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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Fröhlich
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nicht! Gib meinen Waschlappen her und mach mal halblang, du wirst’s schon überleben.« Ich bin schockiert. Nicht darüber, daß ich mir jetzt im schlimmsten Fall mein Schienbein mit einen ekelerregenden Pilz infiziert habe, sondern daß es wirklich noch Menschen gibt, die Waschlappen benutzen. Erwachsene Menschen. Getrennt nach »Für untenrum« und »Für den Rest«.
    Sei tolerant, Schnidt, an einem Waschlappen scheitern keine Freundschaften, auch dieser Industriezweig will leben.
    Der Erfolg der Tortur: Ein etwa 5 x 5 cm kleines Fleckchen Haut an meinem Körper ist absolut haarlos. Kahlgeschoren wie für den OP . So umwerfend das Resultat auch sein mag: Eher flechte ich mein Beinhaar zu aparten Zöpfen, als daß ich so ein neuzeitliches Beinskalpiergerät je wieder anrühre. Enthaarungscremes sind indiskutabel für mich. Sie riechen abstrus und sind mir unheimlich. Was, wenn ich morgens im Tran statt zum Schaumfestiger zur Enthaarungscreme greife? Ein Verdacht, den ich auch damals bei der mysteriös haarlosen Caroline von Monaco hatte. Nur stehen mir apart geschlungene Kopftücher weniger gut als Ihrer Hoheit. Heißwachs soll phantastisch sein. Die fast kochende Pampe wird aufs Bein aufgestrichen, trocknet an, und dann reißt man die Wachsplatten mit einem Rutsch runter. Für Frauen wie mich, die kaum ein kleines, angegammeltes Pflaster wieder abziehen können, nicht die geeignete Variante. Deswegen habe ich auch diesmal wieder zur bewährten Einmalrasierer-Methode gegriffen. Beine schnell in der Wanne einseifen, aus dem Wasser strecken und ritsch-ratsch mit dem Rasierer drübergehen. Weg sind die unerwünschten Härchen.
    Diese superschnelle Methode hat nur einen klitzekleinen Nachteil: Gelegentliche Blessuren sind nicht zu vermeiden. Im Sommer werde ich immer wieder gefragt, ob ich eine Katze habe oder mein Freund mich in wilden Liebesspielen so verziert. Aber die blutigen Kratzer nach einer Ruck-Zuck-Rasur sehen nur dramatisch aus und schmerzen kein bißchen. Ein Fall von unerwünschter und unbeholfener Selbstverstümmelung. Mehr nicht.
    Warum ein so aufwendiges Programm mit Haarkur, Rasur und Augenbrauenzupfen für einen Mann wie Gregor, der schon akustisch ein Riesenflop ist? Wenn er nur halb so schlimm aussieht, wie er spricht, ist er wirklich der typische Dauerrestposten.
    Aber wie hat meine Mutter immer schon gesagt: Man weiß nie, wen man trifft, und sollte deshalb immer vorbereitet sein. Selbst beim Müllrunterbringen. Mutters Horrorvisionen von möglichen Unfällen, bei denen man dann mit verwaschenen Unterhosen, deren Gummi total ausgeleiert ist, auf der Trage eines Notarztwagens liegt und für immer blamiert in die Geschichte der Rettungssanitäter eingeht, kommen erschwerend hinzu. Es liegt also weder an Gregor noch an meinem extremen Reinlichkeitsbedürfnis, daß ich so ein Bohei mache. Ich kann nicht anders. Meine Kindheit ist schuld. Und der Gedanke, auf dem Weg zur Medizinerfete auszurutschen, mir den Knöchel zu brechen und mit dem Hosehochkrempeln den Blick auf ein komplett zugewachsenes Stück Bein freizugeben, ist auch nicht gerade erheiternd. Im schlimmsten Fall fragt der Sanitäter: »Tierklinik, oder wo bringe mer des fellige Etwas hin?«
    »Bist du noch unter Narkose, oder warum guckst du so abwesend?« holt mich Christoph aus meinen Gedanken.
    »Ich glaube, ich muß meine Beine mal wieder rasieren«, sinniere ich vor mich hin.
    Er streicht mir mitleidig über den Kopf: »Ich glaube, deine PDA wirkt noch, du bist ja ganz verwirrt, mein Schätzchen. Gib mir die Kleine, und ruh dich etwas aus«, säuselt er und greift sich unser Kind.
    »Die braucht auch Ruhe«, brummt Schwester Huberta, und beim Sprechen zappelt ein winzig kleiner Pizzarest in ihrem Oberlippenbärtchen. Faszinierend, wird er fallen oder hängenbleiben?
    Früher habe ich bei solchen Sachen mit mir selbst gewettet. Wenn er fällt, dann werde ich die Mathearbeit schaffen, oder wenn ich auf dem Weg zur U-Bahn mindestens drei Hunde sehe, wird er mich anrufen.
    Wie gebannt starre ich sie an. »Schnidt«, ermahne ich mich, »du bist kein Kind mehr, du hast ein Kind. Die Zeit solcher depperten Spiele ist vorbei.«
    Christoph reicht Claudia sofort an Schwester Huberta weiter. So eine Frau duldet keine Widerworte. Das spüren Männer intuitiv. Diese stille Autorität. Ohne Gekeife und Geheule Männer perfekt im Griff zu haben, das weckt meinen Neid. Oder liegt es ganz schlicht am Damenbärtchen? Daran, daß Männer unterbewußt
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