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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen
Autoren: Emily Giffin
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gedacht. Annalises Baby lässt mir den Bruch umso tragischer erscheinen. Noch nie war eine gute Nachricht so bittersüß.
    « Annalise hat ihr Baby?», fragt Dex, als ich wieder ins Bett komme.
    « Ja. Ein Mädchen … Hannah Jane.»Ich breche in Tränen aus. Es ist das erste Mal, dass ich vor Dex weine. Es ist die Sorte Weinen, bei der das Gesicht geschwollen und hässlich und nass ist. Du kannst nicht mehr durch die Nase atmen und spürst einen wachsenden Druck im Kopf. Ich weiß, dass ich morgen früh Migräne habe, wenn ich nicht aufhöre. Aber ich kann es nicht. Ich wende mich von Dex ab und schluchze. Dex hält mich fest umschlungen und macht tröstende Geräusche, aber er fragt nicht, worüber genau ich weine. Vielleicht versteht er es. Vielleicht weiß er, dass dies nicht der Augenblick für Fragen ist. Was immer er für einen Grund hat, ich habe ihn nie mehr geliebt als jetzt. Ich lasse mich von ihm küssen. Ich küsse ihn zurück. Wir schlafen miteinander, zum ersten Mal nach Darcy.

Am nächsten Tag meldet Darcy sich endlich bei Dex. Er ruft mich gleich danach an und will berichten.
    Mein Herz macht einen Satz. Noch immer bin ich die Angst nicht los, dass Darcy sich Dex irgendwie zurückholt, ihre Schwangerschaft ungeschehen macht, sich alles anders überlegt, die Geschichte neu schreibt.« Erzähl mir alles», sage ich.
    Dex fasst das Gespräch zusammen – besser gesagt, Darcys Forderungen: Er hat sein restliches Zeug binnen sieben Werktagen abzuholen – und zwar während der Bürozeiten –, oder es landet auf dem Müll. Die Schlüssel soll er dalassen. Die Möbel sollen auch dableiben, bis auf den Tisch, zu dessen Kauf er sie«gezwungen »habe, die Kommode, die er in diese«Farce von einer Beziehung»mitgebracht habe, und die«hässlichen Lampen»von seiner Mutter. Er muss ihren Eltern die Kosten für das Brautkleid und die nicht erstattbaren Vorauszahlungen für die Hochzeit zurückzahlen – das heißt, ungefähr alles. Mehr als fünfzigtausend Dollar. Sie wird die Rückgabe der Hochzeitsgeschenke übernehmen. Und sie behält den Diamantring, den er ihr nur wenige Tage vor der Trennung noch einmal geschenkt hat.
    Ich warte, bis er fertig ist.«Das sind ziemlich abgedrehte Bedingungen, nicht?», meine ich dann.
    « Könnte man sagen.»
    « Die Kosten solltet ihr euch teilen», schlage ich vor.« Sie ist von einem anderen schwanger!»

    « Wem sagst du das?»
    « Und formal gesehen gehört der Ring dir», wende ich ein.«Nach New Yorker Recht. Ihr habt nicht geheiratet. Sie bekommt den Ring nur, wenn ihr heiratet. »
    « Ist mir egal», sagt er.«Lohnt sich nicht, deshalb zu streiten.»
    « Und was ist mit dem Apartment? Das war dein Apartment.»
    « Ich weiß … aber ich will’s gar nicht mehr haben. Und die Möbel auch nicht», sagt er.
    Ich bin froh, dass er es so empfindet. Ich kann mir nicht vorstellen, ihn jemals in Darcys ehemaligem Apartment zu besuchen.«Wo willst du denn dann hin?»
    « Ich werde einfach bei dir wohnen.»
    « Wirklich?»
    « Das war ein Scherz, Rach … Damit warten wir noch ein Weilchen.»
    Ich lache.«Ach so. Ja, gut.»
    Ich bin ein bisschen enttäuscht, aber hauptsächlich erleichtert. Ich glaube, ich könnte sofort mit Dex zusammenleben, aber ich will erst, dass es zwischen uns funktioniert und sich richtig anfühlt. Es gibt keinen Grund, etwas zu überstürzen.
    « Ich hab heute Morgen ein bisschen herumtelefoniert … Ich hab eine Zwei-Zimmer-Wohnung im East End gefunden. Ich glaube, ich werde mich dafür entscheiden. »
    Entscheide dich dafür , denke ich. Wie du dich für mich entschieden hast.
    « Wie will Darcy die Miete allein bezahlen?»Ich frage eher aus Neugier als aus Sorge, auch wenn ein Teil meiner selbst sich Sorgen um ihr Wohlergehen macht.
Wird sie zurechtkommen? Was wird aus ihr und dem Baby werden? Ich kann die Sorge um Darcy nicht einfach so ausschalten, nachdem ich mich ein Leben lang um sie gekümmert habe.
    « Vielleicht zieht Marcus zu ihr», sagt Dex.
    « Meinst du?»
    « Sie bekommen immerhin zusammen ein Kind.»
    « Stimmt. Aber glaubst du wirklich , sie werden heiraten? »
    « Ich weiß es nicht. Ist mir auch egal», sagt er.
    « Von Marcus hast du nichts gehört, oder?»
    « Nein. Du?»
    « Nein.»
    « Ich glaube auch nicht, dass wir von ihm hören werden. »
    « Wirst du ihn anrufen?»
    « Irgendwann vielleicht. Aber jetzt nicht.»
    « Hmm», sage ich und denke, dass ich irgendwann vielleicht auch Darcy anrufen werde. Aber ich glaube, bis
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