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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste
Autoren: Mary Scott
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schulischen
Wettbewerben, sondern auch beim Sport. Er wollte gern in einer Gruppe
mitspielen, aber niemals einen Einzelsiegerkämpfen. Diese Anlage ist tief in
seinem Charakter verwurzelt .«
    »Und du meinst, das würde auch
bei der Arbeit in einem Rennstall so sein? Er würde um keinen Preis mehr als
die anderen sein wollen ?« Tantchen versuchte, die
geplagte Mutter wieder auf das Thema »Davids Zukunft« zu bringen.
    »Ganz bestimmt. Jedenfalls
lehnte er schroff ab, als wir ihm den Vorschlag machten. Er sagte, mit Rennen
wolle er nichts zu tun haben; es sei ein Spiel für die Blödiane, und auf denen
wolle er sein Leben nicht aufbauen. Als wir ihn davon zu überzeugen suchten,
daß es auch in solch schwierigen Umständen durchaus möglich sei, anständig zu
bleiben, sagte er nur, Pferderennen und alles, was damit zusammenhängt, sei ihm
zuwider. Die Pferde seien dafür nicht geschaffen. Er empörte sich geradezu über
das Training, bei dem man nur dieses einzige Ziel im Auge habe. Ein Pferd werde
dabei weit über seine Kräfte gefordert, indem man es abhetze, bis es
schließlich ganz kaputt sei, und das nur, um einen Haufen Geld damit zu
verdienen. Das ist natürlich Unsinn, aber er glaubt es nun einmal .«
    »Er ist schon sehr schwierig«,
seufzte Larry. »Man sollte doch meinen, es könnte ihm Freude machen, schöne
Vollbluttiere zu züchten und später zu beobachten, wie sie sich entwickeln .«
    »Ich verstehe seinen
Standpunkt«, sagte Tantchen da ganz überraschend. »Er hat eine seltsame Art,
die Dinge zu sehen. Aber so ausgefallen seine Einstellung auch sein mag, sie
hat manches für sich. Solch ein Job in einem Rennstall, später einmal
vielleicht als Besitzer, kommt also nicht in Frage ?«
    »Ich fürchte, nein. Wie du dir
vorstellen kannst, sind wir selbst nicht auf die Idee gekommen, aber wir wären mit
dieser Lösung einverstanden gewesen. Alles ist besser als das Herumfahren per
Anhalter, ohne ein richtiges Ziel .« Sie seufzte
wieder. Mir tat sie wirklich leid. Sie war eine ganz normale, nicht besonders
gescheite Frau. Wie kam sie zu einem solchen Sohn?
    Doch dann seufzte ich
meinerseits. Vermutlich gab es mehr von dieser Sorte, als ich ahnte. Vielleicht
würde Christopher auch so werden? Es fiel mir ein, wie glühend mein Sohn David
bewunderte. Er würde sich diesen absonderlichen Jüngling womöglich zum Vorbild
nehmen. Dann tröstete ich mich mit dem Gedanken, daß es Davids Überlegenheit im
Umgang mit Pferden war, und besonders mit dem für Christopher bestimmten Pony,
was die Kinder so an ihm bewunderten.
    Dann kam zur Abwechslung mir eine Idee. Im allgemeinen bin ich
nicht wie Larry mit Eingebungen gesegnet und deshalb etwas gehemmt.
Wahrscheinlich war es eine aussichtslose Sache.
    »Könnte sich David nicht mit
Pferden befassen, die keine Rennpferde sind? Wie ich hörte, kann man mit der
Ponyzucht viel Geld verdienen. Ich meine, nicht so großartige wie Shetlands,
sondern ganz einfache Ponys für Kinder .«
    Die anderen lauschten
überrascht und interessiert, und so fuhr ich mutig fort: »Ich habe eine alte
Freundin aus der Schulzeit, sie heißt Letty Norwood .
Sie hat die Ponyzucht zu ihrem Beruf gemacht; sie lebt nördlich von Auckland,
wo sie eine kleine Farm besitzt. Dort züchtet sie Ponys für Kinder. Sie hält
ungefähr sechs Stuten und einen Hengst. Sie schrieb, daß laufend eine Nachfrage
nach hübschen, gutartigen Ponys besteht, auf denen die Kinder in ihren
Ponyklubs reiten können, die jetzt so in Mode gekommen sind. Sie züchtet die
Tiere, richtet sie ab und verkauft sie, wenn sie nicht mehr so verspielt sind.
Das alles macht ihr viel Freude; sie findet es eine lohnende Aufgabe, denn die
Kinder haben ihre Ponys gern. Auch die Eltern achten darauf, daß die Tiere gut
versorgt werden, da sie einen gehörigen Preis dafür zahlen müssen. Wäre das
nicht etwas für David? Er hat für Ponys etwas übrig. Einmal sagte er zu mir, sie
hätten mehr Grips als die Rennpferde, denn sie müßten auf so einen kleinen
Tolpatsch auf ihrem Rücken achtgeben .«
    Diese für David so typische
Bemerkung brachte alle zum Lächeln. »Das ist eine großartige Idee, Mrs. Russell !« sagte Mrs. Hepburn. »Dürfte ich wohl >Susan< zu
Ihnen sagen wie mein vorlauter Sohn? Wenn David wirklich einen akademischen
Beruf ablehnt und entschlossen ist, sein Leben bei Mutter Natur zu verbringen,
wie er sich ausdrückt, dann wäre das für ihn eine schöne und beglückende Beschäftigung.
Außerdem würde er da
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