Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frisch geküsst, ist halb gewonnen

Frisch geküsst, ist halb gewonnen

Titel: Frisch geküsst, ist halb gewonnen
Autoren: Susan Mallery
Vom Netzwerk:
meistens mit dem Stall beschäftigen. Er hatte vor, sie so mit Arbeit in Beschlag zu nehmen, dass sie keine Zeit hatte, sich ihrem Selbstmitleid hinzugeben. Das wenige, was er über sie wusste, verriet ihm, dass sie sich auf jedem Schritt des Weges gegen ihn wehren würde, aber das machte ihm nichts aus. Er würde am Ende gewinnen, wie sie es ausgedrückt hatte, weil er es einfach musste.
    Er parkte vor dem Haus und stellte den Motor ab.
    „Wir sind da“, sagte er in die plötzliche Stille.
    Izzy verschränkte die Arme vor der Brust und starrte aus dem Fenster.
    „Wenn ich dich jetzt rauslasse, kannst du meinetwegen weglaufen. Wir sind ungefähr eine Meile von unserem nächsten Nachbarn entfernt und zehn Meilen von der nächsten Stadt. Die Temperatur beträgt knapp achtunddreißig Grad. Ohne Wasser kannst du vielleicht drei Tage überleben. Natürlich nur, wenn du nicht von einer Klapperschlange gebissen wirst und früher stirbst.“
    „Ohhh“, sagte Izzy und sah ihn immer noch nicht an. „Ich mach mir vor Angst gleich in die Hose. Willst du mir als Nächstes mit Peitschen und Ketten drohen?“
    „Normalerweise arbeite ich nicht mit Erwachsenen, aber für dich habe ich eine Ausnahme gemacht. Glaub nicht, dass es einfach wird. Du wirst für Unterkunft und Verpflegung arbeiten. Keine Arbeit, kein Essen.“
    Ihr Kopf schoss herum, und sie schaute ihm direkt ins Gesicht. „Meine Schwestern bezahlen dich. Du kannst mich nicht verhungern lassen.“
    Er grinste. „Ich kann alles machen, was ich will. Ich bin nicht derjenige, der blind ist.“
    „Leck mich.“
    „Danke, aber du bist nicht mein Typ.“
    Wenn nicht das Netz zwischen ihnen gewesen wäre, wäre Izzy über den Sitz geklettert und hätte Nick gezeigt, was für ein Typ sie war. Er war so selbstgefällig und gemein und respektlos. Wusste er denn nicht, was sie durchgemacht hatte? Sie hatte fast ihr ganzes Augenlicht verloren. Es war einfach, so selbstbewusst zu sein, wenn man nicht selber gelitten hatte. Sie wettete, dass Nick nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wie es war, Angst zu haben.
    Sie hasste ihn, und in diesem Augenblick hasste sie auch ihre Schwestern. Es war schwer zu sagen, wen sie mehr verabscheute. Die Wut brannte in ihr, weckte in ihr den Wunsch, um sich zu schlagen. Das Problem war, es gab hier niemanden, mit dem sie es hätte aufnehmen können. Zumindest noch nicht.
    Nick stieg aus und kam zu ihrer Seite herum. Die Tür öffnete sich. Sie spürte die Hitze der Nachmittagssonne auf ihrer Haut.
    Sie wollte wieder in Lexis Haus sein, in dem kühlen Zimmer mit dem Fenstersitz. Im letzten Monat waren die vier Wände ihr Refugium gewesen. Aber ihre Schwestern hatten sie fortgeschickt. Sie war nun ganz auf sich allein gestellt.
    Sie rutschte vom Sitz und folgte Nick in das große Haus. In der Sekunde, in der sie es betrat, verdunkelte sich das Licht und somit auch ihre Fähigkeit, zu sehen. Die Welt versank in Dunkelheit, bis sie kaum mehr als verschwommene Schatten sehen konnte.
    „Das hier ist das Haupthaus“, erklärte er. „Du wirst oben schlafen, erste Tür auf der linken Seite. Direkt angrenzend ist dein Badezimmer. Dein Gepäck ist schon oben. Du kannst später auspacken. Das hier ist das Wohnzimmer. Wir benutzen es nicht oft. Und hier durch geht es in die Küche.“
    An seiner Stimme merkte sie, dass er sich von ihr fortbewegte, aber sie konnte ihn nicht sehen. Sie schaffte es trotzdem, ihm zu folgen, zumindest, bis sie gegen einen Tisch stieß und dann über einen Absatz stolperte, den er vergessen hatte zu erwähnen. Sie versuchte, nicht zu fallen, aber zu spät. Der Boden raste auf sie zu.
    Ein inzwischen vertrauter starker Arm packte sie um die Taille und zog sie auf die Füße.
    „Vielleicht solltest du einen Stock benutzen“, schlug er vor.
    „Vielleicht solltest du mich vor Stufen warnen“, gab sie zurück.
    „Du wirst dich schon dran gewöhnen.“
    „Das ist alles?“, fragte sie. „Lass uns einen Moment innehalten, denn deine unglaubliche Sorge um mich treibt mir die Tränen in die Augen. Ich bin gefallen. “
    „Ich weiß. Na und? Du wirst noch öfter hinfallen. Dann stehst du wieder auf und machst weiter. Oder bist du der Typ, der liegen bleibt und sich bemitleidet? Ach, egal, ich kenne die Antwort schon.“
    Sie wollte ihm sagen, dass sie nicht so war. Sie war diejenige, die auf Berge kletterte und aus Flugzeugen sprang und mit Haien schwamm. Sie glaubte nicht an Selbstmitleid oder Aufgeben. Zumindest hatte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher