Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Fröhlich
Vom Netzwerk:
voller Freude: »Gerne« und schnappt sich eins der größten. Leider ist der Belag etwas matschig, und ein Stückchen platscht meiner Tochter mitten ins Gesicht. Ich muß lachen, Schwester Huberta stammelt eine Entschuldigung und pickt der Kleinen, die Pizza anscheinend noch nicht sehr zu schätzen weiß, die Reste von der Stirn. Christoph rauscht mitten ins Chaos mit Teller und Besteck. »Das ist also Pizza, Claudia, und das ist dein Vater.«
    Sie fängt richtig an zu schreien. Christoph zaubert mit verzücktem Gesicht eine Riesenpackung Milka hervor. »Ich bin so glücklich, Liebling, und irgendwie auch dankbar«, stammelt er gerührt und legt mir die Schokoladenherzen aufs Kopfkissen.
    Da sag mal einer, Werbung funktioniere nicht. Nur im Reklamefilmchen strahlt die junge schöne Mutter, als läge ein Cabrio auf dem Kopfkissen. Ich habe meine Hormone besser im Griff und lasse mich von einer Packung Schokolädchen in mittlerer Preislage nicht aus meinem seelischen Gleichgewicht bringen. Schließlich hatte ich mir mein Rauspreß-Geschenk doch etwas aufwendiger vorgestellt. In einem kleinen Kästchen, mit Samt ausgeschlagen, golden glitzernd, mit fettem Stein obendrauf. Es gibt eben Schmuckschenkmänner und welche, denen so was im Traum nicht einfällt. Christoph gehört zur zweiten Kategorie. Aber wer konnte das ahnen? Männer haben nun mal beim Kennenlernen keine genaue Gebrauchsanleitung beiliegen.
    So nach dem Motto: Braucht viele Komplimente, schenkt gerne, hat’s beim Sex lieber dunkel und raucht vor dem Frühstück. Vergöttert Mama und liebt Breitcordhosen ohne Aufschlag.
    Wäre doch praktisch. Und würde gröbste Fehlgriffe vermeiden. Daß ich auf Christoph getroffen bin, war so etwas wie ein Riesenmißverständis. Obwohl ich taktischer denn je vorgegangen bin.
    Es war vor etwa 2 Jahren. Kurz nach meinem 30. (übrigens ein ätzender Geburtstag mit saublöden Geschenken: Liposomencremes, dumme Sprüche: »Kind jetzt tickt deine biologische Uhr aber schon richtig laut, und du hast nicht mal einen Mann … Jetzt mußt du dich aber mal ranhalten … dir muß wohl einer gebacken werden … « usw.). Mit anderen Worten ein normaler 30. Geburtstag einer Single-Frau. Daß ich knapp 4 Wochen nach diesem denkwürdigen Geburtstag dann Christoph kennengelernt habe, kam eigentlich durch meine Mutter. Denn Mutti, eine resolute und nicht unflotte Person, hat eine alte Schulfreundin. Heidrun. Und diese Heidrun hat einen nach eigenen Angaben wahnsinnig attraktiven und schlauen Sohn, der zufällig noch zu haben ist. 31 und Medizinstudent. Ja, und dieses Fabelwesen, genannt Gregor, und ich wären doch die perfekte Kombination. Meinen jedenfalls Mutti und Heidrun. Haben sie beim gemeinsamen Bridge beschlossen. Mir sind solche Kuppelversuche von hysterischen Müttern (»… Wir werden nie Enkelkinder haben … Alle haben schon welche … «) eher unangenehm. Aber im Fall von Gregor war ich dann bereit, mal eine Ausnahme zu machen. Es ist zwar fast ausgeschlossen, daß irgendwo da draußen auf freier Wildbahn noch einer rumläuft, der so phantastisch ist, wie Gregors Mutter behauptet, aber man weiß ja nie. Also habe ich Mutti in einer schwachen Stunde gesagt, dieser noch zu habende Traumkerl »soll mich halt mal anrufen«. Das hat er dann auch getan. 3 Wochen später. Morgens um halb acht. »Morgenstund hat Gold im Mund«, hesselt es mir ins Ohr. »Hier is de Gregor, un die Mutti meint, du tätst gern ma mit mer fortgehn. Moin mach isch uff die Fete an der Uni, Medizinerfete, obwohl isch ja jetzt schon PJ ler bin. Es stört misch net, wenn de mitkommst.«
    Oberpeinlich, da denkt diese Kreuzung aus Heinz Schenk und Heiner Lauterbach, ich würde mich nach ihm verzehren. Wäre verrückt darauf, mit ihm auszugehen. Wer weiß, was ihm seine Mami, diese Heidrun, Gräßliches über mich erzählt hat. »Ach weißte, Gregor, die Klaa von de Erika (meine Mutter) scheint mer forchtbar allein zu sein, tu doch deiner Mutti ema en Gefalle un führ se einmal aus. Isch mach dir seit Jahrn die Wäsch, da werd des ja wohl ema möglisch sein, des de dich einmal mit der triffst, Burschi, sei en liebe Bub.« Nur so kann es gewesen sein. Grauenvoller Gedanke. Aber da unterbricht er meine Horrorvisionen, Demütigungsgedanken ersten Grades und fragt: »Ei, was is jetzt, kommst de oder net?« Wenn ich jetzt nein sage, verzeiht mir das meine Mutter nie, und ich muß mir die nächsten Jahre anhören, daß ich an allem selbst schuld bin. Ich stoße ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher