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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld
Autoren: Lutz Schebesta
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einem Katalog mit heiratswilligen Frauen aus Osteuropa. Aber vielleicht sollte ich mir das auch mal anschauen? Verlieren kann ich ja nichts, und schließlich ist heute Samstag und ich habe nichts anderes vor.
    »FriendScout24.de – Findet Euch!«, steht auf dem Plakat an der Ampel. Komischer Zufall. Eben noch drüber nachgedacht und jetzt diese Werbung. Scheint ja wirklich gerade sehr in zu sein. Nach dem »Aktuellen Sportstudio« schaue ich mal da rein. Wer weiß, wen ich da finde.
    Zu Hause dusche ich, schiebe mir eine Pizza in den Ofen und schalte den Fernseher ein – doch nichts passiert. Meine Premium-Digitalbox schreibt in großen Buchstaben auf den Schirm, dass das Signal nicht entschlüsselt werden könne. Warum nicht? Ich kontrolliere die Anschlüsse. Vielleicht hat Jule aus Rache einen Stecker rausgezogen? Zuzutrauen wäre es ihr … Aber nein, alles perfekt verkabelt. Also bleibt mir nur eine Wahl: bei meinem tollen Kabelnetzbetreiber anrufen. Wie ich das hasse. Obwohl »All-In-One Media« in Köln sitzt, also in meiner Stadt, muss ich eine 0180er Nummer wählen. Und vierzehn Cent die Minute bezahlen, als Kunde! Kann mir mal irgendjemand erklären, warum das erlaubt ist? Die bauen Mist und ich darf dafür blechen. Toller Service.
    Missmutig wähle ich die Nummer. Die Warteschleife mit immer der gleichen Musik erklingt, und dazu eine monotone männliche Stimme: »Schön, dass Sie uns anrufen. Wir sind gleich für Sie da!« Ich zünde mir eine Zigarette an und warte. Fünf Minuten später ist sie ausgedrückt, doch die Dudelmusik läuft immer noch. Was verstehen die eigentlich unter »gleich«? Weitere sieben Minuten vergehen. Dann erklingt endlich eine menschliche weibliche Stimme:
    »Mein Name ist Sabine Weber. Was kann ich für Sie tun?«, säuselt mir die Call-Center-Mitarbeiterin entgegen.
    »Bastian Schwenk hier. Muss ich für die Wartezeit eigentlich bezahlen?«, frage ich entnervt.
    »Ja, aber nur vierzehn Cent die Minute!«, preist Frau Weber ihre Gebühren an.
    »Bei über zwölf Minuten sind das schon fast zwei Euro. Aber egal, ich bin ja so dankbar, dass ich Ihr Kunde sein darf«, antworte ich ironisch.
    »Es tut mir leid, Herr Schwenk, dass Sie so lange warten mussten. Was kann ich für Sie tun?« Frau Weber klingt zwar freundlich, aber ich habe das Gefühl, ich hätte da einen etwas bissigen Unterton rausgehört.
    »Sie können das für mich tun, dass Sie mir erklären, warum ich kein Fernsehen mehr schauen kann!«
    »Haben Sie alle Kabel kontrolliert? Sollen wir das vielleicht mal Schritt für Schritt durchgehen, zur Sicherheit, ja?«
    »Frau Weber, ich bin kein Vollidiot. Natürlich sind alle Kabel drin. Es kommt die Fehlermeldung, dass die Programme nicht entschlüsselt werden können.«
    Basti, bleib ruhig! Wahrscheinlich rufen wirklich zig Menschen an, die nur ein loses Kabel übersehen haben. Gib Frau Weber eine Chance!
    »Aus welchem Bundesland rufen Sie an?«, werde ich als Nächstes gefragt.
    »Was tut das denn zu Sache? Darf man heute nicht in ganz Deutschland fernsehen?«
    Während ich rede, höre ich, wie sie vor sich hinmurmelt: »Hmmm, ja … Okay …« Die macht mich wahnsinnig! Kann die mir nicht einfach zuhören und dabei still sein?
    »Herr Schwenk, ich versuche Ihnen doch nur zu helfen, okay? Haben Sie Ihre Kundenummer für mich, ja?« Sie schafft es, immer noch freundlich zu klingen und dabei immer unfreundlicher zu werden.
    »Nein. Suchen Sie mich bitte über den Namen, okay ? Können Sie das machen, ja ?« Ich weiß nicht, ob sie Ironie versteht. Aber wenn ich noch ein einziges »Okay« von ihr höre, kann ich nicht mehr ruhig bleiben.
    »Hmmm, dazu bräuchte ich erst mal Ihr Bundesland.«
    Sie macht mich wahnsinnig. Aber was soll ich tun? Ich nenne ihr also alle Infos, die sie braucht.
    »Einen kleinen Moment bitte, Herr Schwenk, ja? Ich schau mir mal ihre Daten an. Ich gebe ihnen kurz ein bisschen Musik, okay?«
    Noch bevor ich antworten kann, muss ich schon wieder diese Dudelmusik ertragen. Und sie hat tatsächlich wieder ein »Okay« eingebaut. Es ist nichts okay! Also warum sagt sie das immer? Seit wann dürfen Menschen mit einem Sprachfehler in einem Call-Center arbeiten? In was für einer Welt lebe ich eigentlich? Mittlerweile telefoniere ich schon fast zwanzig Minuten mit der Kundenhotline.
    Eine gefühlte Endlosigkeit später ist Frau Weber wieder da.
    »Herr Schwenk, ich habe hier einen offenen Saldo von 54,23 Euro. Ihre Box ist gesperrt worden, okay? Wir
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