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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld
Autoren: Lutz Schebesta
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gegenüber nicht immer ein gutes Verhalten an den Tag lege. Und das ist ein großer Fehler von mir. Dich zähl ich zu meinen Freunden. Und ich will auch, dass du meiner bleibst. Also, nur dass du es weißt, du kannst auf mich zählen. Ich habe zwar noch keine Kinder, aber du sollst wissen, dass du dich ganz auf mich verlassen kannst. So, Vortrag beendet.«
    Ich setze das Kölsch an und trinke es in einem Zug aus.
    »Basti, ich bin beeindruckt! Danke! Ich bin da nicht so gut drin, mit den Worten und so, aber echt: danke! Danke, dass du mein Freund bist.«
    Der Köbes hat schon reagiert und mir ein neues Kölsch gebracht. Wir prosten uns zu. Die erste selbstauferlegte Aufgabe habe ich erfüllt. Weil wir Männer sind, breiten wir das Thema auch nicht weiter aus, sondern unterhalten uns lieber über die samstäglichen Fußballergebnisse.
    Um kurz vor 22 Uhr machen wir uns auf den Heimweg. Von Sophie habe ich immer noch nichts gehört. Wenn ich bis 23 Uhr nichts gehört habe, melde ich mich. Ist doch bescheuert, dieses Abwarten.
    Aber vorher will ich noch ein Problem aus der Welt schaffen: Torsten. Ich wähle seine Nummer. Mailbox. Ich spreche trotzdem drauf: »Hey, Torsten, ich bin’s, Basti. Du, eigentlich wollte ich persönlich mit dir quatschen. Aber im Fitnessstudio bist du nie anzutreffen. Ich hoffe, es geht dir gut. Also, um es kurz zu machen, ich habe mich in der Sache mit Katharina nicht gut verhalten, und das tut mir leid. Ich fand zwar deine Aktionen auch nicht großartig, aber komm, wir sind Kumpel. Also, melde dich mal und lass uns bei ’nem Kölsch wieder Frieden schließen!«
    Auch wenn ich mein Verhalten nicht total daneben fand, will ich die Sache ausgeräumt wissen. Ist doch schnuppe, wer Schuld hat. Aus meiner subjektiven Sicht habe ich kaum was falsch gemacht, aber das sieht Torsten sicherlich genau anders herum.
    Um Viertel vor elf werde ich endlich erlöst.
    Piep piep
    Hallo Basti! Sorry, ich bin fix und fertig und noch bei meiner Freundin. Sollen wir morgen 12 Uhr an der Seilbahn sagen? Gruß, Sophie. P.S. Würde jetzt am liebsten in deinem Bett liegen :-)
    Schade! Ich bin enttäuscht. Ich hätte so gerne noch ihre Stimme gehört. Ich antworte ihr rasch und gehe ins Bett. Dann ist es schneller morgen und ich kann Sophie wiedersehen.
    ***
    Schon von Weitem sieht sie einfach toll aus. Ich bin nervös. Sowohl wegen unseres Wiedersehens als auch wegen der Seilbahn. Dieses alte, marode Ding. Aber wenn wir abstürzen, dann zusammen.
    Der neue Basti. Aus allem etwas Positives ziehen. Meine Verknalltheit vom Vortag hat sich weiter verfestigt. Ich möchte Sophie am liebsten die ganze Zeit um mich herum haben. Natürlich hoffe ich, dass ich bei ihr genauso eingeschlagen habe.
    Wir begrüßen uns, als würde das mit uns schon Wochen gehen: mit einer Umarmung und einem flüchtigen Kuss.
    »Sollen wir nicht lieber rüber in den Zoo? Es ist zwar schon was her, dass ich zuletzt drin war, aber er soll ganz toll sein. Und wir bleiben auf dem Boden«, schlage ich vor.
    »Gib mir mal deine Hand!«
    Ich weiß zwar nicht, warum sie das will, komme aber gerne ihrem Wunsch nach. Ohne weiter mit mir zu sprechen, zieht sie mich zum Kassenhäuschen und kauft die Tickets. Jetzt verstehe ich. Ich komme mir vor wie im Kindergarten. Meine Lehrerin hält mir die Hand, weil ich Angst habe. Aber es macht mir überhaupt nichts aus, zum schüchternen Kind degradiert zu werden. Ich spüre durch ihre Hand eine Verbundenheit. Das Sprichwort »Gemeinsam sind wir stark« bekommt für mich eine ganz neue Bedeutung.
    Vorsichtig betreten wir die kleine Gondel. Bei jedem Rucken gerate ich in ein wenig in Panik. Immer wenn Sophie das merkt, drückt sie meine Hand. Sie gibt mir Mut. Auf dem Höhepunkt der Fahrt übermannt mich der Ausblick. Kolossal! Wir haben einen superschönen Frühlingstag erwischt und können über halb Köln schauen. Dazu dieser leicht blaue Himmel.
    »Jetzt bin ich doch froh, mitgekommen zu sein«, gebe ich zu.
    »Das ist meine zweite Fahrt. Als ich nach Köln gezogen bin und meine Eltern mich besucht haben, haben wir das auch gemacht. Allerdings ist der Ausblick heute noch viel schöner«, schwärmt Sophie.
    »Hast du gar keine Angst in dieser wackligen Gondel?«
    »So ist das Leben. Was Spaß macht, kann gefährlich sein. Willst du auf solche schönen Sachen verzichten, nur weil ein Restrisiko besteht, dass wir abstürzen?«
    »Du hast ja recht. Ich bin viel zu lange immer den sichereren Weg in meinem Leben
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