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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld
Autoren: Lutz Schebesta
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gleichzeitig intimen Konversation. Dass wir uns dann in meinem Bett wiederfanden, wunderte uns zwar beide, aber wir hatten einfach das Gefühl, das Richtige zu tun.
    Klar, wir hätten warten können. Aber es gab einen magischen Moment, an dem wir uns einfach nur nah sein wollten. Und wenn man sich erst mal geküsst hat, ist der Weg zum Sex nicht mehr weit. Aber wie dem auch sei, das war vor sieben Monaten.
    Sie ist dann relativ schnell bei mir quasi eingezogen. Ihr Zimmer in der WG hat sie zwar noch behalten, aber dort können wir nicht wirklich alleine sein. Ich brauche nicht viel Luxus, aber wenigstens ein Bad, in dem ich nicht die Haare von mindestens drei anderen Menschen vorfinden muss.
    Eigentlich klappte das Zusammenleben mit ihr auch ganz gut. Aber als die erste Zeit der Euphorie vorbei war, habe ich gemerkt, dass es nicht richtig klick bei mir gemacht hat. Und dazu kam dann halt noch das Problem mit dem nicht ausreichenden Sex.
    ***
    Während ich den Kaffee einschenke, spreche ich mir weiter Mut zu: Sie ist es nicht, sie ist es einfach nicht. Bring es hinter dich, Basti, trau dich! Mit den Bechern in der Hand gehe ich durch meinen seit Neuestem in einem leichten Apricot-Ton gestrichenen Flur. War nicht meine Wahl, diese Farbe. Julia meinte, Weiß sei langweilig. Aber ist Apricot wirklich spannender? Ein Kribbeln bekomme ich davon auch nicht gerade.
    Im Schlafzimmer rutscht mir mein Herz fast in die Hose. Ist Schlussmachen zum Frühstück überhaupt fair? Soll ich ihr nicht lieber eine SMS schicken? Vergiss es, Basti, es gibt nie den richtigen Zeitpunkt.
    »Jule, ich habe da ein Problem«, beginne ich vorsichtig, nachdem ich ihr Kaffee und Zigaretten überreicht habe.
    »Das da wäre?« Sie zündet sich eine an und pustet mir den Rauch entgegen.
    »Du weißt, ich mag dich wirklich. Manchmal bist du echt mein Zuhause. Aber mir fehlt komplett die Leidenschaft zwischen uns.«
    »Bitte, was?« Sie nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee und verzieht das Gesicht. Liegt es am fehlenden Zucker oder an dem, was ich gesagt habe? Egal.
    »Jule, hör mir doch mal zu. Wir leben wie ein altes Ehepaar. Wir gehen arbeiten, sehen uns abends und am Wochenende. Wir essen zusammen, schauen Fernsehen und schlafen dann ein.«
    »Was gefällt dir daran denn nicht?«
    »Ich erwarte halt mehr von einer Beziehung. Zärtlichkeiten, Küssen, Strei…«
    »Na, wenn ich Lust habe, passiert das doch auch!«, unterbricht mich Julia. An ihren Augen kann ich sehen, dass sie gleich explodiert.
    »Du hast aber nie Lust!«
    »Das liegt dann wohl an dir, dass du mir keine Lust machst.«
    »Wenn ich dir nach sieben Monaten keine Lust mehr mache, sind wir auf dem falschen Weg. Jule, nimm es mir nicht übel, aber wir wollten doch beide etwas anderes.«
    »Weil ich mich nicht täglich von dir vögeln lasse, bin ich also nicht die Richtige für dich? Du lebst doch in der falschen Zeit, Bastian! Du Möchtegern-Macho!«
    Wütend drückt Julia ihre Zigarette aus und springt aus dem Bett. Nackt baut sie sich vor mir auf. Die Vorhänge sind noch zugezogen, aber ich kann das Funkeln in ihren Augen sehen.
    »Du bist ein armer Wicht, Basti! Dann such dir doch eine andere. Ich habe es bestimmt nicht nötig, mich von dir so anmachen zu lassen. Du kleiner, böser Scheißkerl.«
    Ach, so sieht sie mich! Egal, diese Hasstiraden prallen an mir ab. Böse und Scheißkerl kann ich ja noch verstehen, aber wo bitte bin ich klein?
    »Also war’s das zwischen uns?«, frage ich mit neutraler Stimme. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht in Jubel auszubrechen.
    »Ja, das war’s! Lösch meine Nummer! Ich geh duschen, pack meine Sachen und bin weg!«
    So einfach habe ich mir das nicht vorgestellt! Kein langer Streit. Keine Gegenstände, die durch die Wohnung fliegen. Einfach nur tschüss und weg. Hoffentlich bleibt es so!
    Während Julia unter der Dusche ist, trinke ich im Stehen meinen Kaffee und werde tatsächlich ein ganz klein wenig wehmütig, weil ich die gewohnten Geräusche aus dem Bad jetzt wohl zum letzten Mal höre. Aber dann steigt doch wieder Freude in mir auf. Basti, du bist wieder frei! Gut gemacht!
    Ich setze mich auf meine braune Ledercouch im Wohnzimmer, lege die Füße hoch und schaue an meine schöne Stuckdecke, die Julia noch nicht apricotfarben anstreichen konnte. Meine Einrichtung hat ihr auch nie so richtig gefallen. Ich habe es halt gern männlich-spartanisch. Nur das Wichtigste: Couch, Wohnzimmertisch, DVD -Regal und mein Flat- TV . Eine Pflanze und
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