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Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama
Autoren: Anette Sabersky
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alles aus der Hand fällt. Neulich habe ich aus Versehen das Müsli mit Wasser übergossen und die Milch in den Kaffeefilter geschüttet. Manchmal weiß ich gar nicht, wie ich es schaffe, die Kinder zu versorgen und ein vernünftiges Wort in den Computer zu tippen.
    Aber wenn ich so alle bin wie im Moment, dann gönne ich mir einen freien Vormittag. Um zu schlafen oder einfach mal nichts zu machen, was mit Kindern zu tun hat. Yeah, das tut gut! Ich habe damit angefangen, als ich einmal nach einer Serie durchwachter Nächte beim Arbeiten eingeschlafen bin. Ich fiel einfach vornüber und landete mit dem Kopf auf der Tastatur. Wach bin ich geworden, weil es plötzlich so fiepte. Mein Kopf lag auf den Hhhhhhhhs und Kkkkkkks, und der PC machte deswegen Geräusche.
    Als Freiberuflerin habe ich natürlich gewisse Freiheiten, da ich keinem Chef Rechenschaft darüber ablegen muss, wenn ich mir mal frei nehme. Und es geht natürlich nur, wenn ich trotzdem meine Abgabetermine einhalte. Aber auch wer nicht selbstständig ist und einem Chef oder einer Chefin Bescheid geben muss, kann mal für einen Tag aussteigen, wenn’s nicht mehr geht. Schlafentzug grenzt an Folter, und das ist schlimmer als Grippe und ein Magen-Darm-Infekt zusammen. Darum finde ich es legitim – Chefinnen und Chefs, bitte weghören! –, sich hin und wieder abzumelden und den Akku aufzuladen. Letztendlich profitiert der Arbeitgeber ja auch davon.
    Keine sagt: »Ich kann nicht mehr.«
    Lange Zeit habe ich nur meinen allerallerbesten Freundinnen davon erzählt, wenn ich mal wieder völlig hinüber war: von den Kindern, vom Mann und den Diskussionen mit ihm, wer von uns beiden kaputter ist. Und auch von der Arbeit und ein paar nervigen Redakteurinnen, die im Zehn-Minuten-Takt anrufen, weil sie noch ein paar kleine Nachfragen zu Artikeln von mir haben.
    Doch es ist nicht Mama-like, zu sagen: »Ich kann nicht mehr! Mir wird alles zu viel.« Das traut sich wirklich kaum eine, obwohl es doch erleichtert, wenn man mal Dampf ablässt. Es tut gut, alles rauszulassen, was nervt. Diese Angst, es laut herauszusagen, hängt wohl damit zusammen, dass Mütter sich oft nicht gegenseitig beistehen, sondern sich bekriegen. Wenn du sagst: »Ich bin so genervt von den Kindern, ich kann nicht mehr, ich könnte sie gegen die Wand klatschen oder bei eBay versteigern«, dann bekommst du keine Streicheleinheiten, sondern den Rabenmutterstempel. Und dein Gegenüber sagt womöglich: »Also, mein Kleiner ist wirklich ein Sonnenschein.« Mütter können schlimmer sein als die Mafia: Es herrscht das »Gesetz des Schweigens«, und sie vergessen nie.
    Ich könnte damit ja leben, aber meine Kinder hätten nur Nachteile von »so einer« Mutter. Ja, sie würden bemitleidet, weil sie eine Mutter haben, die »nicht belastbar« ist und sie an die Wand klatschen oder alternativ eben bei eBay versteigern möchte. Natürlich würde ich das Paul und Piet niemals antun, das versteht sich von selbst. Und das wissen auch die Mafia-Mütter. Aber wenn ich es sagen würde, wäre ich trotzdem auf ewig stigmatisiert.
    Viele Mütter haben sich angewöhnt, so zu tun, als sei das Mama-Leben ganz easy. Nehmen wir die Latte-macchiato-Mütter, kurz LMM. Der Begriff ist nicht von mir, sondern soweit ich weiß, hat ihn Matthias Horx, ein Zukunftsforscher, geprägt. Diese Mütter wohnen in der Stadt und gehen ständig Kaffee trinken, natürlich mit ihren Kindern im Schlepptau. Sie treffen sich mit Freundinnen und deren Nachwuchs im Café, gehen aber auch in Ausstellungen, in ein Konzert oder zum Bürofest der Kollegen. Sie haben gute Jobs – als Grafikerin, Redakteurin oder Architektin. Und vor allem sind sie immer eins: super cool und super entspannt. Sie tragen das Kind vor dem Bauch und reden dabei nonstop ins Handy, sie networken. Gut drauf zu sein gehört bei ihnen dazu wie die Pampers zum Babypopo.
    Ich bin mir sicher, dass auch die eine oder andere LMM-Mama abends einen Schreikrampf kriegt. Immer nur gelassen zu wirken, ist ja enorm anstrengend. Also, ich würde gerne mal Mäuschen spielen und sehen, was da zu Hause bei denen so abgeht. Da ich keine LMM so gut kenne, dass ich bei ihr Mäuschen spielen könnte, habe ich den Begriff einfach mal gegoogelt. Und bin wieder auf Horx gestoßen, den Zukunftsforscher. Er hat eine Studie zur Typologie neuer Mütter gemacht und darin auch die LMM betrachtet. Darin heißt es: »Der Spagat zwischen (beruflicher) Selbstverwirklichung und den Verpflichtungen und
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