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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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e hinterher.
    Ic h hätt e nich t gedacht , das s ei n paillettenbesetzte s Gucc i - Klei d s o weni g robus t ist . Ic h finde , fü r da s Gel d sollt e ein spontane s Ba d un d di e passiv e Teilnahm e a n eine r Prüge l ei möglich sein, ohne dass sich das Kleidungsstück praktisch in nicht s auflöst.
    Doch schon in den ersten Sekunden im Wasser spüre ich, dass der Zersetzungsprozess beginnt. Aber darauf kann ich jetzt keine Rücksich t nehmen . Ic h umklammer e vo n hinte n Ben s S c hultern un d geb e Robi n s o di e Gelegenhei t z u fliehen.
    «Sa g mal , spinns t du , Ben?»
    Wi r stehe n un s gegenüber . Ih m reich t da s Wasse r bi s zur Brust, mir bis zum Hals. Ich kann mir denken, dass ich keine sonderlic h gut e Figu r mache.
    «D u knutschs t hie r mi t eine m Type n ru m un d machs t mir Vorwürfe?»
    Ben ist augenscheinlich aufgebracht. Sehr schmeichelhaft! Ih m schein t noc h wa s a n mi r z u liegen . Vielleich t is t e r aber auc h nu r gekränkt , das s ic h ih n betroge n habe , bevo r e r mich offiziel l verlässt . Di e männlich e Logi k ist in solchen Fällen abstru s un d mi t nicht s z u vergleichen . Auße r vielleich t mi t der weibliche n Logi k i n solche n Fällen.
    «D u has t doc h dami t angefange n un d letzt e Woch e mi t Sonja geknutscht ! Un d morge n sei d ih r verabredet . Ic h wei ß alles . Du brauchs t mi c h nich t anzulügen!»
    U m meine r Wu t Ausdruc k z u verleihen , stemm e ic h meine Arm e i n di e Hüfte n wa s unte r Wasse r leide r nich t z u sehe n ist.
    «Mi t wem ? Wa s fü r ei n Blödsin n is t da s denn ? Di e ha t mir eine n Abschiedskus s gegeben , meh r nicht . D a kan n ic h doch ni c ht s dafür . Un d wohe r weiß t d u da s überhaupt?»
    Ich schweige und versuche trotz des ungünstigen Wasserstandes abweisend und würdevoll auszusehen. Ab und an schwappt mir eine kleine Welle in den Mund. Um mich herum steigen die ersten Pailletten an die Oberflä che.
    «Ic h hab e ih r natürlic h abgesagt , verdamm t nochmal ! Glaubst du etwa, ich interessiere mich für diese streichholzdünne Kosmeti k - Else, die zu blöd ist, ihren Computer einzuschalten? Fü r we n hälts t d u mic h eigentlich?»
    Ic h hör e Sonja s gereizt e Stimm e vo m Beckenrand.
    «Da s is t kei n Grund , persönlic h z u werden , Benedik t Cramer! Un d i m Übrige n bi n ic h s o gu t wi e verheiratet!»
    Hennin g häl t si e davo n ab , sic h wutentbrann t z u un s i n den Poo l z u stürzen . Cor a wink t mi r zu , Ges a hops t u m de n Pool heru m un d mach t F otos . Un d Benn i sieh t s o aus , al s würd e es ih n noc h Jahr e kosten , di e augenblicklich e Situatio n zu verarbeiten.
    «D u has t ih r abgesagt ? Da s kan n j a ga r nich t sein . Ic h habe doc h di e ganz e Zei t ih r Hand y überwacht . D a gab' s kein e SMS vo n dir.»
    «Wei l ic h ih r i m Bür o auf s Ban d gesproche n habe . D u has t ihr Hand y überwacht ? Wa s is t hie r eigentlic h los?»
    Ja , wa s is t hie r eigentlic h los ? Sol l ic h jetz t vo n Ma x Frisch un d meine r Fettwaag e anfangen ? Wi e sol l ic h da s i n wenigen Sätze n erklären?
    «Wi e bis t d u überhaup t hierhe r gekommen?»
    «Mi t de m Flugzeu g natürlich.»
    «D u bis t geflogen ? Warum...»
    «Ic h wollt e dic h nac h Haus e holen.»
    «D u wolltest...?»
    «Ic h hab e kein e Ahnung , waru m d u überhaup t weggegangen bist . Abe r e s gefäll t mi r nich t ohn e dich , s o vie l is t scho n mal sic h er. Und eines sage ich dir: Das Flugzeug, in d e m ic h saß, wäre beinahe abgestürzt. Wenn du nochmal abhaust, dann bleib gefälligst auf dem Kontinent.»
    Wi r küsse n uns , un d di e Leut e klatschen , un d ic h hör e meine Tant e Ges a überwältig t rufen:
    «Da s Kin d komm t gan z nac h mir!»
    U m Benn i un d mic h schwimme n Pailletten . Un d viel e kleine, durchweicht e Papiertüten . Tüte n mi t Parmesankäse . Ein e nach de r andere n tauch t au s Ben s Sakkotasche n au f un d schwimmt auf dem Wasser. Ich bin so gerührt. Er muss die gesamten Miraco l i - Vorrät e eine s Supermarkte s geplünder t haben.
    Un d dan n stell t mi r Benn i - fas t möcht e ic h sagen : Superbenni - di e Frag e alle r Fragen.
    Die Frage, die jede Frau in ihrem Leben mindestens einmal höre n möchte.
    Un d ic h weiß , das s ic h «JA! » sage n un d ih n forta n fü r immer liebe n würde.
    Benedik t Crame r schau t mi r i n di e Auge n un d fragt:
    «Has t d u abgenommen?»
    Viele n Dank...
     
    Ing a un d Pete r fü r de n
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