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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Fröhlich
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kurzes »Warum nicht« aus und gebe ihm meine Adresse. »Wäre acht Uhr okay?« frage ich.
    »In Ordnung«, grummelt Gregor, »ich hup dreima, un dann kommst de runner. Also, moin, acht Uhr.«
    Der denkt wohl, wenn er sich bis zur Wohnungstür wagt, reiß ich ihn noch im Flur aufs Linoleum und mache wilde Sachen mit ihm. Sachen, vor denen er wahrscheinlich selbst im größten Grüne-Soße-Rausch noch panische Angst hat. Was das für eine Schlagzeile wäre: Mann wird von halbverdörrter Singelin zu ausschweifenden Spielen genötigt. Wenn der Typ aussieht, wie er spricht, dann gute Nacht. Artig stammele ich: »Also, um acht« und stelle mir vor, wie er direkt nach dem Auflegen Mutti Heidrun anruft und Vollzug meldet. Mein Ruf ist für immer ruiniert. Egal, dem zeige ich es. Ich beschließe, mich so richtig in Schale zu werfen, das große Programm. Der wird noch schmachtend vor mir über den Fußboden robben und »Bitte erhöre mich, du Göttin der Schönheit« stammeln. Welch eine Vorstellung. Wunderbar. Und dann ich: Kühl, aber doch mitleidig, werde ich ihn in seine Schranken verweisen. Bis dahin muß ich allerdings mit der Peinlichkeit leben, daß ich eine Frau bin, die mit Männern ausgeht, deren Mütter sie dazu zwingen.
    Am nächsten Nachmittag starte ich das schon erwähnte »große Programm«.
    Jede Frau hat so ihr eigenes. Meines beginnt immer mit einem ordentlichen Vollbad. Zur Feier des Tages gibt’s auch für das Wasser was Besonderes: Mindestens 3 Verschlußkappen vom sauteuren Öl. Ein Badezusatz, der eigentlich in die Kategorie »Nehm ich für besser« gehört und deswegen in den meisten Badezimmern so vor sich hin staubt. »Macht samtweiche Haut« – »streichelzart«. Und kostet einen Arsch voll Geld. Egal, war sowieso ein Geschenk. Und der Wiederverkaufswert von eingestaubten Badeölen, welch feiner Herkunft auch immer, hält sich nun mal in Grenzen. Also rein mit dem Zeug.
    Im Wasser mache ich mich an die Kürschnerarbeiten. Das Fell muß weg. Meine Beine machen ohne Pelz mehr her. Ich bin nun mal kein Mufflon. Und leider ist auch ohne Haare noch genug an ihnen dran. Gegen ein paar seidige blonde Härchen am Unterschenkel hat niemand etwas, aber wenn schwärzliche Borsten anfangen durch die Nylons zu picken, dann hört der Spaß auf.
    Man muß es ja nicht gleich so weit treiben wie die Amis, die eine richtiggehende Haarphobie haben. Eine Frau, die sich mit wildwachsendem Achselhaar an einem amerikanischen Strand blicken läßt, kann wahlweise auch auf die amerikanische Flagge kotzen, das Resultat ist ähnlich. Frankfurt ist zwar weit weg von Amerika, ich habe mich aber trotzdem für ein Leben ohne Achselhaare und Beinpelz entschieden. Es gefällt mir einfach besser. Nix Ideologisches oder so.
    Tatjana, eine alte Schulfreundin, findet die schlichte Rasur zwar einen Akt gegen die Frauenbewegung, ein Niederknien vor männlichen Begierden und damit quasi den Anfang vom Ende, aber was guten Geschmack und Erotik angeht, ist Tatjana auch nicht gerade Fachfrau. Sie trägt heute noch Parka und das in Kombination mit Leggings. Mehr muß man dazu wohl nicht sagen. Der Entschluß, sich die Beine zu enthaaren, ist das eine, die Frage nach dem WIE das andere. Der letzte Schrei ist das Teil, das meine Freundin Sabine, eine gründliche, geradezu pedantische Haarentfernerin, benutzt. Sie hat mir ihr extra für Frauen designtes Gerät bei einer Heimvorführung präsentiert. »Okay, beim ersten Mal tut es richtig weh, aber man gewöhnt sich dran, und das Tolle: die Haare werden mit der Wurzel rausgerissen, da hast du dann 2–3 Wochen Ruhe.« »Verlockend«, habe ich gedacht und das Maschinchen, das eine Art Scherkopf vorne drauf hat – wie eine rotierende Pinzette – , sofort ausprobiert. Dieser Selbstversuch war ein kompletter Fehlschlag. Ich kann mir seitdem ungefähr vorstellen, wie es sein könnte, skalpiert zu werden. Jedenfalls am Bein. Auch wenn Sabine noch so sehr darauf schwört – wer foltert sich schon freiwillig selbst? Kein Mann würde eine derart rabiate Methode auch nur in Erwägung ziehen. Ist meine Freundin eventuell eine geheime Masochistin? Macht ihr das Freude? Steigert es ihre Lust? Abgründe tun sich auf. »Willst du drüber reden?« probiere ich es auf die Verständnisvolle. »Über deine Wehleidigkeit«, kontert sie spöttisch, während ich mir einen ihrer Waschlappen schnappe und ihn auf meine malträtierte Schienenbeinhaut klatsche.
    »Der ist zwar für untenrum, aber so unten nun auch
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