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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
Autoren: Thomas Grüter
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persönlichen Charme.
    Der Areopag (das Leitungsgremium unter Weishaupt) beauftragte ihn, das System der höheren Grade auszuarbeiten. Dazu gaben sie Knigge die Materialien von Weishaupt als Vorlage. Knigge fügte einiges an freimaurerischer Symbolik hinzu. Die Freimaurer hatten damals in Deutschland etwa 27   000 Mitglieder, und die Illuminaten planten ausdrücklich, in ihre Logen einzudringen und sie zu übernehmen. Die jesuitische Struktur des Ordens mit dem strikten Gebot des Gehorsams gegenüber den Oberen und letztlich dem Ordensgeneral Weishaupt blieb dabei unangetastet und führte zu ständigem leisen Rumoren im Orden.
    Knigge und von Ditfurth nahmen als Gesandte der Illuminaten am Wilhelmsbadener Freimaurerkonvent von 1782 teil und warben dort eine ganze Reihe von neuen Mitgliedern, etwa den Schriftsteller Johann Joachim Christoph Bode, Herzog Ferdinand von Braunschweig und Prinz Karl von Hessen Kassel. Bode wiederum warb Herzog Ernst von Sachsen Gotha für den Orden. Von Ditfurth gelang es in Wetzlar, Mitglieder des Reichskammergerichts zum Eintritt in den Orden zu bewegen. Das Reichskammergericht entsprach in seinem Rang etwa dem heutigen Bundesverfassungsgericht.
     
    Der Illuminatenorden hatte in den Jahren 1782 / 1783 den Höhepunkt seiner Mitgliederzahl und seines Einflusses erreicht. Der Orden gliederte sich damals in drei Klassen mit zwei bis drei Unterklassen. Sie hatten folgende Namen:
     Pflanzschule oder Vorbereitungsklasse
    Novize
Minerval
Kleiner Illuminat
. Maurerklasse
    Lehrling – Geselle – Meister
Illuminatus maior (Schottischer Novize)
Illuminatus dirigens (Schottischer Ritter)
. Mysterienklasse
    Kleine Mysterien: a) Priester, b) Regent
Große Mysterien: a) Magus, b) Rex
     
    Von den unteren Klassen wurde unbedingter Gehorsam erwartet, ständige Berichte über das eigene Fortkommen und über andere Ordensmitglieder. Es gab geheime Erkennungszeichen, Kennworte, Ordensnamen und sogar eine eigene Zeitrechnung. Die unteren Klassen kannten weder das System des Ordens noch die wirklichen Namen der Oberen. Die Novizen hatten eine umfangreiche Lektüre philosophischer Schriften zu leisten und darüber zu berichten. Wer sich würdig erwies, konnte in der Hierarchie aufsteigen und in jeder Stufe mehr über Methoden und Ziele des Ordens erfahren. Er hatte aber stets die Existenz des Ordens geheim zu halten.
    Weishaupt schrieb dazu:
»Der Orden hat ein doppeltes Geheimnis zu beobachten; ein äußeres, wodurch den Profanen nicht nur unser Zweck, Operationen und Personale, sondern auch sogar unser Daseyn unbekannt bleiben soll … ein inneres, wodurch einem jeden Mitgliede gerade soviel von Ordenssachen und Personen eröffnet wird, als der Grad seiner Zuverlässigkeit, die Ausdehnung seines Wirkungskreises, die Erhaltung seines Zutrauens und Eifers fordert.«
    Weishaupt wollte die Mitglieder des Ordens im Sinne der Aufklärung erziehen. Weil Erziehung nach seiner Auffassung ein strenges Regiment voraussetzte, geschah das mit einer den Jesuiten nachempfundenen Organisation. Mit jeder Stufe sollten die Mitglieder von ihren Oberen näher an das Licht der aufklärerischen Vernunft herangeführt werden. In zahlreichen Schriften entwarf Weishaupt
eine wirre Synthese verschiedener aufklärerischer Systeme mit einem eigenwillig interpretierten Christentum.
    In einem Zeitalter, das die Legitimation der Fürstenherrschaft erstmals kritisch hinterfragte und die Vernunft als wesentliches Merkmal der Philosophie entdeckte, übte der Illuminatenorden auf die gebildeten Mitglieder von Universitäten, Verwaltungen und Institutionen eine enorme Anziehungskraft aus. Der Orden hatte in seiner kurzen Blütezeit mindestens 1200 Mitglieder. Weishaupt träumte von einer sittlich, philosophisch und moralisch ausgebildeten, in strenger Disziplin erzogenen Elite, die zum Besten der Menschen eine legitime Herrschaft ausüben sollte. Von der Demokratie hielt er nichts. »Siegt das Volk, so steht ein Zustand bevor, der nun ärger als aller Despotismus, und der Aufklärung noch viel gefährlicher ist: Wir laufen Gefahr, in einen anarchischen Zustand zu verfallen.« Es lag Weishaupt fern, eine persönliche Despotie auszuüben, also seinerseits über seine zum Gehorsam verpflichteten Ordensmitglieder eine Art internationale Geheimregierung aufzubauen. Bei Lichte betrachtet wäre das auch gar nicht möglich gewesen: Die Ordensmitglieder hätten jederzeit austreten können, Sanktionsmöglichkeiten hatte Weishaupt nicht.
    Der
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