Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
Autoren: Kim Schneyder
Vom Netzwerk:
überschreiten.
    Als Nächstes ging ich daran, meine Flucht vorzubereiten. Denn eines war klar: Wenn meine Rachebombe hochging, musste ich bereits außer Landes sein. Sollte Robert die Geschichte überleben – diese Möglichkeit musste ich immerhin einräumen –, war er ohne Zweifel zu allem fähig, obwohl er das, was auf ihn zukam, im Grunde genommen ganz alleine zu verantworten hatte.
    Also hängte ich mich ins Internet und bombardierte sämtliche Reiseveranstalter des Landes mit einer dringlichen Anfrage: Wer hatte drei Einzelzimmer anzubieten, mindestens fünfhundert Kilometer von Deutschland entfernt, mit gutem Essen, annehmbarem Service, und das alles zu einem fairen Preis? Wobei Letzteres angesichts der besonderen Situation von eher geringer Bedeutung war.
    Wozu drei Einzelzimmer?
    Nun, ich brauchte Fluchthelfer. Nicht im wörtlichen Sinn, da ich mein Außer-Landes-Kommen ja bereits selbst in die Hand genommen hatte (so gesehen organisierte ich sogar die Flucht meiner Fluchthelfer, obwohl die gar nicht auf der Flucht waren), sondern als moralische Stütze. Ich wollte jemanden bei mir haben, der mir nach vollbrachter Tat bestätigte, dass ich im Recht gewesen war. Der mir glaubhaft versichern konnte, dass ich mir keinen Vorwurf zu machen brauchte. Jemanden, dem ich – egal, was ich getan hatte – noch immer in die Augen schauen konnte und der mich deswegen nicht verachten würde. Jemanden wie eine Mutter, die soeben erfahren hat, dass ihr Sohn etwas angestellt hat: »Es war sehr, sehr ungezogen von dir, das Haus der Nachbarn in die Luft zu sprengen. Aber Mami hat dich trotzdem lieb.«
    Meine eigene Mutter konnte ich für diesen Job allerdings nicht heranziehen. Die ist ehemalige Klosterschülerin und hat für extreme Maßnahmen null Verständnis. Darüber hinaus waren die Voraussetzungen, um mich auf meiner Flucht begleiten zu können, selektiv und jede einzelne für sich genommen unverzichtbar: Die Personen mussten weiblich, etwa in meinem Alter, lustig und hinsichtlich ihrer Zeitplanung ungebunden sein.
    Weiblich und in meinem Alter, weil niemand sonst meine Seelennöte verstanden hätte.
    Lustig, weil ich selbst schon deprimiert genug war und dringend Auflockerung brauchte.
    Und ungebunden, weil jemand, der am Sonntag erfährt, dass er kommenden Freitag das Land verlassen soll, das eben sein muss. Und noch etwas war wichtig: Diese Personen durften nicht aus meinem allerengsten Freundeskreis stammen, vor allem aber durften sie keinen Kontakt zu den Leuten haben, mit denen Robert verkehrte. Geheimhaltung war schließlich oberstes Gebot.
    Bei genauer Betrachtung gab es überhaupt nur zwei Menschen, die alle diese Voraussetzungen erfüllten: Isa Sachs und Roxie Banner.
    Isabella »Isa« Sachs hatte ich vor etwa drei Jahren kennen gelernt. Ich war damals schon als Immobilienmaklerin tätig gewesen und hatte ihr anlässlich ihrer Scheidung eine Wohnung vermittelt. Schon bei unserem ersten Treffen hatten wir festgestellt, dass wir uns in Sachen Humor beinahe symbiotisch ergänzten. Das wird jetzt jeden wundern, der Isa kennt, hat sie doch vermutlich in ihrem ganzen Leben noch keinen einzigen Witz zusammenhängend erzählt, aber: Isa ist humorvoll im passiven Sinn. Ich erzähle die Witze und sie lacht darüber. Eine bessere Freundin kann man sich eigentlich gar nicht wünschen, obwohl ich ihr anlasten muss, dass sie eine unverschämt gute Figur hat, und das mit siebenunddreißig Jahren und einer beinahe erwachsenen Tochter. Dennoch traf ich mich oft und gerne mit ihr, aber als sie dann vor zwei Jahren nach Stuttgart übersiedelte, reduzierte sich unser Kontakt auf ein paar Telefonate im Monat.
    Ähnliches galt für Roxanne »Roxie« Banner. Nicht, dass Roxie keine Witze erzählen könnte oder dass sie über meine lachen würde – wenn, dann nur über die wirklich guten, und die sind leider selten –, aber auch sie hatte ich vor Jahren kennen gelernt und dann ein wenig aus den Augen verloren. Roxie stammt aus Berlin und ist Werbetexterin. Sie hat ein paar Jahre in München gelebt, bevor ihr ausgerechnet eine Wiener Werbeagentur einen Topjob anbot. Das war zwar gut für Roxies Finanzlage und diverse Telekomanbieter, aber schlecht für unsere Freundschaft.
    Als Erstes rief ich Isa an. Als ich ihr von Roberts Seitensprung erzählte, war sie dermaßen von der Rolle, dass sie gar nicht anders konnte als zuzusagen. Urlaubsdauer: mindestens eine Woche. Reiseziel: vorerst unbekannt. Nur Abflug am Freitag stand fest.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher