Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Vorderreifen des Wagens. Der Fahrer konnte das Fahrzeug gerade noch abfangen, bevor es in den Wald raste.
    »Weiter!« brüllte Müller. »Und wenn wir auf den Felgen fahren. Weiter! Weiter!«
    Zwei Minuten später fuhren sie auf den Felgen. Die Partisanen hatten ihr Feuer auf die Felgen konzentriert und auf die Motoren. Es war dann nur noch eine Frage der Zeit, bis die Fahrzeuge liegenbleiben würden.
    Die Wagen krochen nur noch vorwärts. Kaum mehr als Schritttempo.
    »Zusammenbleiben!« brüllte Müller zum nächsten Wagen.
    Aber der schwere Bus des Fronttheaters konnte nicht Schritt halten. Immer weiter fiel er zurück, zog das Feuer der Partisanen auf sich.
    Ein Leuchtspurgeschoß traf die festgelaschten Reservekanister. Mit dumpfem Krachen flogen sie in die Luft. Brennendes Benzin ergoß sich in das Gepäckabteil und setzte die Koffer in Brand.
    Sonja bemerkte die Hitze zuerst. Der eiserne Boden unter der letzten Sitzreihe begann zu glühen. Brenzliger Geruch breitete sich im Wagen aus.
    »Wir brennen«, stammelte sie fassungslos. »Wir brennen …«
    Niemand antwortete ihr.
    Erika hatte ihren Kopf an Gartens Schulter gelegt. Ihre Augen waren fest geschlossen.
    Lore lag apathisch auf dem Rücksitz und starrte gegen das Wagendach. Also gut, wir brennen, dachte sie resigniert. Irgendwie muß man ja sterben. Vielleicht war Jupp schon tot. Bestimmt hatten sie ihn schon erschossen, und sie wußte es nur nicht.
    Sie würde nun ihren kleinen Jungen nicht wiedersehen. Aber er war ja bei Irenes Mutter gut aufgehoben. Sie hatte doch versprochen, sich um ihn zu kümmern.
    Die erste Flamme leckte in das Innere des Wagens, schwelte an einem Polstersitz.
    »Anhalten!« Sonja sprang auf die Füße und stürzte auf den Fahrer zu.
    Das Rütteln des Wagens riß sie wieder zu Boden. Sie stemmte sich hoch, kroch auf Händen und Füßen über den glühenden Wagengang. »Anhalten!« schrie sie. »Ich will nicht verbrennen! Ich will nicht …!«
    Walter Meyer packte sie an der Schulter, riß sie zu Boden.
    »Bleib in Deckung, du Depp!« brüllte er sie an. »Du willst wohl mit Gewalt abgeknallt werden, was?«
    »Ich will nicht verbrennen!« Nur noch ein leises Wimmern.
    »Wenn wir anhalten, sind wir geliefert«, sagte Meyer. »Wir können hier nicht raus, solange wir beschossen werden.«
    Er zog Sonja an sich, hielt sie fest. Das Feuer hatte sich weitergefressen. Die ganze hintere Sitzreihe des Busses stand jetzt in hellen Flammen. Die Hitze wurde immer unerträglicher, dicker Qualm wälzte sich auf sie zu, fraß sich in die Lungen.
    Niemand sah, wie der Fahrer plötzlich zusammenzuckte und über das Lenkrad sank.
    Sie spürten nur, daß der Bus mit einemmal scharf nach links schwenkte.
    Knirschend fuhr die nackte Felge des Vorderrades gegen einen Stein.
    Das schwere Fahrzeug schwankte. Dann legte es sich langsam, unendlich langsam, fast zögernd auf die Seite.
    Es war totenstill. Nur die Flammen prasselten leise.
    Dann ertönte ein Schrei. Der gellende Angstschrei einer Frau.
    Eine Glasscheibe zerbarst. Dahinter erschien ein verzerrtes Frauengesicht.
    »Hilfe!« schrie es. »Hilfe!«
    Sonja versuchte, sich hochzustemmen, aus dem zertrümmerten Fenster zu klettern.
    Drei, vier Schüsse peitschten aus dem Wald. Dicht neben ihr schlugen sie in das Blech der Wagenverkleidung.
    Walter Meyer riß sie zurück, zurück in den brennenden Wagen, und drückte sie auf den Boden.
    »Die Hunde wollen uns bei lebendigem Leib braten lassen«, schrie er wütend. »Die wollen uns …« Ein quälender Hustenreiz stieg in seine Kehle. Immer dichter wirbelte der erstickende Qualm aus dem brennenden Heck des Fahrzeugs. Die Hitze war unerträglich.
    »Schlagt die anderen Fenster auch noch ein!« Garten hatte schon einen Schuh vom Fuß gerissen und schmetterte ihn gegen eine Scheibe.
    »Wenn sie uns nur erschießen wollten!« Erika starrte mit entsetzten Augen in die Flammen, die sich unerbittlich näher fraßen.
    Vielleicht wäre es besser gewesen, die Fenster heil zu lassen, dachte sie. Ersticken soll nicht so schlimm sein. Wenigstens tut es nicht so weh.
    Aber verbrennen …
    »Einer von uns muß versuchen, rauszukommen«, sagte Fritz Garten zu Walter Meyer.
    »Das ist glatter Selbstmord«, rief Meyer entsetzt.
    »Und was ist das hier?« Garten deutete auf die Flammen. »Ich sage ja gar nicht, daß du gehen sollst.«
    Er packte Meyer am Arm, stellte ihn unter das letzte Fenster, kletterte auf seinen Rücken.
    »Wenn ich ›los!‹ sage, gibst du mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher