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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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bin reich, also muss ich nicht mehr schlank sein. » - Oder eben: «Ich kann mich zwischen zwei Männern nicht...»
    «Schätzchen , d u has t gan z schö n zugenommen.»
    Hä? Was? Reife Freude weicht millisekundenschnell hektischer Scham, die sich in unkoordiniertem Zupfen am Bikinihösche n äußert.
    «Äh, ja, stimmt. Ich habe vor vier Mo n ate n aufgehör t zu rauchen . Weiß t du , Gesa , d a nimm t ma n gan z automatisc h zu, wei l sic h de r Stoffwechse l verlangsamt , d a kan n ma n praktisch ga r nicht s dafür , abe r da s sol l sic h nac h eine m Jah r woh l wieder normalisieren.»
    «Quatsch . Wa s ma n i n deine m Alte r zu nimmt, dass nimmt ma n nich t meh r ab . D u bis t doc h jetz t scho n übe r dreißig , oder? Siehs t du . Wa s fü r ein e blödsinnig e Idee , mi t de m Rauchen aufzuhören . Jetz t entscheide t sich , welch e Figu r d u i n zehn Jahre n habe n wirst . Is t dei n Freun d wenigsten s auc h mopp elig?»
    «Äh , nein , eigentlic h nicht . Du , ic h ge h kur z in s Haus , ich hab e ei n Sandkor n hinte r meine r Kontaktlinse . Bi n gleich wiede r da.»
    Moppelig ? Moppelig ! Als o ehrlich , da s ha t noc h ni e jemand übe r mic h gesagt . Wen n ic h mein e Freundi n Mon a frage , ob ma n d enn schon sehen könne, dass ich zugenommen habe, sagt si e immer : «Vielleich t ei n bisschen , abe r da s verteil t sic h be i dir gut. » Un d wen n si e mic h fragt , o b si e zugenomme n hat , dann sag e ic h immer : «Vielleich t ei n bisschen , abe r da s verteil t sich be i di r g u t. » Wa s nich t s o gan z stimmt , wei l Mon a grundsätzlich nur an der unteren Körperhälfte zulegt. Das heißt, dass an schlechte n Tage n ihr e schmale n Schulter n nu r hal b s o brei t sind wie ihre ausladenden Hüften. Sie sieht dann ein wenig so aus wi e dies e Figürch e n , di e ein e Klinge l i m Bauc h habe n un d sich imme r wiede r aufrichten , egal , wi e ma n si e hinlegt . Abe r das würd e ic h ih r natürlic h ni e sagen.
    So machen das Freundinnen untereinander. Das ist ein ungeschriebene s Gesetz . Den n ersten s wil l ma n di e ander e nicht kränken , un d zweiten s wil l ma n unte r keine n Umständen , dass di e ander e abnimm t un d dadurc h da s Fortbestehe n der Freundschaf t gefährdet . Kan n e s ein e innig e Beziehung zwische n zwe i Fraue n geben , vo n dene n ein e keine Figurproblem e hat ? Di e Antwor t is t natür l ich NEIN. Wobei scho n di e Frag e rei n rhetorisc h z u verstehe n ist : E s gib t keine Frauen , di e kein e Figurproblem e haben.
    Tant e Ges a ha t mic h i m Gästehau s einquartiert , mi t Blic k aufs Mee r un d eine m große n Spiege l i m Badezimmer , vo r de m ich mic h gerad e detail lier t begutachte . Moppelig ? Da s erschein t mir doch arg übertrieben. Natürlich gehen dreieinhalb Kilo nicht spurlo s a n eine m vorüber . Ic h würd e sagen , etw a fünfhundert Gram m davo n habe n sic h i n meine m Bauchgewebe niedergelassen, zwei Kilo auf Hüften und Po, und der Rest bereicher t mein e Oberschenkel . Be n sag t immer , e r lieb e jedes Pfun d a n mir , un d ic h säh e seh r gesun d aus . Kur z überleg e ich, mic h fü r ih n z u entscheiden . Letzten s allerdings , al s ic h ih n im Freiba d bat , mi r Rücke n un d Bein e einzucremen , sagt e er : «Bei di r ha t ma n dami t j a jede s Jah r meh r z u tun. » Ic h musst e leider lachen . Abe r in s Wasse r bi n ic h a n diese m Ta g nich t mehr gegangen.
    Ic h geh e zurüc k zu m Poo l un d beschließe , mein e dreieinhalb Kil o Nachschla g mi t Würd e z u tragen . Ic h meine , schließ l ich hab e ic h zwe i Männe r zu r Auswahl , un d ic h könnt e wetten , dass beide nicht ausschließlich an meinen inneren Werten interessiert sind . Zuma l mic h de r ein e fas t nu r vo n auße n kenn t un d der ander e mic h eindeuti g trot z meine s Charakter s lieb t - un d das sei t viereinhal b Jahren . Da s is t Ben.
     
    Be n is t siebenunddreißi g un d Compute r - Spezialist . Mi r ist klar, dass man nach viereinhalb Jahren keine erotischen Phantasie n meh r bekommt , wen n ma n di e Boxershort s des Lebensgefährte n vo m Wäschestände r nimmt.
    De r ander e heißt Robin, und ihn kenne ich erst seit vierundzwanzi g Stunden . Un d mi r is t auc h klar , das s ma n nach s o kurze r Zei t geisti g unzurechnungsfähi g ist , kein e weit reichende n Entscheidunge n treffe n sollt e un d soga r de r Anblick eine s Garagentore s heftigste s sexu elles Verlangen auslösen kann.
    Ic h sollt e
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