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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman
Autoren: Hardy Pundt
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hatte sie kein Mitleid mit ihrem ehemaligen Lebensgefährten. Was
für ein Abgrund! Und wieso war sie diesem Irrtum nur aufgesessen? Wie auch
immer es ihm jetzt ging, es war ihr egal. Für sie war er gestorben.

     
    Alles hatten sie ihr
erzählt, nachdem sie nach und nach wieder Kontakt zu ihrer Umwelt aufgenommen
hatte. Sie konnte sich nur an Bruchstücke erinnern, doch im Laufe der Tage
waren mehr und mehr Puzzlestücke zurückgekommen und hatten sich schließlich zu
einem Gesamtbild zusammengesetzt. Die Ärzte waren erstaunt gewesen, wie sie die
Dinge verarbeitete, hatten gewarnt: »Jetzt ist es genug, Frau Reemts braucht
noch viel Ruhe«, doch sie war es gewesen, die unaufhörlich gefordert hatte:
»Nein, ich will alles wissen. Jetzt!« Und so hatten ihr die Eltern die
Geschehnisse der letzten Tage aus ihrer Sicht erzählt. Auch Hauptkommissarin
Itzenga war bei ihr gewesen und schließlich hatte Rainer Manninga seine Sicht
der Dinge dargestellt. Er war von sich aus gekommen, Bertha Schmidt hatte Freya
nie mehr erwähnt ihm gegenüber.

     
    Nein, weinen konnte
sie nicht um Aldenhoff. Zwar lag er im Koma, zwar waren sie vor dem Unfall
zusammen gewesen. Doch dass er sie für seine finanziellen Eskapaden missbraucht
hatte, das konnte sie ihm nicht verzeihen. Wie hatte er sie eigentlich so
bezirzen können? Vielleicht war das so was wie bei diesem Gigolo, der diese
Unternehmerin, Millionärin, mit Fotos erpresst hatte … So ähnlich. Nur dass sie
keine Millionärin war.

     
    Die Aufklärung des
Unfalls und der Tat schienen ihrer Genesung eher gutzutun. Rehna und Menno
waren überglücklich, wahrscheinlich würde sie schon bald das Krankenhaus
verlassen können. »Und alles wegen des Geldes«, sagte Freya leise zu ihrer
Mutter, als diese ohne Menno zu Besuch war. Er war auf dem Acker, schließlich
stand der Winter vor der Tür. »Ja«, sagte ihre Mutter leise und fügte hinzu:
»Ich hätte nie gedacht, dass Alex so einer ist. So ein Managertyp, der …«, sie
sprach nicht weiter.
    »Der über Leichen geht?« Freya sah
sie fest an.
    »Ja.«
    »Ich ebenso wenig. Ein Zocker. Ein
Betrüger. Einfach ein … ach, was soll’s!« Freya sah aus dem Fenster in einen
dunklen, nebeligen Novembertag.
    »Die ganze Sache ist furchtbar.
Aber es geht dir wieder besser, Freya, das ist wichtig, das kann man nicht mit
Hunderten von Millionen bezahlen!« Die Mutter sah ihre Tochter liebevoll an.
    »Ach, Mama!« Freya umarmte, so gut
es ging, ihre Mutter, die sich zu ihr herabgebeugt hatte. Dann fuhr sie fort:
»Da geht’s nicht um Millionen, Mama, da geht’s um Milliarden!«
    »Das kann sich doch keiner
vorstellen!«
    Ihre Tochter wechselte das Thema:
»Die Ärzte sagen, in zwei Wochen käme ich raus!«
    »Ist das nicht wunderbar, Freya?
Zu Weihnachten schlachten wir eine fette Gans.«
    »Und die gibt’s dann mit Rotkohl
und Klößen?«
    »Klöße – das ist gar nicht
ostfriesisch.«
    »Egal – ich mag sie gern zu
Gans und Rotkohl.«
    »Dann gibt’s Klöße. Ich rufe noch
mal bei Tante Sophia an, wegen des Rezepts.«
    »Kannst du dir das noch immer
nicht merken?«
    »Nein. Updrögt Bohnen,
Speckfetten-grau-Arten oder Grünkohl, Bohnensuppe oder Labskaus, das habe ich
alles im Kopf – aber Klöße? Nee, da brauche ich das Rezept.«
    »Sie wird sowieso wieder sagen
›das muss man im Gefühl haben‹«, meinte Freya.
    »Aber die Mengen und so … Und holl
mi up mit Geföhlen!«
    Sie lachten, den Spruch kannten
sie beide von Menno. Doch Freya hatte noch Mühe mit dem Lachen. Es tat weh.
    »Übrigens, Gefühle – ich
glaube, ich sollte mich mal bei Frauke Hajen melden. Sie und ich, wir haben
enorm unter Alex … unter Aldenhoff gelitten. Ich glaube, mir würde es helfen,
mich mit ihr zu unterhalten. Ihr möglicherweise auch.«
    »Tu das. Mir tun Martha und
Hillrich unendlich leid. Ruf’ sie mal an, eventuell kommt sie dich im
Krankenhaus besuchen. Ich glaube auch, dass es gut wäre, wenn ihr miteinander
sprecht. Was ein Mann alles bewirken kann! Leider hat dieser nur Negatives
hervorgebracht!« Rehna Reemts schenkte ihrer Tochter einen warmen Blick, obwohl
sie über denjenigen sprach, der die Marsch mit einem dunklen Schleier überzogen
hatte.
    »Gut, morgen rufe ich Frauke an.
Ich habe eine Ewigkeit nicht mit ihr geredet.« Mit einem Lächeln sagte sie:
    »Ich freue mich wahnsinning auf zu
Hause!«
    »Ich werde Tee und Apfelkuchen mit
Sahne vorbereiten.«
    »Haben wir noch Äpfel?«
    »Es sind die letzten aus
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