen.
    »Antworte«,
befahl der Fremde erneut, wobei er sie mit einem Ruck zu sich umdrehte. Seine
Augen glommen rot, aber abgesehen davon - und dem Geruch, der von ihm ausging,
als hätte er gerade irgendetwas in Brand gesteckt - sah er aus wie ein
Collegestudent. Sein Haar war von hellerem Braun als das ihre und zu einem
Pferdeschwanz
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