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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
Autoren: Thomas Grüter
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Illuminatenorden kam allerdings nicht mehr dazu, seine Ziele zu verwirklichen: Weishaupt zerstritt sich mit Knigge über die Frage der Ordensorganisation und Knigge verließ den Orden 1783 . Er war mit der hierarchischen Führung nach jesuitischem Vorbild nicht mehr einverstanden, aber seine Reformvorschläge fanden bei Weishaupt kein Gehör. Auch andere Mitglieder verließen den Orden. Einige davon erhoben in der Folge öffentlich Vorwürfe gegen die Illuminaten. Der Münchner Hofkammerrat Utzschneider beispielsweise bezichtigte die Illuminaten, geheime Dokumente des bayerischen Hofes gestohlen zu haben und sich aktiv in die Außenpolitik Bayerns einzumischen. Das konnte sich Kurfürst Karl Theodor unmöglich gefallen lassen: Am 22 .Juni 1784 verbot er alle geheimen Verbrüderungen, ohne sie jedoch ausdrücklich beim Namen zu nennen. Am 2 .März 1785 schob er ein ausdrückliches
Verbot der Illuminaten und Freimaurer nach. Bereits am 11 .Februar hatte Weishaupt aus anderem Grund seine Professorenstelle verloren.
    In Bayern begann eine regelrechte Illuminatenhatz mit Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und Landesverweisen. Die anderen deutschen und europäischen Länder hingegen ergriffen keine Maßnahmen gegen die Illuminaten, obwohl die bayerische Regierung allen Regierungen »belastendes« Material zuschickte, das sie sichergestellt hatte und später veröffentlichen ließ. Weishaupt, dem die Verhaftung drohte, floh nach Regensburg und im Herbst 1787 weiter nach Gotha. Dort lebte er bis zu seinem Tod am 18 .November 1830 . Herzog Ernst II . von Sachsen-Gotha war selbst Illuminat gewesen und gab seinem ehemaligen Ordensgeneral eine Stelle als Hofrat auf Lebenszeit. Ein Versuch von Knigge, Bode und Herzog Ernst II ., den Orden weiterzuführen und in andere europäische Länder zu exportieren, blieb erfolglos. Offiziell galt der Orden ab 1785 als erloschen, seit 1787 war er auch faktisch am Ende. Einige Reste scheinen noch bis nach 1790 existiert zu haben.
    Den absolutistisch eingestellten Monarchen der damaligen Zeit
musste
eine überstaatliche, geheime Gesellschaft zur Verbreitung aufklärerischer Ideen als Bedrohung erscheinen. Wer im Geheimen versuchte, möglichst viele Funktionsträger der Höfe und des Reiches im Sinne der Aufklärung zu erziehen, stellte die Legitimität absolutistischer Monarchen unmittelbar in Frage. Zwar sahen sich nicht alle Herrscher davon bedroht: Einige waren aufklärerischen Ideen gegenüber durchaus aufgeschlossen, wie das Beispiel Herzog Ernsts II . von Sachsen-Gotha zeigt, der selbst Mitglied im Illuminatenorden wurde. Der erzkatholische bayerische Kurfürst und seine Berater aber hielten nichts von aufklärerischen Ideen, so dass es nur eine Frage der Zeit war, wann sie auf den Illuminatenorden aufmerksam werden würden. Dabei hatte Weishaupt keineswegs vor, die Fürsten zu stürzen oder umzubringen. Er ging vielmehr davon aus, dass die Fürstenherrschaft durch den gesellschaftlichen Fortschritt und die moralische Reifung der Menschen überflüssig
werden würde und von selbst zerfallen müsse, weil sittlich und moralisch ausreichend gebildete Menschen keiner Fürstenherrschaft mehr bedürfen und sie auch nicht dulden würden. Seine Geheimgesellschaft sollte helfen, diesen Umbruch friedlich zu gestalten. Seine Gegner sahen das natürlich sehr viel einfacher: Weishaupts Geheimgesellschaft, so argumentierten sie, wolle die Höfe unterwandern und die Fürsten vom Thron stoßen, um selbst im Namen der Aufklärung die Weltherrschaft zu übernehmen.
     
    Bis heute müssen die Illuminaten als dämonische Gegner von Tradition und Religion herhalten. Noch im Jahre 1991 machte der US -amerikanische Fernsehprediger Pat Robertson in seinem einflussreichen Buch
New World Order
die Illuminaten für allerlei finstere Machenschaften verantwortlich. Pat Robertson hat in den USA eine beträchtliche Anhängerschaft und versuchte 1988 vergeblich, Präsidentschaftskandidat der republikanischen Partei zu werden. Der englische Schriftsteller David Icke glaubt sogar, dass die Illuminaten insgeheim die Welt beherrschen und fürchterliche Untaten verüben. Ickes sonstige Ansichten (außerdimensionale Reptilienmenschen beherrschen die Welt, jüdische Bankiers plündern die Welt aus, er selbst sei ein Sohn des dreieinigen Gottes) trugen ihm allerdings eher den Ruf ein, geisteskrank zu sein. Seine schriftstellerischen Fähigkeiten sind deutlich besser als die der meisten anderen Verschwörungstheoretiker, und so
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