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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman
Autoren: Hardy Pundt
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Norden kommt. Ein Krankenwagen muss her. Ich habe eine
Frau gefunden. Sie lebt, aber sie bewegt sich nicht, ist wohl bewusstlos. Sie
liegt im Schloot. Wie bitte? Na, im Straßengraben … Bitte, beeilen Sie sich.
Ich habe keine Ahnung, wie schwer verletzt sie ist. Ich werde mit einem
Bekannten an der Straße stehen, Sie werden uns schon von Weitem sehen …«
    Meinhard wurden noch ein paar
Fragen gestellt, die er hektisch beantwortete, dann legte er auf.
    »Was, Notfall? Frau? Im Schloot?«, der Gesichtsausdruck von Siebelt
Reersemius hatte sich sichtlich verändert. Er begann die Aufregung zu
verstehen.
    »Ja, ich habe sie zufällig
gefunden. Erst sah ich nur Bremsspuren. Die waren gestern noch nicht da. Und
dann war das Schilf beschädigt, lag teils platt. Dort habe ich die Frau
gefunden. Komm, wir müssen zu ihr; der Notarzt will in 10–15 Minuten hier sein.
Wir müssen los, damit sie die Unfallstelle gleich finden.«
    »Lebt sie?«, fragte Siebelt.
    »Ja, jedenfalls eben noch …«,
Meinhard lief es wieder kalt über den Rücken, »vielleicht wacht sie auf –
dann muss jemand bei ihr sein.«
    »Warte, ich ziehe mir nur schnell
Stiefel an.« Siebelt verschwand für kurze Zeit. Nach wenigen Sekunden kam er
wieder, mit Stiefeln und Jacke.
    »Nehmen wir dein Auto?«
    »Klar.«
    »Na denn man los!«
    »Wie alt ist sie denn?«, rief
Siebelt Meinhard zu.
    »Jung, Siebelt, jung. Im Vergleich
zu uns jedenfalls. Genau weiß ich es nicht. Wie alt ist Freya Reemts?«
    »Wieso Freya?« Reersemius starrte
Harms verblüfft von der Seite an.
    »Sie ist es, die dort im Graben
liegt!«
    »Oh nee, wo ist dat mögelk, so een
Schiet!«

     
    Meinhard Harms und
Siebelt Reersemius saßen blitzschnell in dem alten Benz, den Siebelt schon seit
vielen Jahren fuhr. Eine Zeit lang war die Abwrackprämie ein Thema, er hätte
ihn also verschrotten lassen können. Den guten alten Benz würde er niemals
weggeben. Eine Diesel-Gedenkminute, dann ging es los. Mit aller Bedächtigkeit
eines in die Jahre gekommenen Strich-8-Daimlers setzte sich die graue Karosse
in Bewegung. Beide Männer dachten nicht daran, sich anzuschnallen, sie hingen während
der kurzen Fahrt zur Unfallstelle ihren Gedanken nach. Erst als Siebelt die
Bremsspuren auf der Straße entdeckte, meinte er: »Mann, hier ist einer ziemlich
Slalom gefahren … Er scheint den Wagen aber in den Griff bekommen zu haben.«
    »Magst wohl recht haben«, Meinhard
starrte schon etwas geistesabwesend auf den Punkt, an dem das umgeknickte
Schilf auf den Unfall von Freya Reemts hinwies. Wer etwas schneller fuhr, würde
diese Schneise gar nicht wahrnehmen.
    »Hier ist es«, sagte er
schließlich und Siebelt parkte am Straßenrand. Sie sprangen aus dem Wagen und
rutschten die Böschung des Schloots herunter, fanden, halb im Wasser stehend,
Halt und kämpften sich zu Freya vor.
    »Oh, Mann!«, rief Siebelt, als er
die Frau sah, »sieht ja schlimm aus!«
    »Sie liegt unverändert«, flüsterte
Meinhard, der wieder zwei Finger an die Halsschlagader hielt.
    »Sie lebt, Gott sei Dank. Ich kann
ihren Puls fühlen …Verdammt, wann kommt endlich der Krankenwagen?«
    »Wir sind nicht das Zentrum der
Welt, Meinhard. Es mag wohl noch zehn Minuten dauern.« Siebelt schien sich
schon wieder gefasst zu haben.
    »Zehn Minuten können bannig lang
sein.«
    »Wir können im Moment nicht mehr
tun.«
    Die beiden Männer waren sichtlich
nervös und fühlten sich nicht wohl in ihrer Haut. Es war erst kurz nach sieben.
Jetzt, zu Herbstbeginn war es um diese Zeit noch nicht richtig hell. Es war
kalt, nebelig, die Luft fühlte sich feucht an. Ein Tag, der sich entschieden
hatte, den Leuten klarzumachen: Der Sommer geht irgendwann zu Ende, auch in
diesem Jahr.
    »Ich kannte Freya, da lag sie noch
im Kinderwagen …«, murmelte Meinhard irgendwann. Siebelt nuschelte leise: »Ja,
ik ook.«
    »Ich hab’ Rehna und Menno noch vor
Augen, als sie bei uns klingelten. Stolz wie Oskar. Es sah ja zwischenzeitlich
so aus, als hätten die Komplikationen während Rehnas Schwangerschaft eine
ernste Ursache.«
    »Stimmt, ich erinnere mich.«
    »›Hier, unsere Tochter!‹, lachte
Menno mir ins Gesicht. Erna und ich sahen das kleine Ding gleich im
Kinderwagen, eingemummelt, schlafend … ist lange her.«
    »Jetzt liegt sie wieder da … und
schläft.«
    »Mensch, mach keine Witze!«, rügte
Meinhard und blickte ernst auf die leblose Frau.

     
    Sie konnten sich
keinen Reim darauf machen, was passiert war. Wenn doch nur endlich
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