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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen
Autoren: Eva Ehley
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In dieser, und auch in all den anderen Donnerstagnächten, die er in der kleinen Pension neben dem Flensburger Büro seiner Firma verbringt, um seiner Ehefrau ein wenig Freiraum zu lassen. Welch eigenartige Formulierung.
    Ob ich wohl Marga Mönchinger mit ihrem Liebhaber antreffen werde? Ich halte jede Wette, dass sie einen hat. Mönchinger selbst glaubt das natürlich auch.
    Ich weiß, dass es nicht meine Aufgabe ist, Marga Mönchingers Treue zu überprüfen. Schließlich bin ich kein Privatdetektiv. Also umkehren? Aber was soll schließlich schon bei diesem Überraschungsbesuch herauskommen?
    Ich klingele, sie öffnet. Und am nächsten Tag erzählt sie die ganze Geschichte, zu Recht verwundert, ihrem Gatten.
    »Hubert, mein Lieber, weißt du eigentlich, wer gestern Nacht hier vor unserer Tür stand? Du wirst es nicht glauben, Manfred Pabst, dein Analytiker. Doch, doch, mein Lieber, er hat sich mir vorgestellt. Ja, glaubst du vielleicht, ich hätte ihn sonst hereingelassen? Was denkst du eigentlich von mir? Es war schon nach Mitternacht, er hat mich aus dem Schlaf geklingelt. Warum ich überhaupt die Tür geöffnet habe? Du stellst Fragen! Aus Sorge um dich natürlich. Dir hätte etwas passiert sein können in Flensburg. Warum sonst sollte ich wohl einen wildfremden Mann nachts in unser Haus lassen? Was denkst du eigentlich von mir? Was heißt, das habe ich dich eben schon gefragt? Natürlich habe ich eben schon gefragt, was du von mir denkst, aber du antwortest mir ja nie auf diese Frage.«
    Diese Frau ist ihrem Mann himmelhoch überlegen. Aber um das festzustellen, muss ich nicht durch die Nacht fahren. Das weiß ich spätestens, seit Mönchinger mir von diesem nächtlichen Dialog erzählt hat. Man stelle sich das vor: Beide im Bett, nackt, der Mann hat sein Bestes gegeben, ist immer noch ein wenig atemlos, aber durchaus zufrieden, und sie sagt: »Hubert, mein Guter, es ist nicht so, wie du denkst …«
    »Was meinst du, mein Schatz? Ich denke doch gar nichts.«
    »Ich will nur nicht, dass du ein schlechtes Gewissen hast.«
    Hubert Mönchinger hat gar kein schlechtes Gewissen, zu diesem Zeitpunkt noch nicht, das hat er mir glaubhaft versichert. Er antwortet also: »Aber meine Liebe, ich bin rundum zufrieden, du etwa nicht?«
    Und seine Frau, was sagt sie darauf? Sie sagt doch glatt: »Nein, ich bin leider nicht zufrieden. Wieder einmal leider nicht zufrieden.«
    »Aber warum denn nicht, mein Liebes?« Als sie die Antwort schuldig bleibt, fügt Mönchinger hinzu: »Fühlst du dich irgendwie, nun, wie soll ich es sagen … unterversorgt?«
    »Unterversorgt …« Sie lässt das Wort im Mund zergehen, es scheint ihr zu gefallen, und während ihr dieses Wort so sichtbar gefällt, keimt in ihrem Mann der Verdacht, dass er soeben eine höchst gefährliche Vorlage geliefert hat. Mit bangem Blick beobachtet er seine Frau und sieht, wie sie einen Entschluss fasst. Scheinbar unkonzentriert murmelt sie: »Ach was, unterversorgt!«
    Hubert Mönchinger atmet auf, völlig zu Unrecht, wie sich gleich herausstellen wird, denn sie redet weiter.
    »Ich bin nicht unterversorgt, Hubert, ich bin einfach überbedürftig.«
    »Überbedürftig …« Jetzt ist es an ihm, das Wort bedachtsam hin und her zu wenden.
    Doch seine Frau lässt ihn nicht. »Also mach dir keine Sorgen, Hubert, die Schuld liegt ganz auf meiner Seite. Und ich werde schon irgendwie damit fertig.«
    Was antwortet man auf so eine Bemerkung? Ich weiß es genauso wenig, wie Hubert Mönchinger es gewusst hat. Immerhin rang er sich ein
das ist bestimmt nicht einfach für dich
ab. Denn langsam begriff er, worauf sie anspielte.
    Im Grunde genommen finde ich diese Replik ganz angemessen. Wenn sie nur nicht so dämlich klingen würde. Das fand wohl auch die rote Marga. Denn anstatt ihn zu trösten, sein Ego zu streicheln, ihre Worte zu relativieren, legt sie nach.
    »Nein, natürlich ist es nicht einfach für mich. Das habe ich auch nicht behauptet. Aber weißt du, ich schaffe es schon.«
    »Kann ich dir denn gar nicht dabei helfen, Marga?«
    Da faucht sie ihn an: »Was sagst du? Helfen? Du willst mir helfen? Ach du liebe Güte, wie willst
du
mir denn helfen?«
    Fehlt nur noch, dass sie hinzufügt:
Ausgerechnet du!
Aber das tut sie nicht.
Das
tut sie gerade nicht. Das ist eben das Perfide an Marga Mönchinger. Sie wirft den Fisch Hubert wieder ins Wasser. Und er darf seine Wunden pflegen, bis er das nächste Mal geangelt wird. Und ich, Manfred Pabst, bin derweil sein
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