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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld
Autoren: Lutz Schebesta
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nachdenken. Ganz toll! So hatte ich mir das ja immer vorgestellt.
    Ich glaube, ich schau heute die ganze Nacht fern. Und das auch noch richtig laut! Es war die richtige Entscheidung! Julia ist nicht meine Traumfrau! Ich hätte das schon viel früher machen sollen. Aber nun gut. Geschafft ist geschafft.
    ***
    Es ist Samstag. Eigentlich wollte ich heute Abend mit Julia mal wieder weggehen, aber das hat sich ja Gott sei Dank erledigt. Ich bleibe einfach zu Hause und schau mal, was es im Fernsehen so gibt. Oder ich rufe Thomas an, meinen Kumpel aus der Uni-Zeit, und sage, dass ich sturmfreie Bude habe. Den habe ich auch schon seit Wochen nicht gesehen. Ich nehme mein Handy und wähle seine Nummer.
    »Hey Tommi, was geht?«, sage ich und versuche dabei megacool zu sein.
    »Läuft optimal! Und bei dir?«, kommt es euphorisch zurück.
    »Habe mich gerade von Jule getrennt.«
    »Du Armer! Geht’s dir gut?«
    »Eigentlich ja. Sie war’s einfach nicht. Aber wir müssen nicht darüber reden. Lohnt sich nicht wirklich. Du, ich habe heute noch nichts vor, und deshalb wollte ich dich spontan fragen, ob du Lust hast, auf ein Kölsch vorbeizukommen.«
    »Eigentlich gerne! Aber ich habe vor zwei Wochen eine super Perle im Chat kennengelernt. Ich sag dir: Hammer, die Kleine! Tolle Figur. Nette Stimme. Einfach sexy. Wir wollten heute essen gehen. Aber …«
    »Nein, nein, da will ich natürlich nicht stören.«
    »Wir können das sicherlich die Tage mal nachholen«, bietet er mir an.
    »Na klar! Meld dich doch einfach, wenn du kannst!«
    »Mach ich. Und bleib sauber!«
    Mal schauen, wen habe ich denn noch im Telefonbuch? Anna, Bea, Björn, Doro … Mann, warum gibt es eigentlich keine Möglichkeit, seine Kontakte im Handy nach Frauen und Männern zu sortieren? Ich will keine Ex anrufen. Jens. Ja, gute Wahl. Ich wähle seine Nummer.
    »Hi, hier ist der automatische Jens Winsen. Ich habe es mir verdient und bin im Urlaub. Also hinterlasst mir eine Nachricht.«
    Okay, einen versuche ich noch: Nils, mein Arbeitskollege. Mit ihm macht es Spaß, wegzugehen, denn wenn wir Frauen kennenlernen, habe ich immer freie Auswahl und die besten Chancen. Zum einen finde ich, dass ich besser aussehe als er, und zum anderen trägt er den Ring seines Eheversprechens immer sichtbar. Nicht dass Nils hässlich wäre, aber er ist knapp 1,70 Meter groß, trägt eine Brille und verliert so langsam seine Haare. Also das Gegenteil von mir, und ich glaube, dass ich eher in das Schönheitsideal von Frauen passe. Ich wähle, aber auch diesmal lande ich nur bei einer Computer-Frauenstimme, die mir sagt, dass der Teilnehmer im Moment nicht zu erreichen sei. Blöd, aber nicht hoffnungslos, schließlich habe ich meine Freiheit wieder. Wie es aussieht, bleibe ich wohl an diesem Samstagabend wirklich alleine. Ich merke, wie mir bei diesem Gedanken ganz warm ums Herz wird.
    ***
    Wie lange ist es schon her, dass ich einen ganzen Abend nur für mich hatte? Ich schnappe mir Zeus und jogge eine Runde durch den Park direkt vor meiner Tür. Ein weiterer Vorteil meiner Altbauwohnung ist die Lage: zur einen Seite der schöne Blick auf den Rhein und zur anderen Seite ein verträumter Park. Ich lasse Zeus von der Leine und laufe los. Irgendwie ist es ein völlig neues und schönes Gefühl. Ich kann so lange draußen bleiben, wie ich will, und muss niemandem Rechenschaft ablegen. Auf der anderen Seite wäre ich schon gerne in festen Händen, halt richtig verliebt. Die Welt soll stillstehen, wenn ich mit ihr in einem Restaurant sitze. Die Welt soll nicht mehr existieren, wenn ich in ihre Augen schaue. Sie soll mich einfach ausfüllen. Dann bin ich auch bereit, alles, aber wirklich alles für sie zu tun.
    Aber wo werde ich diese Frau nur finden? Hier und jetzt wohl eher nicht.
    »Entschuldigung, können Sie nicht lesen?«, reißt mich eine rüstige Rentnerin aus meinen Gedanken.
    »Doch, sicherlich … Wie kann ich Ihnen helfen?«, frage ich freundlich nach.
    »Hier ist keine Hundefreilauffläche! Nehmen Sie Ihre Töle an die Leine! Sonst rufe ich die Polizei!«, giftet sie quer über die Wiese zurück.
    Mein Gott, das ist doch kein Kampfhund!
    Ich laufe einfach weiter und rege mich heute nicht mehr auf.
    »Sie rücksichtsloser Mensch, Sie!«, höre ich sie noch hinter mir herkeifen. Zeus merkt von der ganzen Sache nichts. Er genießt seine Freiheit in vollen Zügen, genauso wie ich.
    Thomas hat seine Neue also aus dem Chat. Internetliebe. Na, ob das was ist? Klingt ja fast nach
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