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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Autoren: Johann Löwen
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Hotel, wünschten eine gute Erholung von der Reise, verabredeten die Zeit für die morgige Abholung und verschwanden.
    Kepler hatte nicht viel Auswahl gehabt, in Orenburg, das immerhin sechshunderttausend Einwohner hatte, gab es nur ein Hotel, das westlichen Standards entsprach, es trug den Namen der Stadt. In der Lobby waren weitere ausländische Besucher anwesend, man hörte mehrere europäische Sprachen.
    Trotz der auch westlichen Preise, war das Hotelpersonal des Englischen nicht besonders mächtig. Die junge Frau an der Rezeption sah Galema verlegen an, als er fragte, ob es englischsprachige Fernsehprogramme gab, und stammelte etwas, was am Sinn der Frage vorbeiging. Sie war sehr jung, wahrscheinlich eine Auszubildende, und sie wusste, dass sie Fehler machte. Deswegen wurde sie rot und sah sich konfus nach einem Kollegen um. Es war niemand da, der ihr helfen konnte, so tat Kepler es. Das Mädchen atmete erleichtert aus, als es die Muttersprache hörte. Plötzlich ganz professionell erledigte sie die Formalitäten und erläuterte Galema das Pay-TV-Programm.
    Dann machte sie Kepler ein Kompliment zu seinen Sprachkenntnissen. Er erwiderte, er hätte die Sprache von so bezaubernden Mädchen wie ihr gelernt. Das trieb der jungen Frau erneut etwas Röte ins Gesicht, und ein zauberhaftes Lächeln. Plötzlich bekundete Galema seine Existenz mit lautem Husten.
    Kepler verabschiedete sich sofort , aber deutlich sichtbar bedauernd von dem Mädchen und fuhr mit seinem Boss mit dem Fahrstuhl hoch.
    Galema sagte nichts, bis sie bei ihren Zimmern waren.
    "Die Kleine war sehr beeindruckt von Ihnen", meinte er von seiner Tür aus.
    "War das Lob oder Tadel?", erkundigte Kepler sich.
    "Beides." Galema sah ihn betrübt an. "Schneller Sex ist nicht alles, Dirk."
    Kepler verkniff sich die Erwiderung, dass es ihm nicht darum gegangen war.
    "Ja", sagte er. "Und kein Sex ist gar nichts."

61. In den nächsten drei Tagen zog Galema ein strammes Programm durch. Er besuchte die Firmenzentrale von Gasprom, was einen ganzen Tag Gespräche mit der Geschäftsführung nach sich zog. Am Tag darauf fuhr er zum Erdgaswerk, das schon Kilometer entfernt fürchterlich nach faulen Eiern stank. Der nächste Tag war wie der erste, Galema verhandelte nur.
    Kepler und Budi begleiteten ihn mit undurchdringlichen Gesichtern als distanzierte Beobachter. Galemas Verhandlungspartner waren zwar ausnahmslos Vertreter der alten kommunistischen Riege, die kein Englisch sprachen, oder es nicht wollten, aber sie hatten Mitarbeiter, die es gut konnten, wenn auch mit dem typischen slawischen Akzent. Galema hatte Kepler gebeten, bei den Verhandlungen auf die Richtigkeit der Übersetzungen zu achten, aber die jungen Russen machten alles gewissenhaft, Kepler hatte nur einmal korrigieren müssen.
    Am letzten Tag wurde Galema mit seinen Leuten zu einer Party bei den Gasprom-Bossen eingeladen. Kepler erregte bei den Russen eine gewisse Skepsis, weil er als Weißer in Diensten eines Schwarzen stand. Für viele Russen waren Schwarze – trotz offener Grenzen und Globalisierung – immer noch etwas Exotisches, und ein Weißer schien in einer solchen Konstellation nicht richtig zu sein. Oder es war schon zu exotisch. Auf jeden Fall wurden Kepler und Budi nicht mit den üblichen Trinkangeboten bedrängt.
    Deswegen waren sie e inige Stunden später die einzigen, die ohne zu lallen sprechen, gerade gehen und sehen konnten und wussten, dass zwei plus zwei vier ergab. An dieser Stelle war es Kepler zuviel, er verließ die Party. Budi kam mit der Situation allein klar, außerdem wurde das Anwesen von mehreren Bewaffneten gesichert.
    Orenburg zu durchstreifen war für Kepler fast so wie seine erste Zeit in Br emen. Ausgehend vom Ufer des Ural-Flusses begann die wichtigste Geschäftsstraße der Stadt, die kilometerlange Sowetskaja Uliza, die ins Zentrum führte, das im historischen Stadtkern lag. Dort befanden sich praktisch alle sehenswerten Plätze von Orenburg, alte Häuser aus der Zarenzeit, Prunkbauten aus der Sowjetepoche und moderne Gebäude.
    Nur wenige Kilometer weiter ä nderte sich das Bild in fast ausschließlich graue Plattenbausiedlungen und einfache Geschäfte. Wie eine Perle fand sich dazwischen die Sankt-Nikolai-Kathedrale. Die Kirche im neubyzantinischen Stil war mit ihren Goldkuppeln ein typisches russisches Gotteshaus.
    Noch etwas weiter unten begannen die Vorstädte. Deren Bild war ebenfalls von Plattenbauten geprägt, die weiter hinunter zum Fluss in Viertel mit
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