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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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und ruhelos, jahrelang, durch Dörfer und Städte und Länder, von einem dunklen Drang getrieben, einem Schatten nach, der zerfloß, sooft man ihn zu greifen wähnte. Bis sie ihn dann doch fand, Towadei ihren Schetrar, und ihn zu sich nahm und seiner Armut von ihrer Dürftigkeit noch mitteilte, um ihn seinem Werk, dem letzten, wie banges Wissen ihr zuflüsterte, mit ganzer Hingegebenheit leben zu lassen. Und nun ... nun würde ihr Schetrar, der einzige und ewig Geliebte ihrer Seele, der kaum Gefundene scheiden müssen... zur alten Mutter, zur Nacht, -- Bhowané.
    Die barmherzigen Hände strichen mit einem feuchten Läppchen über die vertrocknet-spröden Lippen des sterbenden Mannes. Er stöhnte auf, sprach verhauchend: »Ich danke dir, mein Herr und mein Gott, daß du mir die Kraft verliehen hast, meinen Namen wieder aufzurichten unter den Menschen! Ich danke dir, daß du mir mein Weib wieder zuführtest und meine letzten Tage seiner Liebe anvertrautest! ... Bald werde ich alle wiedersehen, alle die lieben! Nur durch das dunkle Tor muß ich noch, dann bin ich in der anderen, schöneren Welt ... Segen allen Menschen! Und auch dir, Antonie! Auch dir! ... Alle Rätsel und Mißverständnisse des Lebens, sie lösen sich auf in der Ewigkeit, und keine Klage fällt ungehört auf die Erde! ... Gib mir die Hand, Towadei! Sehnend werde ich da droben deiner warten!«
    »Ich komme, Geliebter! ... O, du mein Geliebter!«
    Ein verklärender Schein überflog sein Antlitz, voll und strahlend umfaßte sein Blick die alte Zigeunerin und richtete sich dann weit, weit in überirdische Fernen: »Mein Vater, sei gegrüßt!«
    Friedemanns Auge brach. Towadei sank schluchzend zusammen.
    Leise öffnete sich die Türe. Die fünf Herren, die im Begriff waren, ins Zimmer zu treten, zögerten auf der Schwelle und nahmen still die Hüte ab. Eine tiefverschleierte vornehme Dame trat auf das zusammengesunkene Bettlerweib zu, kniete neben ihm nieder und lehnte den Kopf an seine Schulter.
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    Das geschah am 1. Juli 1784. wei Tage später wurde Friedemann Bach begraben.
    In einer der folgenden Nächte brach bei der Lumpensammlerin Feuer aus. Sie selbst wurde nie mehr gesehen.
     
     
    ebook Erstellung - November 2009 - TUX
     
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    Ende
     
     
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