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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
Autoren: Kim Schneyder
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zweihundert Mal entschuldigte, rettete ihm das Leben, denn ich stand kurz davor, ihn auf der Stelle zu erwürgen. Aber welcher halbwegs zivilisierte Mensch kann schon einen lebensgroßen Big Mac erwürgen, wenn der um Gnade winselt?
    Also sagte ich vorerst gar nichts, sondern setzte nur meinen bösesten Blick auf, und Reden war auch gar nicht nötig, denn das übernahm der Opa für mich.
    »Das tut mir ja so Leid«, beteuerte er zum dreihundertsten Mal, »dass mir gerade bei Ihnen immer solche Sachen passieren … aber Gott sei Dank, wenigstens haben Sie nichts abbekommen …« Dann schaute er an sich selbst herab und gab einen Laut von sich, der vermutlich ein Lachen sein sollte. »Von mir kann man das ja nicht gerade behaupten … Aber lassen Sie mich Ihre Sachen noch einmal bestellen …« Er wandte sich an die Angestellte. »Das waren, glaube ich, ein Big Mac, ein Royal TS, Pommes …?« Der Mistkerl hatte also schon wieder ausspioniert, was ich mir zu Gemüte führen wollte!
    Die Angestellte unterbrach seine Aufzählung: »Warten Sie, ich habe die Bestellung noch im Computer: Big Mac, Royal TS, Chicken Wings, große Pommes, eine Apfeltasche, zwei Donuts, eine große Cola, ein Kaffee!«
    Na bravo! Schön, dass sich die beiden so lautstark über mein Menü unterhielten, wieso nahmen sie nicht gleich ein Megaphon oder ließen es im Radio durchsagen?
    »Sind Ihre Freundinnen auch da?«, fragte der Opa zu allem Überfluss dann auch noch.
    Ich schüttelte den Kopf, und seine Reaktion darauf überraschte mich: »Dann sind Sie allein? Das ist gut, sehr gut sogar!« Und zur Angestellten sagte er: »Geben Sie mir … ich weiß nicht … einfach das Gleiche!«
    Die guckte jetzt ein bisschen verwundert aus der Wäsche, kam aber seinen Wünschen nach.
    Und zu mir sagte der Opa: »Und wir nehmen uns einen Tisch … ich hoffe, Sie schlagen mir diesen Wunsch nicht ab … warten Sie, da hinten ist einer frei geworden … Gehen Sie doch voraus, ich komme gleich nach!«
    Er deutete auf einen Tisch, der gerade abgeräumt wurde, und was sollte ich jetzt machen? Wahrscheinlich würde Barbie jeden Moment nachkommen, und dann konnten sie noch einmal aus nächster Nähe beobachten, was die große Blonde so alles runterbrachte. Bei der Gelegenheit konnten sie auch gleich ein paar Fotos schießen, mit denen sie dann bei der nächsten Familienversammlung dokumentieren konnten, welchen Spaß sie in ihrem Urlaub gehabt hatten.
    Andererseits hatte ich inzwischen mächtig Kohldampf, und der Fraß, den sie einem im Flugzeug servieren, erschien mir noch weniger verlockend. Also beschloss ich, dem Schicksal seinen Lauf zu lassen, trottete brav zu dem freien Tisch und setzte mich. Der Opa musste zweimal gehen mit unseren Tabletts, dann nahm er mir gegenüber Platz. Er schaute mich an, und dann lächelte er auf einmal.
    »Wissen Sie, ich habe schon die ganze Woche auf eine passende Gelegenheit gewartet, um Sie anzusprechen, aber es hat irgendwie nie gepasst. Die ersten Tage waren Sie immer mit Ihren Freundinnen beschäftigt, und dann erwischte uns ein Virus – wahrscheinlich das Wasser – was soll man da machen?« Und plötzlich unterbrach er sich selbst. »Aber was rede ich denn da, eine Frau wie Sie hat wahrscheinlich einen festen Partner, der zu Hause auf sie wartet. Habe ich Recht?«
    Auf einmal sah er aus wie ein Häufchen Elend, während er auf meine Antwort wartete.
    »Äh, nein«, antwortete ich. »Ich hatte … ich meine … ich habe gerade eine Trennung hinter mir … Deswegen auch der Urlaub mit meinen Freundinnen. Um Abstand zu gewinnen.«
    Ich hatte keine Ahnung, warum, aber plötzlich schien ihm ein Riesenstein vom Herzen zu fallen. Was wollte der Kerl überhaupt von mir? Er hatte doch seine Miss World.
    »Oh, das tut mir Leid«, sagte er. »Ach Quatsch, wenn ich ehrlich sein soll, bin ich froh darüber. Wissen Sie, Sie sind mir vom ersten Augenblick an aufgefallen – positiv natürlich –, schon am Münchner Flughafen, als Sie ins Flugzeug stiegen. Meiner Tochter übrigens auch.«
    Und jetzt hätte es mich beinahe von meinem Stuhl gehauen.
    Was hatte er da gerade gesagt? Ich war ihm aufgefallen? Positiv aufgefallen? Und was hatte er noch gesagt? Seine Tochter? Barbie war seine Tochter! Und jetzt wurde mir plötzlich alles klar, die Vertrautheit, die sie im Umgang miteinander an den Tag gelegt hatten, und auch das Aussehen: dieselben blauen Augen, die Gesichtszüge, und die schlanke Gestalt.
    Ich war ihm also positiv
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