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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste
Autoren: Mary Scott
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diese
Damen in reiferem Alter nicht ausstehen, die sich immer betätigen wollen, wo
sie nichts verloren haben. Laß doch jeden sein Leben leben oder laß ihn zugrunde gehen, wenn es ihm paßt. Das ist mein Grundsatz .«
    »Das ist aber nicht so leicht,
wenn man jemanden gern hat«, sagte ich und wies auf ein paar prächtige
Steckrüben auf einem Feld am Straßenrand.
    Er lachte. »Sie sind eine
ulkige Person, wissen Sie das? Teils Farmersfrau, teils eine Mutter für
jedermann, aber das nur im geheimen. Vermutlich war es die Mutter, die das arme
Mädchen auflas, das da im Regen stand .«
    »Je weniger man davon spricht,
um so besser«, meinte ich und wechselte energisch das Thema. Aber während wir
so beschaulich dahinfuhren, dachte ich doch noch ein bißchen an jenen Tag vor
fast einem halben Jahr, wo mir die armselige Gestalt vor die Augen kam. Vieles
war seitdem geschehen, und manches gehörte wohl ganz einfach zu meinem
»Findling«. Ohne jede Absicht, unser Leben zu beeinflussen, ohne auch nur
Anteil daran zu nehmen, hatte die Anwesenheit dieses seltsamen Jungen doch bei
manchen von uns einen tiefen Eindruck hinterlassen. Es war merkwürdig,
überlegte ich zum wiederholten Male, daß Tony und er so wenig Notiz voneinander
genommen hatten. In gewisser Hinsicht waren sie von der gleichen Art. Als
Zuschauer hätte man zumindest einen kleinen Flirt oder eine bleibende
Freundschaft erwartet. Aber Tony interessierte David einfach nicht, und sie
ihrerseits hegte für ihn keinerlei freundschaftliche Gefühle. Das brachte ich
jetzt zur Sprache.
    »Tony? Sie ist ein netter
Kindskopf und wird sich noch gut entwickeln. Eines Tages wird sie Larry
gleichen, wie sie ihre Tiere vergöttert, wird ihrem Mann in Liebe ergeben und
überzeugt sein, daß sie das allerbeste Leben hat. Aber mit Susan wird sie auch
etwas gemeinsam haben: nämlich mit Geduld etwas durchzusetzen. Wie einfach ist
doch das Leben für solch einen Menschen !«
    »Wie Sie sie da schildern,
gefällt mir. Ich möchte wohl wissen, was sie von Ihnen sagt .«
    »Ach, sie kennt mich ganz gut,
aber ich interessiere sie nicht so, daß sie darüber redet — über den jungen
Mann, der nur nach seinem eigenen Kopf handelt und es nicht verträgt, wenn
jemand seinen Senf dazu gibt. Gräßlich selbstsüchtig und siebengescheit, aber
mit der Zeit wird er vielleicht auch noch vernünftig. Ganz im Anfang sagte sie,
solche Burschen wie mich hätte sie in Massen kennengelernt, die hätten sie
immer gelangweilt. Da sei ihr Peter doch ein anderer Kerl .«
    Ich lachte. Von dieser
Unterhaltung hatte ich nichts erfahren. Kein Wunder, daß da keine Freundschaft
entstanden war. Tony konnte also doch so grausam sein, wie die Jugend es eben
ist. Aber ich war es nicht mehr. Ich hatte David liebgewonnen. Es tat mir leid,
daß er uns verlassen würde, und den anderen ging es auch so.
    »Na ja, das hätten wir gehabt«,
sagte Larry. »Wir wußten ja, daß es nicht lange dauern würde. Zum Glück treibt
es Tom noch nicht fort. Auf alle Fälle ist Rufus ein Klotz an seinem Bein. Ich
hörte neulich, wie David zu ihm sagte, sobald er selbst seinen Dreh gefunden
habe, erwarte er Tom samt seinem Hund. Es sollte mich nicht wundern, wenn sie
bis zum Ende ihrer Tage beisammen blieben. Es ist eine merkwürdige Freundschaft
zwischen diesen beiden so grundverschiedenen Menschen .«
    »Aber im Augenblick ist Tom
hier doch ganz zufrieden ?«
    »Gott sei Dank, ja. Wir haben
ihn ins Herz geschlossen und seinen Rufus dazu. Mein Findling ist entschieden
ausdauernder als deiner, Susan .«
    »Aber auch nicht so
interessant. Und meiner hat sich nun doch für einen stetigen Lebenswandel
entschlossen. Er behauptet, das verdanke er seinem Aufenthalt in Tiri .«
    Wir alle wollten für David eine
Abschiedsfeier in der Stadthalle veranstalten. Auf dem Lande hat man eine
Vorliebe für Empfangs- und Abschiedsfeiern. Paul, der solche Veranstaltungen
angeblich nicht mag, meinte allerdings, man müsse gleich nach einer Sammlung
für eine Einstandsfeier schon wieder für eine Abschiedsfeier sammeln.
    David wollte von nichts
dergleichen hören und war entsetzt, als man es ihm vorschlug. Nur mit dem
üblichen Treffen unseres Kreises im Hause des Colonels war er einverstanden,
und zwar unter der Bedingung, daß auch seine Arbeitskameraden aus der Baracke
eingeladen würden. Es wurde ein vergnügter Abend; zum Schluß sprach der Colonel
noch einige passende Worte: daß wir uns gefreut hätten, David bei uns zu haben,
und daß
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