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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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u verabschieden . Ic h stan d eine s Morgen s au f - un d sie wa r fort . Un d ic h sa h au s wi e ein e Litfasssäule.
    Un d ic h hatt e auc h verdrängt , das s mei n Tatto o - ei n kleiner Delphin auf der rechten Pobacke - i m letzte n halbe n Jah r mi t mir auseinande r gegange n un d z u eine m Pottwa l herangewachsen war.
    Scho n de r Delphi n wa r übrigen s kei n Meisterwerk . Verliebt, ic h wei ß allerding s nich t meh r i n wen , un d scho n ziemlich betrunke n w are n wi r i n ei n Tattoostudi o au f de r Reeperbahn getorkelt . Zu m Bewei s unsere r Liebe , si e hatt e ers t vo r einer halbe n Stund e begonnen , wollte n wi r un s beid e eine n Delphin mi t Sonnenuntergan g au f di e Hinterback e tätowiere n lassen. Nac h de n erste n Stiche n wa r ic h wiede r nüchter n genug , u m zu bemerken , das s mei n Tätowiere r offenba r ei n Lehrlin g war , der sein e Lehr e noc h ga r nich t begonne n hatte . Al s e r zu m siebten Ma l «Ups » sagte , ba t ic h ihn , au f de n Sonnenuntergan g zu verzichten.
    De n Typen , i n de n ic h s o ver l ieb t war , würd e ic h heut e nur wiedererkennen , wen n e r kein e Hos e anhätte.
    Noc h niemal s hab e ic h e s s o seh r bereu t wi e jetzt , mi t dem Rauche n aufgehör t z u haben . Wi e sol l ic h blo ß au f meiner Abschiedspart y erscheinen ? Mi t geblümte n Short s und Bikinioberteil ? Könnte es sein, dass es in den vielen Schränken unter Deck was Anziehbares gibt?
    «Robin , ic h hab e ein e Problem.»
    «Kein e Angst , di e Marinetauche r sin d scho n da . Gleich müsst e da s hie r vorbe i sein.»
    «Da s is t e s nicht . Ic h hab e nicht s anzuziehen.»
    Robi n sc h au t mic h an , al s hätt e ic h etwa s Sonderbare s gesagt.
    «Ic h hab e noc h kein e Fra u gekannt , di e diese n Sat z nicht gesag t hat . Abe r ic h hab e auc h noc h kein e Fra u gekannt , die diesen Satz in so einer Situation sagt. Du kannst dich aus den Schränke n bedienen . De r Alt e ha t allerding s i n vierte r Eh e eine Fra u geheiratet , di e Anfan g zwanzi g is t un d etwas , äh , kleiner als du. Da müssten aber auch noch Klamotten von der dritten Fra u hängen . Di e könnte n di r passen.»
     
    Da s Geheimni s reiche r Fraue n hab e ic h gelüftet . Di e s in d gar nich t s o schlank . Di e könne n sic h blo ß Kleide r leisten , di e s o gut geschnitte n sind , das s si e spielen d zwei , dre i Kil o wegmogeln. Ic h schau e mic h i m Spiege l a n un d seh e ein e Fra u mit Idealgewicht . E s hatt e gedauert , wa s Passende s z u finden . Es wa r unfassbar: Ich stieß auf Röcke, die kleiner waren als die Taschentücher , di e ic h benutze . Ic h sa h Hosen , au s dene n ich Fingerpuppe n hätt e bastel n können . Dies e jung e Fra u vo n dem Yachtbesitzer , wa s wa r die ? Ei n Embryo?
    Di e Anzüg e de s Alte n hingege n ware n s o groß wie ein Familienschlafsack. Ich habe mich schon manches Mal gefragt, waru m dies e alten , dicke n Männe r sic h nich t schämen , wen n sie mit jungen, dünnen Frauen ins Bett gehen. Haben die nicht ständi g Angst , wa s kaputtzumachen?
    Diese s Klei d is t wi e fü r mich gemacht. Endlich die Garderobe , di e z u meine r Hamburge r Einkaufstüt e passt! Endlic h ic h i n Gucci ! Mei n Buse n sieh t aus , al s wär e e r groß, mein e Oberschenke l sehe n aus , al s seie n si e schmal , un d mein P o wirk t knackig . Ei n champagnerfarbene s Unterklei d mit eingebaute m Pushu p - B H un d verstärkte r Taill e mach t au s mir ein e perfek t gerundet e Frau . Diese s Klei d werd e ic h mein Lebta g nich t wiede r ausziehen!
    Ei n kleine r Ratschla g a n diese r Stelle : Nu r figurformende Unterwäsch e form t di e Figur . Ic h hab e alle s ver sucht : Straffende Körpergels , di e ic h schließlic h für s Hairstylin g verwende t habe, Noppenbürsten, Kaltwassergüsse, regelmäßige Zupfmassagen - alles umsonst. Ich habe mir sogar eine Ant i - Orangenhaut- Maschin e gekauft . Ei n bösartige s Gerät , da s sic h s o verbi s se n an meinem Oberschenkel festsaugte, dass ich vor Schmerzen schrie un d nac h de r Behandlun g nich t nu r Orangenhau t hatte , sondern auc h noc h ei n paa r hässlich e blau e Flecken.
    «Schau dir das an!! Sie holen das Ding jetzt aus dem Wasser!» Die Seemine habe ich bei meinem Anblick ganz vergessen . Ic h schreit e gemessene n Schrittes , s o wi e wi r Frauen ebe n gehen , di e sic h ei n mi t schwarze n Perle n verzierte s Gucc i - Kleid leisten können, zum Bug. Das gefährliche Objekt wird
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