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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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schloss die Tür von innen.
    Elke schluckte und nickte ihm zu. Die Präsenz dieses kräftigen Mannes war ihr in diesem Augenblick gar nicht recht. Ihre Gedanken rasten. Das Haus war voll bis unters Dach, überall lagen Gäste auf ihren Matratzen. Sollte sie schreien, müsste man sie hö ren können. Sie wich beiläufig, als ob sie bequemer stehen wollte, von der Anrichte zum Fenster hin und räusperte sich. Johannes verharrte in der Mitte des Raums.
    »Ich hab Stimmen gehört und dachte, ich schau mal nach«, erklärte er. Sein Blick ruhte besorgt auf Moni.
    »Ja, ich hab gerade laut über Wiesbeils Todesumstände nachge­dacht«, erklärte Elke. »Er wurde ja mit einem Geweih erstochen. Kaum zu glauben. Horn mag ja ein hartes Material sein und auch spitz, aber es ist doch nicht messerscharf. So einfach dringt man damit nicht in eine Männerbrust. Von daher nehme ich nicht an, dass eine Frau das gemacht hat.«
    Moni blickte vom Bett auf und sah zum Bruder der Wirtin hin über. Es entstand eine Stille, die die Polizistin bewusst aushielt. Schweigen und Körperhaltung konnten bei Vernehmungen sehr beeindrucken, das wusste sie.
    Plötzlich war vom Gang her Telefonklingeln zu hören, das andauerte. Niemand schien das Gespräch anzunehmen. Johannes und Moni verharrten unschlüssig, während Elke gerne den Raum verlassen hätte. Laut fluchend kam Gundi aus ihrem Zimmer und es hörte auf zu klingeln. Kurz danach rief sie nach Johannes, Tü ren wurden aufgestoßen und wieder zugeworfen. Vermutlich, weil sie ihn nicht in seiner Kammer gefunden hatte, riss die Wirtin die Tür ihrer Küchenhelferin auf. Verdutzt blieb sie stehen, das Satellitentelefon am Ohr. Ihr Blick tastete die Anwesenden ab, und in ihrem Gesicht erschien ein hämisches Grinsen.
    »Oh, hab ich bei was gestört? Müsst ihr halt ein Schild an die Tür machen. Hier!« Sie reichte ihrem Bruder das Gerät. »Da will einer was von dir. Scheinst ja Eindruck gemacht zu haben heute Nachmittag, dass der noch in der Nacht anruft.« Sie blickte wieder auf die beiden Frauen, schnaubte und verließ den Raum. Die Tür schlug sie hinter sich zu, donnernd klangen ihre Schritte auf den Holzdielen.
    »Johannes Oberer«, meldete Johannes sich und lauschte in den Hörer. Nach einigen Minuten ruhigen Zuhörens nickte er »ja, geht in Ordnung«, dann schüttelte er den Kopf »nein, sie hat mir nie etwas über ihre Familie erzählt«, um gleich wieder zu nicken, »ja, die ist hier«. Er reichte Elke das Telefon. Leichter Schweiß glänzte auf seiner Stirn.
    »Alois hier«, sagte Heustapel, als Elke sich gemeldet hatte. »Wie ist die Lage? Du kannst bestimmt nicht frei sprechen. Ich wollte dir nur sagen, ich hab deine Notizen in meinem Jackett gefunden. Du bist allein und musst aufpassen, weißt ja selbst, wie lange der Aufstieg dauert. Wir können erst wieder morgen einfliegen. Schartauer hat die Bayerische Bereitschaftspolizei angefragt, aber die brauchen überhaupt nach Berchtesgaden schon mehr als zwei Stunden. Die könnten auch in der Nacht hochmarschieren, bloß, wie gesagt, das dauert alles.«
    »Die Bereitschaftspolizei, aha«, wiederholte Elke deutlich mit monotoner Stimme.
    »Ja, und die Kollegen der Salzburger Landespolizei von der anderen Grenzseite her, also da geht gar nix. Ich hab gedacht, die könnten übers Riemannhaus zu dir stoßen.«
    »Von Maria Alm aus, meinst du, ich habe die Karte noch im Kopf«, unterbrach sie ihren Kollegen wieder betont unaufgeregt.
    »Was? Ja sicher. Aber Straßen führen überhaupt nicht da hoch. Und für einen Nachtmarsch durch das Steinerne Meer sind die nicht eingerichtet.«
    Elke wunderte sich. Was sollte sie mit all den Informationen anfangen, und was sollte das mit der Bereitschaftspolizei? Ihr würde schon ein einziger, handfester Polizist reichen.
    »Den Johannes Oberer hab ich eben noch was zur Bosnierin gefragt und ihm gesagt, dass die Polizei zur Hütte unterwegs sei. Er möge die Kollegen unterbringen. Alles zum Schein, versteht sich. Jetzt kann er sich einrichten. Und übrigens, du hast ja an der Festnahme der Osmanagic gezweifelt. Im Moment scheint es so auszusehen, als ob sie für die Tat nicht in Frage kommt. Hattest wohl Recht. Schau mal, dass du dich einschließt. Den Rest machen wir morgen.« Elke hatte während des Gespräches Moni und Johannes im Auge behalten, die sie beide anstarrten. »Ja, bis bald«, sagte sie in den Hörer und beendete das Gespräch.
    Johannes schien eine Erklärung zu erwarten, er machte einen
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