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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht!
Autoren: Susanne Fröhlich
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wahrscheinlich nicht ausgehalten. Sie, als die Ältere, musste schon immer mehr haben. Beim Nachtisch kann ich das ja noch verstehen. Oder bei Geschenken. Aber wenn es um Kinder geht? Nur um mich zu übertrumpfen ein Kind kriegen?
     
    Voll bekloppt, aber die Klamotten habe ich ihr trotzdem vermacht. So bin ich eben. Großherzig. Großzügig. Hätte ich allerdings ihre Reaktion gekannt, hätte ich die Fummel lieber öffentlich verbrannt. Sie hat den Karton aufgemacht, die Sachen rausgezerrt, hochgehalten, ausgebreitet, den Gummizug auseinander gezogen, die Stirn verzogen und gesagt: »Na ja, wenn ich Drillinge kriege, dann kann ich das Zeug vielleicht brauchen«. Was übersetzt so viel heißen sollte wie: Gott, warst du ’ne Tonne. Der Herr möge vermeiden, dass ich so ende wie meine feiste kleine Schwester. Mieses Stück, meine Schwester. Aber ihr Spruch war
ein Riesenlacher. Leider nicht für mich, sondern für meine große Schwester selbst, die sich kaum mehr einkriegen konnte, und meine Mutter, die sowieso der Meinung ist, dass ich keinesfalls in der Nähe eines Schlachthauses vorbeigehen sollte, weil die Gefahr einer akuten Notschlachtung bestünde. Meine Mutter ist eine gestrenge Person. »Sechs Wochen nach der Entbindung sah ich aus, als wäre nie was gewesen«, hat sie mir schon erzählt, als ich noch im Krankenhaus lag. Zum Ansporn sozusagen. Jetzt, nachdem der Countdown schon abgelaufen ist, zeigt sie mir sehr gerne donnerstags in der aktuellen
Bunten
die Bilder von irgendwelchen Schauspieltussis, die direkt nach den Presswehen schon weniger gewogen haben als je zuvor und in klitzekleinen Bauchfreifummeln auf Partys rumlungern. Was ich mich jedes Mal frage, ist, wie passen eigentlich die Slipeinlagen in Nilpferdgröße unter diese Schlauchfummel – oder müssen Frauen, die im Schauspielfach tätig sind, oder so tun als ob, so was nicht tragen? Bleiben solche Tussis von weltlichen Unannehmlichkeiten körperlicher Art einfach verschont? Gemein.
    Auf jeden Fall sind es Frauen von anderen Planeten. Frauen, deren Haaransatz regelmäßig wie von Zauberhand automatisch nachgesträhnt wird und die niemals stoppelige Beine haben. Frauen aus Barbieperfektland. Zur Strafe und zum Trost für Frauen wie mich enden sie dann mit solchen Typen wie Dieter Bohlen. Irgendwo gibt’s doch noch so was wie Gerechtigkeit.

Montag, 8 . 41 Uhr
    Gerecht ist auch, dass ich heute Morgen mal sofort einen Parkplatz finde, der weniger als einen Stadtteil von meinem Büro entfernt ist. Ich arbeite bei einem öffentlich-rechtlichen Sender. Dem Rhein-Main Radio und TV . RMRT ist die schicke Abkürzung. Früher, also vor der Geburt meiner Tochter, war ich bei einer Import-Export-Firma. Der Chef, Hohrwerker junior, einer der beklopptesten Typen zwischen hier und Feuerland, ein Mann mit der sozialen Kompetenz einer Brotschneidemaschine, hat allerdings entschieden, dass Halbtagskräfte für seine Firma nicht in Frage kommen. »Was kann man denn an einem Vormittag überhaupt schaffen?«, hat er mich entgeistert gefragt, als ich ihm vorgeschlagen habe, wieder halbtags an meinen Arbeitsplatz zurückzukehren. Klar, bei seinem Arbeitstempo ist halbtags wirklich nicht viel zu machen. »Außerdem, Frau Schnidt«, fügt der bis dato unentdeckte Autist dann noch nach einer kleinen Pause hinzu, »jetzt sollte doch Ihr Kind Priorität haben, und hat nicht Ihr Mann, oder also der an Ihrer Seite, einen gut dotierten Beruf?« Ich wusste ziemlich schnell, dass das nicht gerade ein herzliches Welcome-back-Signal war. »Du musst kämpfen«, hat Sabine, eine meiner liebsten Freundinnen, gemeint, »du hast ein Recht auf Wiedereinstieg. Alles muss man sich von so einem nicht gefallen lassen. Ruf die Gewerkschaft an. Den Mütterbund. Die Familienministerin. Lass uns einen Protestmarsch organisieren.« Prima Ideen. Keine Frage. Und natürlich hat sie Recht. Aber trotzdem hatte ich keine Lust
auf das Gezacker. »Dann eben nicht«, habe ich den Hohrwerker angezischt, »wenn Sie ohne einen Spitzenkraft wie mich zurechtkommen können, bitte sehr. Ich habe längst andere Angebote.« Ein kurzer, prägnanter Auftritt. Ich fand mich toll. So konsequent. Kein bisschen unterwürfig. Souverän, ohne Geheule und devotes In-den-Staub-Werfen. Ob der Hohrwerker davon allerdings genauso beeindruckt war, da bin ich mir unsicher. Er machte einen eher erleichterten Eindruck.
     
    Leider war das mit den anderen Angeboten auch noch gelogen. Und Christoph war sofort richtig sauer:
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