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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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Gute ist selten, und ein Wort genügt, um dir Feinde zu machen. Nur was du selber schaffst, muß gut, und was du selber lehrst, muß richtig sein! Wer dich nicht mißachtet oder verfolgt, den mußt du gelten lassen, -- und ist er jämmerlich, ist er's für sich!«
    »Aber, lieber Vater, Herr Volumier ist beim Kurfürsten? Und macht schlechte Musik? Und du bist bloß in Weimar...«
    »Still, still, Friedemann! Der Herr Kurfürst ist halt eben -- ein Kurfürst und kein Musiker; er versteht's nicht besser. Beschlaf dir's und denke an das, was dir dein Vater gesagt hat, eh' du den Mund auftust! Die Reise soll eine Probe für dich sein; denn wem die Kunst das Leben ist, des Leben ist eine große Kunst. Die aber sollst du erst noch lernen. -- Morgen ist deine erste Lektion im Leben. Gute Nacht!«

     
     

Kapitel II
     
    Bach und sein Sohn hatten Volumier und was sonst noch von Musikern in Dresden war, gehört, sie hatten auch, wie versprochen, bei der Gräfin Königsmarck, Propstin von Quedlinburg, dem Spiel Marchands in einem Nebenzimmer gelauscht: es war, wie Friedemann mit des Vaters beliebtem Ausdruck meinte, ein verdammtes »Gemansche«. Weder Sebastian noch der Knabe waren jedoch vorderhand dahin zu bringen gewesen, eine Taste anzurühren; überhaupt hatte Friedemann, der Lehren des Vaters eingedenk, sich sehr zurückhaltend bewiesen.
    Monsieur Marchand, der an einem der folgenden Abende bei der Gräfin Denhof in Gegenwart des Kurfürsten gespielt hatte und gerade mit liebenswürdiger Glätte die Lobsprüche der Anwesenden einerntete, empfing plötzlich ein großes versiegeltes Schreiben in französischer Sprache:
»Ew. Wohlgeboren!
    Der Unterzeichnete Sebastian Bach, Organist zu Weimar, welcher, Euer Wohlgeboren weltberühmtes Renommée als Klaviervirtuose kennend, begierig ist, Dero Fertigkeit im Vortrag als auch in der Stegreifkomposition zu bewundern, ist eigens deswegen aus Weimar hierhergekommen. Da er nun auch etwas Weniges die Musika praktizieret und wohl wissen möchte, inwieweit die französische der deutschen Kunst überlegen ist, bittet er Euch um die Ehre eines musikalischen Wettstreites, indem er sich erbietet, jedes Thema, so Ihr ihm aufgeben werdet, zu variieren oder zu fugieren, in zwei oder mehreren Stimmen, versieht sich von Euch auch einer gleichen Bereitwilligkeit und bittet, Zeit und Ort des Kampfes zu bestimmen.
    Achtungsvoll Sebastian Bach.«
    Der Franzose erbleichte und mußte sich zusammennehmen, damit das Papier seiner Hand nicht entglitt. August der Starke, der wohl wußte, was der Brief enthielt, verlangte dennoch die Ursache zu wissen, durch die Marchand außer Fassung gebracht worden war. Diesem blieb nichts übrig, als den Brief zu zeigen, und August, sich ganz erstaunt stellend, fand den Antrag höchst naiv und pikant; er be- stimmte einen Tag und das Haus des Grafen von Fleming zum Kampfe. Wohl oder übel mußte der Franzose nun annehmen.
    Marchand hatte längst von Bach gehört; es waren ihm auch einige seiner Fugen zu Gesicht gekommen und, so eitel er auch war, ein Blick auf dieselben hatte ihm genügt, um zu wissen, was er von seinem Gegner zu erwarten hatte. Er war zudem Diplomat genug, um einzusehen, daß das alles ein angelegter Plan war, durch den die ihm mit hohem Gehalt vor kurzem angebotene Stelle eines sächsischen Hofkomponisten keineswegs mehr die ausgemachte Sache blieb, als die sie ihm vor dem letzten Besuch bei der Den- hof erscheinen mußte. Sein Entschluß war indessen gefaßt, und kaltblütig ging er der Entscheidung entgegen.
    Heute war der Tag ...
    Marschall Graf von Fleming hatte den Hof zu einer Soiree geladen, zu der auch die ganze königliche Familie erscheinen wollte. Die Galawagen rasselten die Pirnaische Gasse ent- lang und die Rampe des Palais empor; dort setzten sie ihren kostbaren, brillantenbesäten Inhalt ab, der sich wie ein Strom durch die orangeduftenden Vorhallen in die er- leuchteten Säle ergoß mit ihren steifen, überladenen Ver- goldungen, ihren Teppichen, Bronzen und Vasen im Wider- schein von Hunderten von Spiegeln. Was nur immer der Luxus und die Mode damaliger Zeit ersinnen konnte, war aufgeboten worden, um die Soiree aufs glänzendste, der Ehre würdig zu gestalten, die dem Hause Fleming durch den Besuch Augusts widerfahren sollte. Mit lauter Stimme kündigte der Zeremonienmeister die Namen der Gäste am Eingange des ersten Salons an, in den man trat, um von hier aus mehrere prächtige Galerien zu durchschreiten, in denen zahlreiche
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