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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Gemetzel auf seinem Teller ab und schlug ein.
    »Julia, was machst du denn hier?« Mit ihr hatte er am allerwenigsten gerechnet.
    »Einen wunderschönen guten Tag, liebe Julia, schön dich zu sehen«, korrigierte sie. »Was machst du für ein mürrisches Gesicht?« Sie sah fabelhaft aus. Die widerspenstigen Löckchen hatte sie zu einem losen Knoten aufgesteckt, und ihre schlanke Gestalt war in ein helles Sommerkleid gehüllt.
    »Setz dich. Willst du Sahne?« Seine Mutter stellte das Geschirr ab und hob ein Stück Kuchen auf einen Teller. »Wie geht es dir, Junge? Gibt’s was Neues?«
    Er nahm Platz und ließ sich einen Kaffee einschenken. »Das wollte ich dich gerade fragen.«
    »Nein, eigentlich nicht. Oder doch.« Sie warf einen verschmitzten Blick auf Ostendarp, der bis dahin nichts zur Unterhaltung beigesteuert hatte, er widmete sich wieder dem Trümmerfeld auf seinem Teller.
    »Kann ich ein Stück Stachelbeere probieren«, sagte er kauend und hielt seinen Teller hoch. Lächelnd bediente sie ihn, einen Anflug Röte auf den Wangen. Conrad fühlte sich ausgeschlossen von dem, was offenbar alle zu wissen schienen.
    »Du hast die Haustür abgeschlossen, und den Schlüssel habe ich auch nicht gefunden. Ich hab mir Sorgen gemacht.«
    »Du machst dir immer Sorgen. Völlig umsonst. August hat mir gesagt, dass es besser wäre, die Haustür abzuschließen. Weißt du, dass er früher bei der Polizei war?«
    »August. So.« Conrad stach seine Gabel in den Kuchen. Was ging hier eigentlich vor?
    »Ich wollte dich anrufen, aber ich weiß ja, wie viel du zu tun hast.«
    In letzter Zeit hatte sie tatsächlich erstaunlich selten angerufen. Auch hatte sie sich kaum über seine Abwesenheit beschwert. Es war ihm noch nicht einmal aufgefallen, musste er sich selbst zugeben.
    »Wir wollten es dir schon eher sagen. Doch dann war Julia so nett und hat August geholfen.«
    Allmählich hatte er genug. »Kannst du mir mal sagen, was los ist?«
    Seine Mutter machte ein beinahe feierliches Gesicht. »August wohnt jetzt hier.«
    Conrad schluckte, sah von seiner Mutter zu Ostendarp und wieder zurück, dann blieb sein Blick an Julia hängen.
    »Wohnt jetzt hier«, wiederholte er blöde. »Und warum hat mir keiner etwas davon erzählt? Ist das ein Geheimnis, oder was?«
    Julia prustete los. »Du müsstest dein Gesicht mal sehen, Conrad.« Die beiden Alten fielen in das Gelächter ein, nur Jossel schwieg und trollte sich in den Schatten unterm Apfelbaum. Schließlich legte Julia ihre Hand auf Conrads Arm. »Ich wollte es dir ja sagen, aber es war immer was anderes, dann hab ich es vergessen.«
    Conrad entzog sich gekränkt ihrer Berührung.
    »Es ist so. Herr Ostendarp …«, fast zärtlich blickte seine Mutter auf den alten Hauptkommissar, »August war krank. Als er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, brachte ihn Julia auf einen Kaffee mit, weil es doch im Altenheim so langweilig ist und ihm die frische Luft hier draußen guttut. Na ja, und dann kamen wir eben auf den Gedanken, dass das Haus eigentlich groß genug ist für zwei. Ist es doch. Und ich kann ihm ein bisschen helfen, wo er solche Probleme mit dem Gehen hat.«
    Ostendarp legte seine Gabel auf den leeren Teller und schielte auf die verbliebenen Kuchenstücke. »Ihre Mutter ist eine wunderbare Frau, und ich bin ihr sehr dankbar dafür, dass sie mich aufgenommen hat.«
    Und alles ohne mein Wissen, dachte Conrad. Mich hätte wenigstens einer fragen können. Natürlich war das ein alberner Gedanke. Seine Mutter war schließlich für sich selbst verantwortlich. Trotzdem ärgerte es ihn, dass sie eine solche Entscheidung einfach so getroffen hatte.
    »Was hältst du davon, wenn wir uns auf eine Zigarette auf die Hollywoodschaukel setzen?« Julia hielt seinen Blick fest.
    »Seit wann rauchst du denn?«
    Statt zu antworten nahm sie ihre Tasche und ging voraus. Jossel sah ihr träge nach, und Conrad folgte ihr. Es war ein idyllisches Plätzchen. Julia kramte eine Packung Zigaretten aus der Tasche, hielt sie ihm hin und steckte sie wieder ein, als er den Kopf schüttelte.
    »Was ist denn nun passiert?«
    Sie stieß den Rauch aus. »Der alte Ostendarp musste irgendwohin, als er entlassen wurde. Im Heim geht er ein. Und da deine Mutter mal wieder im Präsidium auf der Matte stand, als du nicht da warst, kam mir eine Idee. Die beiden verstanden sich auf Anhieb. Das war’s eigentlich schon.«
    »Und warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Sie wollte es selbst machen, hat es dann wohl
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