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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste
Autoren: Mary Scott
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wir seinen Weggang bedauerten. Ich war etwas besorgt; eigentlich mußte
David doch darauf antworten, aber das würde er natürlich nicht wollen. Für
konventionelle Bräuche hatte er nichts übrig.
    Doch wie so oft in seinem Fall
hatte ich mich geirrt. Statt nur zu grinsen und ein »Dankeschön« zu murmeln,
hielt David eine nette kleine Rede. Sie umfaßte nur etwa sechs Sätze, enthielt
aber alles von dem bekannten Anfang bis zu seiner Abreise.
    »Ich weiß, daß ich hier ein
paar gute Kumpels gefunden habe, die ich nun verlassen muß .«
    Alle klatschten begeistert
Beifall. Er sorgte doch immer wieder für neue Überraschungen — so dachte ich;
und richtig folgte gleich eine weitere: Er sagte jedem einzelnen mehr oder
minder feierlich Lebewohl, obgleich er erst am nächsten Nachmittag mit dem
Postauto abfahren sollte.
    Aber daraus wurde nichts, denn
am nächsten Morgen war Davids Zimmer leer und sein Koffer verschwunden. Für den
Colonel lag ein Brief da. »Ich danke Ihnen herzlich, Sir, aber ich habe mich schon
auf den Weg gemacht. Per Anhalter bin ich gekommen, per Anhalter will ich
gehen. Lebewohlrufe und Winkewinke sind doch albern,
deshalb fahre ich nicht mit der Post. Die besten Grüße an alle! Susan soll
ihren Freund im Norden mal besuchen !«
    So war das also. Irgendwann in
der Nacht oder am frühen Morgen war der Bursche abgereist, ebenso leichtsinnig
und unbeschwert, wie er gekommen war. Ich war ein wenig enttäuscht. Wir hatten
doch Abschied von ihm nehmen wollen. Aber Larry sagte: »Das wollte er nicht. Der
nicht! Darauf kannst du Gift nehmen, daß David stets und für alle Zeit gerade
das Unerwartete tun wird. Heimlich ist er verschwunden. Gab es ihn überhaupt,
Susan? Oder haben wir das nur geträumt ?«
    Ich lachte, aber ich verstand,
was sie meinte. Er war in unserer Mitte aufgetaucht, hatte unser Dasein während
einiger Monate richtig spannend gemacht und war wieder verschwunden. Betrübt
sagte ich: »Wie langweilig wird es ohne ihn sein, Larry! Wir brauchen wirklich
ein bißchen Jugend. Heute fühle ich mich sehr gealtert .«
    Larry sah mich besorgt an.
»Schlag dir das um Himmels willen aus dem Kopf, Susan! Was du brauchst, ist
eine neue interessante Aufgabe. Ich sag’ dir was: Wir fahren in die Stadt und
suchen uns einen neuen Anhalter !«
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