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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste
Autoren: Mary Scott
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Liebling
wiedergefunden und würde ohne Zweifel alles tun, um so bald wie möglich auf
Lettys Farm zu kommen.
    »Ich bin sehr froh um eine
Hilfe, nicht nur bei dem kleinen Biest, sondern auch bei den anderen, da die
Fohlzeit so nahe bevorsteht«, meinte Letty bei Tisch. Daß das Wiedersehen mit
Tinker die Angelegenheit vollends zum Abschluß brachte, erwähnte sie nicht.
    Endlich einmal zeigte sich
David von der liebenswürdigen Seite. »Ich komme sehr gern zu Ihnen. Die Arbeit
wird mir Spaß machen. Ich wollte schon immer gern mit Pferden zu tun haben,
aber ich sah keine Möglichkeit dazu. Von Rennställen halte ich nichts, und ich
möchte auch keine Vollblüter züchten, die bei Rennen eingesetzt werden. Das
hier aber ist etwas anderes. Ich komme gern, wenn ich mich bei Ihnen nützlich
machen kann .«
    »Das ist keine Frage. Meine
Angestellte wird froh sein, wenn sie aufhören kann. Sie ist zwar nett mit den
Pferden, im Herzen aber hat sie Angst vor ihnen. Wenn Sie kommen, möchte ich
gleich noch einige Stuten hinzukaufen. Sehen Sie sich erst mal an, wie wir mit
den jetzigen zurechtkommen, aber der Hof ist groß genug für mehr .«
    Als David das Zimmer verlassen
hatte, meinte Letty: »Dein >Findling< gefällt mir, Susan. Er paßt zu mir.
Er ist zurückhaltend wie die meisten dieser jungen Leute, aber gerade das sagt
mir zu. Sein Umgang mit Pferden ist wie Hexerei; er gehört zu den Menschen, von
denen man wohl gelesen hat, denen zu begegnen man aber nie erwartet. Wenn wir
gut miteinander auskommen — und das nehme ich an — , überlege ich mir, ob ich ihn nicht als Kompagnon aufnehme. An meinen Besitz
grenzt ein kleines Grundstück, das zum Verkauf steht. Mir fehlt es aber an
Kapital. Vielleicht könnten seine Leute das auftreiben, wenn sich unsere
Partnerschaft bewährt. Ich wollte das natürlich nicht gleich zur Sprache
bringen. Diesen Burschen darf man nicht bedrängen. Aber wenn alles gutgeht,
könnten wir nächstes Jahr ein neues Arrangement treffen, falls er dann noch
Lust dazu hat. Ich hoffe nur, daß er sich nicht in ein Mädchen aus der Gegend
verhebt, denn dann ist ihm die Arbeit Nebensache — so ist es doch überall .«
    Ich lächelte über diese düstere
Prophezeiung und meinte, gegenwärtig gebe es bei ihm dafür wenig Neigung. David
habe in Tiri mehrere reizende Mädchen kennengelernt, jedoch keinerlei Interesse
gezeigt. Das müßte schon ein ganz besonderes Mädchen sein, das ihn um den
Verstand bringen könnte. Und selbst dann würden meiner Meinung nach die Pferde
ihren Platz in seinem Herzen behaupten.
    Letty fand, das sei jedenfalls
ein Segen. Übrigens kenne sie ein Mädchen, das alle Forderungen erfüllen könne.
    »Schmiede nur für David keine
Pläne, Letty! Schlag dir auch dieses Mädchen aus dem Sinn. Man weiß nie, wie er
reagiert, und er hat einen wahren Horror davor, daß man ihm etwas vorschreiben
könnte .«
    »Dann will ich ihm auch nicht
in die Quere kommen, denn ich mache mir höchst ungern Gedanken über das Leben
anderer Leute. Mit den Stuten, die in einem Monat fohlen werden, habe ich genug
im Kopf«, sagte meine patente Freundin. Bei ihr würde David gut aufgehoben
sein.
    Am nächsten Morgen sprach er
noch seinen Antrittstermin ab; er wolle nach Ablauf der beiden folgenden Wochen
kommen. Dann fuhren wir heimwärts.
    »Ich muß dem alten Herrn diese
Frist geben«, sagte David, als ich bemerkte, dem Colonel würde es nichts
ausmachen, wenn er nur noch eine Woche bliebe und die zweite Woche bei seiner
Familie verbrächte.
    »Das ist kein Urlaub für mich«,
sagte er. »Ich werde ein paar Tage bei ihnen bleiben, und dann können wir
liebevoll und dankbar auseinandergehen .« Zu meiner
Erleichterung fügte er dann aber hinzu, da wir durch Auckland führen, würde er
doch gern die Sache kurz mit seinen Eltern besprechen. »Es macht sich leichter,
als das alles zu schreiben, und es ist ihnen gegenüber auch anständiger. Sie
können ihre Einwände so auch lautstärker äußern als auf dem Papier .«
    Ich wußte, daß es allerlei
Einwände geben würde, aber ich war doch froh, daß er sie sich anhören wollte.
Um zehn Uhr fuhren wir ab, nachdem David noch eine Stunde bei den Ponys
verbracht hatte, die meiste Zeit vermutlich bei seiner alten Freundin.
Sicherlich hatte er ihr versprochen, bald wiederzukommen, und zweifellos
vertraute sie ihm. Ich hatte immer das Gefühl, daß Larry mit ihren Hunden in
deren eigener Sprache spricht, die sie genau verstehen, und nun war ich
überzeugt,
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