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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen
Autoren: Eva Ehley
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Miene.
    »Ziemlich dringend. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass heute Vormittag auch der Ehemann der Hotelbesitzerin ums Leben gekommen ist. Auch er wurde erschossen.«
    Eva Simons nickt. Sonderlich überrascht sieht sie nicht aus, denkt Silja noch, dann öffnet sich die Wohnungstür ganz und die rechte Körperhälfte der Bewohnerin erscheint. In der Hand hält Eva Simons die blau-goldene Sig Sauer, nach der zurzeit fieberhaft in den Kampener Dünen gesucht wird. Der Lauf ist direkt auf Siljas Herz gerichtet.
    »Es tut mir furchtbar leid, aber der Andrang auf meine Wohnung ist mir gerade ein wenig über den Kopf gewachsen. Sie werden es hoffentlich verstehen können, dass ich es mir nicht leisten kann, Sie ohne Vorsichtsmaßnahmen hereinzubitten.«
    Während Silja noch überlegt, was die Worte zu bedeuten haben, korrigiert die Frau die Zielrichtung ihre Waffe ein wenig. Sie hat jetzt Siljas rechte Schulter im Visier. Die Kommissarin zögert nicht lange, sondern wirft sich mit dem ganzen Körper in die Diele, der Simons entgegen. Wenn sie Glück hat, kann sie ihr noch rechtzeitig die Waffe aus der Hand schlagen.
    Aber Silja hat kein Glück. Diesmal nicht.
    Mitten in ihre Bewegung kracht ein Schuss überlaut durch Wohnung und Treppenhaus. Im ersten Moment hat Silja nur Sorgen um ihr Trommelfell, dann kommt der Schmerz. Die Kugel muss ihre Schulter getroffen haben. Sie tastet mit der linken Hand nach der Schulter und greift in warmes Blut. Die Simons drückt mit einem Fußtritt die Tür hinter Silja ins Schloss. Dann schießt sie ohne Vorwarnung ein zweites Mal.
    Alles wird schwarz um Silja herum. Nein, das ist nicht korrekt. Alles wird golden, dann blau und schließlich schwarz.
    Den Aufprall ihres Körpers auf dem Boden spürt die Kommissarin schon nicht mehr.

Donnerstag, 25 . August, 11.32  Uhr,
Siedlung Am Torbogen, Rantum
    Fred Hübner richtet sich auf, sobald die Irre den Raum verlassen hat. Während er konzentriert auf die Frauenstimmen in der Diele lauscht und ziemlich bald in der Besucherin die junge Kommissarin erkennt, robbt er in einer Art behindertem Ameisengang rücklings hinüber zu dem niedrigen Couchtisch aus Eisen und Glas, auf dem die Wasserflasche steht. Fred setzt sich auf und dreht sich mit dem Rücken zum Tisch. Ungeschickt versucht er, die Flasche mit den gefesselten Händen zu greifen. Nach endlosen Sekunden gelingt es ihm. Er hält in der Bewegung inne, um nach draußen zu lauschen, doch er kann nicht verstehen, was gesprochen wird. Also konzentriert er sich weiter auf sein Vorhaben.
    Obwohl Eva Simons ständig Wasser getrunken hat, ist die Flasche immer noch ziemlich schwer. Fast rutscht sie ihm aus den Händen. Langsam und sehr vorsichtig lässt Fred seinen Oberkörper zurück auf den Boden sinken. Zum Glück hat er beim Fitness regelmäßig seine Bauchmuskeln trainiert, sonst hätte er jetzt ein Problem. Kurz bevor er den Boden erreicht, rollt er sich auf die Seite und bewegt sich anschließend mit geduldigem Schlängeln zurück in die Ecke des Raumes, in der er auch vorher gelegen hat. Als er seine alte Position fast erreicht hat, ist von jenseits der Tür ein Schuss zu hören. Fred zuckt zusammen, kann aber die Flasche gerade noch festhalten. Er spürt, wie ihm der Schweiß aus allen Poren tritt.
    Jetzt hat diese Irre doch tatsächlich die kleine Polizistin erschossen. Und gleich wird sie zurückkommen und sich ihn vorknöpfen. Seine Finger krampfen sich um die Wasserflasche, auch sie sind schweißnass. Er hat vollkommen vergessen, was er mit dem blöden Ding eigentlich vorhatte. Während Fred noch verzweifelt versucht, sich daran zu erinnern, kommt ein zweiter Knall. Hat es diesmal ihn erwischt? Nein, noch nicht. Noch ist die Tür zur Diele geschlossen. Dafür fällt ihm wieder ein, was er mit der Flasche gewollt hat: sie der Simons zwischen die Füße werfen, ihre Aufmerksamkeit ablenken und sie mit einem Stoß der angezogenen Beine zu Fall bringen. Eine blöde Idee. Viel zu kompliziert. Fred lässt die Wasserflasche aus seinen schwitzenden Fingern gleiten. Sie rollt quer durchs Zimmer und bleibt in der Mitte liegen. Währenddessen robbt Fred in die Ecke hinter der Tür. Als die Klinke von außen niedergedrückt wird, hebt er beide Beine und winkelt sie dicht vor seinem Bauch an.
    Dann schwingt die Tür auf.

Donnerstag, 25 . August, 11.46  Uhr,
Siedlung Am Torbogen, Rantum
    Bei der Einfahrt auf den Parkplatz entdeckt Bastian Siljas Auto als Erster. Es steht nur wenige Meter von
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