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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Autoren: Johann Löwen
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früh bis spät, und dann gingen sie in ein fremdes Land."
    "Es ist das Blut, Babuschka. Nur bei einigen das Geld."
    "Ja. Heimat ist durch nichts zu ersetzten."
    D ie alte Frau füllte Keplers Tasse mit dem starken Aufguss aus dem kleinen Kessel und goss heißes Wasser aus dem großen dazu.
    "Wo ist Heimat, Babuschka?" , fragte Kepler.
    " Dort, wo deine Seele frei ist", antwortete die alte Frau bedächtig.
    "Ich liebe mein Land", sagte Kepler. "Aber meine Heimat war meine Oma."
    "Du hast es schwer." Die alte Frau sah ihn bekümmert an. "Es gibt noch eine andere Heimat." Sie deutete mit dem Finger nach oben. "Eine bessere."
    "Ja, genau das hat Oma auch gesagt", sagte Kepler.
    D ie Augen der alten Frau lächelten ihn warm und mitleidvoll an.
    "Du vermisst sie."
    "Sehr."
    "Du bist ein guter Mensch ."
    Sie tranken Tee und nach und nach erzählte die alte Frau über sich. Sie sprach ruhig und stoisch, sie beklagte sich nicht, höchstens über das Alter. Dass es ihr immer schwerer fiele, Treppen zu steigen und es immer länger dauerte, ein Tuch zu häkeln. Doch sie hatte auch Freude. So wie an diesem Abend, wenn sie ein Tuch verkaufte und so fürstlich speisen konnte.
    Kepler fühlte sich seltsam wohl und er genoss es, solange es andauerte. Er wusste, dass es aufhören würde, sobald er di ese kleine Wohnung verließ.
    Er wartete ab , bis die alte Frau nicht zu ihm sah, und schob den Rest seiner Rubel unter eine Zeitung. Danach brach er auf.
    "Ich wünsche dir alles Gute", sagte die alte Frau zum Abschied, nahm seinen Kopf in die Hände und küs ste ihn auf die Wange, danach umarmte sie ihn.
    "Danke, Babuschka, Ihnen auch", antwortete Kepler und drückte sie kurz.
    Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, schob er diese Begegnung tief in sein Herz hinein, während er sich im Kopf davon löste.
    Als er den Eingang passierte, hörte er, wie oben die Tür aufgerissen wurde.
    "Söhnchen, wie denn so? Wofür denn?", rief die alte Frau mit zitternder Sti mme aus ganzer Kraft. Dann schluchzte sie. "Der Herr möge dich segnen."
    Lieber solche wie sie, Gott, dachte Kepler. Er war keinen Segen wert.

62. Russen waren für ihre Gastfreundlichkeit berühmt, allerdings auch berüchtigt, wenn es um den Konsum starkalkoholischer Getränke ging. Und in diesem Land war beides miteinander verbunden.
    Galema , Nombanda und die drei Assistenten waren fertig. Kepler hätte bescheidgewusst, seinen Busenfreund Budi hätte er auch gewarnt, aber seiner Pflicht, es bei seinem Arbeitgeber zu tun, war er nicht entschieden genug nachgekommen, so in etwa lautete Galemas mit letzter Kraft und schwacher Stimme vorgetragener Vorwurf, bevor er in der Gulfstream zusammenbrach. Keplers Lob, er hätte sich vor den Russen bei der Verabschiedung tapfer gehalten, tat Galema stöhnend ab und machte erschöpft die Augen zu.
    Über Moskau wünschte er als Snack drei Aspirinpackungen. Er bekam zwei Tabletten und fiel zurück in den fiebernden Schlaf, um den Kopfschmerzen zu entgehen. Danach hatten Kepler und Budi völlige Ruhe, und die beiden Stewardessen nichts zu tun, außer sich mit ihnen zu unterhalten. Kepler empfand diese Art zu reisen als sehr angenehm, bezweifelte aber, dass sie ihm je wieder vergönnt sein würde.
    Galema wachte bei der Zwischenlandung in Dubai auf und stierte benommen durch die Kabine. Ihm ging es besser, dennoch drohte er seinem Sicherheitschef schlimme Rache an, sollte er den Tag überleben. Budi und die beiden Stewardessen versuchten ihre Belustigung mehr oder minder erfolglos zu verbergen, Kepler dagegen grinste Galema offen und herzlos an. Das brach den Afrikaner endgültig, mit dem Ausdruck unendlichen Weltschmerzes in den Augen gab er sich wieder seinem Ruhelager hin. Kurz vor dem Start brachte er weinerlich die Hoffnung zum Ausdruck, die Piloten würden Rücksicht nehmen und behutsam fliegen, dann kehrte die angenehme Ruhe zurück.
    Bis Kapstadt hatte Galema sich halbwegs erholt, auf der Fahrt zur Ranch kehrte seine Lebensfreude allmählich zurück. Er lachte wieder und das Trinkgelage mit den Russen rückte in den trüben Nebel der Vergangenheit.
    Das Lachen gefror auf seinen Lippen, als er im Aussteigen Rebeccas Gesicht sah, die zusammen mit Benjamin auf der Veranda auf sie wartete. Sie standen mit versteinerten Gesichtern und mit vor der Brust verschränkten Armen und machten keine Anstalten, jemanden in irgendeiner Form willkommen zu heißen.
    Galema lief besorgt die Aufgangstufen hoch. Als er oben angekommen war,
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