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Frisch getraut: Roman (German Edition)

Frisch getraut: Roman (German Edition)

Titel: Frisch getraut: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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als Mann in seinem Alter die Probleme, sich auf jemanden einzulassen, auf Mama und Papa schob. Probleme, sich einzulassen? Schon viele Frauen aus seiner Vergangenheit hatten ihm das vorgehalten, doch er hatte es nie geglaubt. Er hatte nie gefunden, dass er ein Problem damit hatte, sich auf irgendwas einzulassen. Es brauchte viel Hingabe und »Sich-Einlassen«, um Storys aufzuspüren und zum Druck zu bringen. Aber natürlich war das nicht dasselbe. Frauen waren viel unberechenbarer.
    »Ich dachte, ich hätte sie glücklich gemacht«, murmelte er und spürte eine schwere Last auf seiner Brust. »Warum konnte sie es nicht einfach darauf beruhen lassen? Warum müssen Frauen immer alles ändern?«
    »Weil sie Frauen sind. So sind sie eben.« Leo zuckte mit den Schultern. »Ich bin ein alter Mann, und ich hab sie nie verstanden.«
    Es klingelte an der Tür. Leos Knie knackten, als er sich vorsichtig von der Couch hievte. »Bin gleich wieder da.« Er durchquerte das Wohnzimmer und öffnete die Haustür. Joyces Stimme schallte durch den Eingang des Kutschenhauses.
    »Claresta hat sich ein Taxi gerufen und ist aus dem Haus gestürzt. Ist etwas vorgefallen, wovon ich wissen sollte?«
    Leo schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Ist etwas zwischen Clare und Sebastian vorgefallen?«
    Sebastian rechnete fast damit, dass sein Vater die armseligen Details ausplaudern und er selbst wieder aus Joyce-Land vertrieben würde.
    »Davon weiß ich nichts«, log Leo. »Doch selbst wenn, die zwei sind erwachsen und können das selbst klären.«
    »Ich kann nur nicht hinnehmen, dass Sebastian sie verletzt.«
    »Hat Clare denn gesagt, dass Sebastian sie verletzt hat?«
    »Nein, aber sie sagt mir ja nie, was in ihrem Leben vor sich geht.«
    »Ich habe Ihnen auch nichts zu sagen.«
    Joyce seufzte. »Tja, wenn Sie irgendetwas hören, lassen Sie es mich wissen.«
    »Mach ich.«
    Sebastian erhob sich, als sein Vater den Raum wieder betrat. Er fühlte sich rastlos, als würde er gleich zusammenbrechen. Er musste hier raus. Er musste Distanz zu Clare kriegen. »Ich fahre nach Hause«, verkündete er.
    Überrascht blieb Leo stehen. »Jetzt gleich?«
    »Ja.«
    »Es ist ein bisschen spät, um noch bis nach Seattle zu fahren. Warum wartest du nicht bis morgen?«
    Sebastian schüttelte den Kopf. »Wenn ich müde werde, halte ich an.« Doch er bezweifelte aufrichtig, dass er müde würde. Er war zu wütend. Er hatte nur einen Matchsack aus seinem Wagen geladen, den er eilig aus dem Schlafzimmer holte. Zwanzig Minuten später bog er auf die I-84 Richtung Norden.
    Er fuhr nonstop durch. Sechseinhalb Stunden mit nichts als Asphalt und Wut. Sie hatte behauptet, dass sie ihn liebte. Tja, das war ihm neu. Als er das letzte Mal nachgefragt hatte, wollte sie noch mit ihm befreundet sein. Im Januar hatte sie ihm ausdrücklich gesagt, er brauche es ihr nur zu sagen, wenn er sich mit anderen Frauen treffen wollte. Als wäre das echt kein Problem für sie. Das Seltsame daran war, dass er es nicht mal in Erwägung gezogen hatte. Nicht ein einziges Mal. Und jetzt auf einmal wollte sie mehr.
    Sie liebte ihn. Liebe. Liebe brachte Verpflichtungen mit sich. Sie wurde einem nie geschenkt. Liebe zog immer etwas nach sich. Sich-Einlassen. Erwartungen. Veränderung.
    Die ganzen sechseinhalb Stunden lang schwirrten ihm Gedanken durch den Kopf, die er hin und her wälzte, und als er endlich seine Wohnung betrat, war er völlig erschöpft. Er fiel ins Bett und schlief zwölf Stunden lang. Als er wieder aufwachte, war er zwar nicht mehr müde, aber immer noch wütend.
    Er warf sich in eine Jogginghose und trainierte an der Kraftmaschine im Gästezimmer. Dabei reagierte er einen Teil seiner Wut ab, schaffte es aber nicht, Clare aus dem Kopf zu kriegen. Nachdem er geduscht hatte, ging er in sein Büro und warf den Computer an, um sich mit Arbeit abzulenken. Stattdessen musste er daran denken, wie sie damals in dem blauen Nachthemd in sein Arbeitszimmer gekommen war.
    Nach einer Stunde sinnlosen Tippens rief Sebastian ein paar
Kumpels an und traf sich mit ihnen in einer Bar nicht weit von seiner Wohnung. Sie tranken Bier, spielten Poolbillard und fachsimpelten über Baseball. Mehrere Frauen in der Bar flirteten mit ihm, doch er war nicht interessiert. Er hatte grundsätzlich von allen Weibern die Schnauze voll, und von cleveren, attraktiven erst recht.
    Er hatte eine Scheißlaune, einen Scheißabend und sich ganz allgemein wie ein Scheißtyp verhalten. Sein ganzes Leben
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