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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder
Autoren: Sandra Duenschede
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sicherlich ändern. Sein Sohn würde schon dafür sorgen. Sah man ja jetzt bereits. Kaum war der Knirps einen Tag auf der Welt, ging Tom früh am Morgen einkaufen.
    »Hast du eigentlich etwas von dem Mord in Ladelund mitgekriegt?«, fragte Tom, als er den Wagen wendete, Gas gab und die Dorfstraße Richtung B5 hinunterfuhr.
    Zeitung hat er auch schon gelesen, wunderte sich Haie. Oder sprach man im Supermarkt darüber?
    »Hm, hab gestern mit Dirk telefoniert.«
    »Und, stimmt das mit den Rechtsradikalen? Wusste gar nicht, dass die hier oben auch schon ein Problem sind.«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Haie, »aber sieht ganz danach aus.«
    Tom bog in Lindholm auf die B5 Richtung Husum ab.
    »Kanntest du den Toten?«
    Haie schüttelte den Kopf. »Nee, war ein Frauenarzt aus Leck. Ich habe Dirk gesagt, ich würde mal Marlene fragen.«
    »Die ist doch bei Frau Dr. Liebermann.«
    »Ja, gut, aber vielleicht hat sie mal etwas über diesen Arzt gehört. Du weißt doch, wie die Frauen sind. Die unterhalten sich über so etwas.«
    »Hast recht.«
    »Wie geht es Marlene eigentlich?«, erkundigte sich Haie nun endlich und Tom wiederholte sofort den Bericht über die Strapazen der Geburt. Es machte beinahe den Anschein, als habe Tom selbst das Kind zur Welt gebracht, so sehr durchlitt er bei seinen Schilderungen die furchtbaren Schmerzen. Und dann die Angst, es könne etwas mit dem Kind nicht in Ordnung sein. »Aber zum Glück geht es dem Kleinen bestens. Ist ein richtiger Wonneproppen und so etwas von lieb«, schwärmte der Freund. »Nur Marlene ist natürlich noch reichlich außer Gefecht gesetzt. Nun hat sich der Schnitt auch noch entzündet und sie hat höllische Schmerzen.«
    »Nur gut, dass wir Männer so etwas nicht durchmachen müssen«, kommentierte Haie die Schilderungen.
    Der Besucherparkplatz der Husumer Klinik war gut ausgelastet. Tom musste eine ganze Zeit herumkurven, bis endlich ein anderes Auto einen Platz frei machte.
    »Guten Morgen, Herr Meissner!« Die ältere Schwester am Empfang grüßte ihn lächelnd und Tom erwiderte ihren Gruß.
    »Na, du bist ja hier schon bestens bekannt«, schmunzelte Haie, der sich sehr gut vorstellen konnte, wie kopflos der Freund wahrscheinlich hier aufgeschlagen war.
    »Hier lang«, wies Tom ihm den Weg, ohne auf die Bemerkung des Freundes einzugehen. Über die Treppe gelangten sie schließlich in die gynäkologische Abteilung.
    »Da seid ihr ja«, begrüßte Marlene die beiden, als sie, leicht außer Atem, endlich das Krankenzimmer betraten. Sie saß in ihrem Bett und hielt Niklas in den Armen. Auf Zehenspitzen näherte sich Haie den beiden und warf einen vorsichtigen Blick auf das Kind. Das schlief friedlich.
    »Meinen herzlichen Glückwunsch!«, flüsterte er und küsste Marlene auf die Wange.
    »Danke.«
    Haie holte aus seiner Tasche das Geschenk für Niklas und legte es aufs Bett.
    »Oh, ein Geschenk!«, freute Marlene sich. »Das will ich gleich mal auspacken. Hältst du ihn mal?«
    Noch ehe Haie sich’s versah, hatte Marlene ihm den Kleinen in den Arm gelegt. Niklas öffnete kurz die Augen, doch was er erblickte, schien ihm zu gefallen. Leise schmatzend, schloss er wieder die Augen und schlief weiter. Haie wiegte ihn leicht hin und her, konnte seinen Blick nicht von ihm wenden. Wie klein und zierlich der Junge war und doch schien alles dran zu sein. Einfach perfekt, und ein Gesicht genauso bezaubernd wie das von Marlene. Von Tom hatte der Kleine allerdings wenig geerbt, befand Haie. Doch das behielt er wohlweislich für sich. Die Tür öffnete sich und Marlenes Bettnachbarin betrat schlurfend das Zimmer.
    »Moin, Miriam«, begrüßte Haie die junge Frau.
    »Ach, ihr kennt euch?« Marlene blickte fragend zwischen der Zimmergenossin und dem Freund hin und her.
    Haie nickte, während er Miriam Kuipers fragte, wie es ihr ginge.
    »Geht so«, gab sie zur Antwort und krabbelte mühsam in ihr Bett. Haie spürte, dass die Frau ihre Ruhe haben wollte. Wer wusste auch schon, was mit ihr los war.
    »Ich soll dich schön von Dirk grüßen«, wandte er sich daher wieder Marlene zu. »Er hat leider alle Hände voll zu tun.«
     
    Thamsen schlug die letzte Akte vom Stapel zu und kratzte sich hinter seinem linken Ohr. Wie erwartet, hatten die Befragungen der Anwohner Ladelunds nichts gebracht. Niemand hatte etwas gesehen oder gehört, nur wenige kannten den toten Arzt aus Leck überhaupt.
    Er stand auf und holte aus seiner Tasche im Flur sein kleines Notizbuch und einen Kugelschreiber. Er
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