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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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befreien. Er spürte einfach, dass es richtig war, den Hammer mitzunehmen. Es gab keinen Grund für diese Überzeugung, aber auch keinen Zweifel daran. Gefühl war vielleicht das Einzige, was ihm noch mit dem Leben verband, das er geführt haben musste, bevor ihn der Sturm in diese ebenso verwirrende wie feindselige Welt hineingespien hatte. Und wenn es falsch war, woran konnte er sich dann noch halten?
    Stunde um Stunde schleppten sie sich durch den Schnee, einem Horizont entgegen, der sich immer eine Winzigkeit schneller von ihnen zu entfernen schien, als sie sich auf ihn zubewegten. Seine Kräfte, die ihm anfangs so unerschöpflich erschienen waren, ließen irgendwann nach, und spätestens in dem Moment, in dem das Mädchen Elenia aus seiner Ohnmacht erwachte und nicht mehr von seiner Mutter und seinem Bruder getragen werden musste, war er es, der Mühe hatte, mit den anderen Schritt zu halten, und nicht mehr umgekehrt.
    Doch schließlich zeigte sich, dass der Junge sich doch nicht geirrt hatte. Sie fanden kein Feuer, wohl aber die Stelle, an der es gewütet hatte – oder, um genauer zu sein: das, was noch davon übrig war.
    Der Rauch, der sie letzten Endes hergeführt hatte, stammte nicht von einer Kochstelle oder einem Kaminfeuer. Trotz der vielen Stunden, die seither vergangen waren, strahlten die geschwärzten Wände der Ruine noch eine fühlbare Wärme aus, und der Geruch nach verkohltem Holz, heißem Stein und verbranntem Fleisch schlug ihnen schon aus weiter Entfernung entgegen, obwohl sie sich dem niedergebrannten Hof gegen den Wind näherten.
    »Was, bei Hel, ist hier passiert?«, flüsterte Urd. Ihre Stimme war flach und verriet mehr von ihrer Erschöpfung als der Anblick ihres bleichen Gesichts.
    Statt zu antworten – und wie hätte er das auch gekonnt –,ließ er sich auf ein Knie herabsinken, legte Urds bewusstlosen Mann in den Schnee und bedeutete Lif mit einem entsprechenden Blick, sich um seinen Vater zu kümmern. Dann ging er mit schnellen Schritten den sanften Hang hinab, an deren Fuß die Ruine stand. Seine Hand glitt zum Gürtel, während sein Blick aufmerksam und auf eine vollkommen neue Art umhertastete.
    Das Gehöft war äußerst klug im Schutze einer Hügelkette angelegt. Hätte er an dieser Stelle eine Festung erbaut, so hätte er ihre Mauern oben auf dem Hügel errichtet, dem kleinen Hof hingegen boten die Anhöhen in drei Richtungen Schutz vor den ärgsten Unbilden des Wetters. In der vierten Richtung – nach Süden – erstreckte sich eine sanft abfallende Ebene bis zu der fernen glitzernden Linie eines zugefrorenen Flusses. Schräg stehende Pfosten, die in unregelmäßigen Abständen aus dem Schnee ragten, markierten die Grenze einer Fläche, auf der im Sommer vermutlich Vieh graste. Was immerhin die Frage beantwortete, wovon die Menschen hier lebten: Die zum Teil verkohlten Kadaver eines Dutzends Kühe lagen in derselben panischen Unordnung da, in der der Tod sie ereilt hatte. Sie waren auch die Quelle des Geruchs nach verbranntem Fleisch. Zu seiner Erleichterung sah er zumindest auf den ersten Blick keinen menschlichen Leichnam, aber noch hatte er das ausgebrannte Haus nicht betreten.
    Bevor er es tat, blieb er noch einmal stehen und sah zu den anderen zurück. Urd blickte konzentriert in seine Richtung, und er konnte ihre Anspannung fast körperlich spüren. Elenia starrte weiter ins Leere, während ihr Bruder so tat, als konzentriere er sich ganz auf seinen bewusstlosen Vater, aber er war ein schlechter Schauspieler. Der Junge konnte sich kaum noch beherrschen, ihm nicht nachzulaufen.
    Statt sein Schwert zu ziehen, wonach ihm zumute war, bedeutete er ihnen mit einer vollkommen überflüssigen Geste noch einmal, zurückzubleiben, trat geduckt unter dem niedrigen Türsturz hindurch und zog erst dann die Klinge blank.
    Mit dem winzigen Schwert in der Hand fühlte er sich fast noch wehrloser als zuvor. Allein das Gewicht der Klinge warvollkommen falsch; als wäre er eine deutlich schwerere Waffe gewohnt, vielleicht auch eine andere Art. Er war sich jetzt beinahe sicher, dass er in dem Leben, das er vergessen hatte, ein Krieger gewesen war.
    Das Innere des Hauses bestand aus einem einzigen großen Raum, in dem das Feuer mit verheerender Kraft gewütet hatte. Der Dachstuhl war zusammengestürzt und hatte alles unter sich begraben, und wenn es einmal ein nennenswertes Mobiliar gegeben hatte, so war es längst zu weißer Asche zerfallen. Das Einzige, was dem Feuer entgangen war,

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