Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman
Autoren: Hardy Pundt
Vom Netzwerk:
dazu angestiftet, denn sie hat sich vorher und nachher nie etwas aus
Schnaps und Bier gemacht. Später habe ich erfahren, dass sich Aldenhoff an diesem
Abend an Frauke rangemacht hat …«
    »Na ja, Party, gute Stimmung, da
kommt so etwas vor«, Ulferts machte auf gleichgültig.
    »In dieser Nacht ist, es ist … es
ist …« Hajen fand nicht die richtigen Worte.
    »Was?«
    »Sie haben, Herrgott, wie sagt man
das? Sie haben engen Kontakt gehabt und …« Man merkte, dass Hajen über etwas
reden musste, worüber er lieber geschwiegen hätte.
    Tanja Itzenga fiel es wie Schuppen
von den Augen. Plötzlich verstand sie den alten Mann da auf dem Sofa. Er konnte
es einfach nicht klipp und klar ausdrücken.
    »Sie haben miteinander ge…«,
begann sie.
    »Bitte, sagen Sie das nicht!«,
rief Martha Hajen plötzlich und ergänzte: »16 war sie, verstehen Sie? 16!«
    »Was hat das mit dem Unfall zu
tun?« Ulferts verstand noch nicht.
    Hillrich Hajen musste
sich wieder sammeln, er kaute auf der Unterlippe herum und es war ihm sehr,
sehr unbehaglich, das sah man ihm an. Wieder schaute er zu seiner Frau. Sie
löste sich aus der Zimmerecke und schenkte ihm noch einen Corvit ein. Er
kippte. Dann knetete er die Hände, streckte den Rücken, zuckte dabei kurz
zusammen und fuhr fort:
    »Frauke ist schwanger geworden.«
    »Oh Schiete!«, entfuhr es Ulferts,
gleich danach ärgerte er sich sehr über seine unpassende Reaktion.
    »Doch. Ist sie. Dor kweem wat
Lüttjes«, Hajen sah kurze Zeit versonnen auf den Stubenschrank, dann fuhr er
fort: »Und wissen Sie was? Aldenhoff, dieser Schuft, der hat sich, sobald er
davon erfahren hatte, aus dem Staub gemacht. Er wollte nichts mehr von ihr
wissen!«
    »Man kann leicht einen
Vaterschaftstest machen und damit die entsprechende Person drankriegen!«
    Ulferts!, dachte Tanja Itzenga. So
wenig einfühlsam konnte nur ein männlicher Polizist sein. Hier musste sie
eingreifen; ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl, Herr Kollege. Sie fragte:
»Das war Ihnen unangenehm, oder, sagen wir, peinlich?«
    Martha und Hillrich sahen sie
dankbar an, dann sagte Hillrich: »Peinlich, weiß ich nicht. Es war … es war
unerträglich für uns. Dass unserer Frauke das passierte! Und … ja, wir wollten
nicht, dass es jemand erfährt! Was würden die Leute reden … Und Frauke? Mit
unehelichem Kind, der Erzeuger weg, was sollte sie dann machen? Keiner würde
sie mehr …«
    »Wir leben doch nicht mehr anno
dazumal, heutzutage ist das …«, warf Ulferts ein, wurde aber scharf
unterbrochen.
    »Was passierte dann?« Tanja
Itzenga konnte sich ungefähr denken, was dann geschehen sein musste, doch es
war aufzunehmen. Das konnte sie den Hajens nicht ersparen.
    »Sie ist kaum noch vor die Tür.
Die Schule hatte sie ja beendet; sie suchte eine Lehrstelle und hat so schnell
keine gefunden. Und dann, also, sie hat dann …«
    »Abgetrieben?«
    Martha und Hillrich Hajen schienen
erneut froh, dass die Hauptkommissarin ihnen die Beendigung des Satzes
abgenommen hatte, obwohl sie es als Frage formuliert hatte. Das
Landwirte-Ehepaar nickte, dann erst sagte Hillrich klar und deutlich: »Ja.« Es
war Martha, die sich jetzt einschaltete, betrübt, leise und voller Reue, sich
ihrer Schuld bewusst: »Seitdem spricht sie kaum noch. Schon nach dieser
Partynacht und nachdem Aldenhoff sich aus dem Staub gemacht hatte, ist sie viel
stiller geworden. Doch ihre Entscheidung gegen das Kind hat eine noch größere
Wirkung hinterlassen. Und wir hatten ihr noch zugeredet, weil … weil das eben
nicht geht. Wir dachten, danach wird alles wie vorher. Doch das ist nicht so.
Frauke geht so gut wie gar nicht mehr aus. Die letzten beiden Jahre war sie
fast immer auf dem Hof, nichts half. Wir haben so viel vorgeschlagen, aber sie
will nichts und niemanden sehen. Sie ist so deprimiert, so verunsichert. Sie
hat eine ganz und gar schlechte Meinung von der Welt und glaubt, niemals mehr
eine normale Beziehung eingehen zu können. Es ist schrecklich. So kann man doch
nicht die Jugend zubringen … Wir wissen nicht, wie man ihr helfen kann«, Martha
Hajen starrte ins Leere.
    »Es gibt Psychologen«, warf Tanja
Itzenga ein.
    »Ach, holl mi up. Disse Lü proten
vööl rum, n’ Bült klogen Tüch, man nützen deit dat nix«, rief Hillrich. »De
maken een noch verrückter, as man vördem weer! De denken doch, dat se
intelligenter sünd as wi all tosamen.«
    »Ich habe ihm das oft gesagt«,
versuchte Martha ihren Mann zu beschwichtigen, »dass ein guter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher