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Frisch geküsst, ist halb gewonnen

Frisch geküsst, ist halb gewonnen

Titel: Frisch geküsst, ist halb gewonnen
Autoren: Susan Mallery
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öffnete er eine Autotür und setzte sie auf einem weichen Ledersitz ab. Bevor er die Tür schließen konnte, drängte sie sich an ihm vorbei und rannte in Richtung Freiheit. Sie hatte genau drei Schritte gemacht, bevor er sie wieder um die Taille packte und an sich zog.
    Es war, als würde man gegen eine Bergflanke gedrückt. Sie trat um sich und versuchte, ihren Arm freizubekommen. Ihre anfängliche Irritation wandelte sich in Wut und das Gefühl, betrogen worden zu sein. Sie wandte sich dem Haus zu – wenigstens konnte sie noch Objekte dieser Größe erkennen –, weil sie annahm, ihre Schwestern würden auf der vorderen Veranda stehen.
    „Wie konntet ihr mir das antun?“, rief sie in die Richtung. „Ihr seid meine Familie!“
    „Izzy, wir lieben dich.“ Sie hörte die Tränen in Skyes Stimme.
    Gut, dachte Izzy wütend. Sie hoffte, dass Skye für den Rest ihres Lebens von Schuldgefühlen geplagt würde.
    „Wir wussten nicht, was wir sonst noch hätten tun können“, rief Lexi mit ungewohnt unsicherer Stimme.
    „Ich hätte euch so etwas nie angetan“, schrie Izzy. „Glaubt ja nicht, dass ich euch das jemals vergeben werde. Niemals!“
    Das letzte Wort wurde ihr abgeschnitten, weil sie wieder auf den Rücksitz des Autos geschoben wurde. Die Tür fiel ins Schloss, bevor sie einen erneuten Fluchtversuch starten konnte. Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus, aber da war keiner. Sie konnte auch die Fenster nicht öffnen.
    Sekunden später ertastete sie ein eng geflochtenes Stoffgitter zwischen sich und dem Vordersitz und wusste, dass sie in der Falle saß.
    Sie hörte, wie eine andere Tür geöffnet wurde, und sah schemenhaft, dass Nick sich hinter das Lenkrad setzte. Dann fuhren sie los.
    Ihre Schwestern hatten einen Fremden angeheuert, um sie aus ihrem Haus zu entführen und wer weiß was mit ihr anzustellen. Sie hatten sie im Stich gelassen. Nein, das hier war schlimmer – jemanden im Stich zu lassen hatte etwas Passives, aber das hier war auf ihre Veranlassung hin geschehen. Die beiden Menschen, auf die sie ihr gesamtes Leben gezählt hatte, hatten entschieden, dass sie zu viel Arbeit bedeutete, und sie wie Sperrmüll abholen lassen.
    In den nächsten drei Stunden fuhr Nick Hollister zehn Meilen schneller als erlaubt. Er wäre gerne noch schneller gefahren, aber er wusste, dass er dem Unvermeidlichen nicht entfliehen konnte. Seine hübsche dunkelhaarige Passagierin starrte mit einer Entschlossenheit aus dem Fenster, die ihm sagte, dass sie kurz davor stand, die Fassung zu verlieren.
    „Du kannst ruhig weinen, wenn du willst“, sagte er. „Das stört mich nicht.“ Er hatte schon viel Schlimmeres als Tränen gesehen.
    Izzy rührte sich nicht. „Die Befriedigung werde ich dir nicht gönnen.“
    „Du glaubst, ich hätte gewonnen, wenn du weinst?“
    „Ich dachte, Leute, die andere schikanieren, ziehen ihre größte Befriedigung daraus, zu sehen, dass sie jemandem wehgetan haben. Du hast nicht gewonnen. Du kannst mich nicht brechen.“
    Während sie sprach, hob sie ihr Kinn in unbewusster Abwehr. Gut, dachte er grimmig. Sie würde jedes bisschen Kraft brauchen, wenn sie den Weg zurück finden wollte. Und sein Job war es, sicherzustellen, dass sie dabei erfolgreich war.
    „Dich brechen?“, fragte er und ignorierte, dass sie ihm vorgeworfen hatte, andere Menschen zu schikanieren. Er war in ihr Leben gestürmt und hatte sie allem entrissen, was sie kannte. Das war nicht gerade eine angenehme Situation. Er verstand ihre Angst vor dem Unbekannten, auch wenn ihr Unbekanntes ein ganzes Stück kontrollierter war als seines damals. „Ziemlich dramatisch, oder?“
    „Hey, du bist derjenige, der mich auf den Rücksitz eines Autos geworfen hat.“
    „Eines SUV.“
    „Was auch immer. Das nennt man Entführung. Also kann ich mich benehmen, wie ich will.“
    „Deine Schwestern wissen, wo du hinfährst und was dich dort erwartet.“
    „Und aus welchem Grund genau sollte das beruhigend für mich sein?“ Sie schluckte. „Lass mich einfach in Ruhe.“
    Er hörte die Angst in ihrer Stimme. Er sah sie in ihrer angespannten Haltung. Hinter der Angst lag die reine Panik, und auch wenn er ihre Aufmerksamkeit haben wollte, brauchte er sie nicht so dringend.
    „Ich heiße Nick Hollister“, sagte er in dem gleichen ruhigen Ton, mit dem man ungezähmte Pferde beruhigte. „Ich leite eine Schule, die Überlebenstrainings für Firmen anbietet. Das bringt genug ein, um die Rechnungen zu bezahlen. Außerdem nehme
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