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Frau Prinz pfeift nicht mehr

Titel: Frau Prinz pfeift nicht mehr
Autoren: A Scheib
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Junge behauptete, daß es aber ihm gehöre.
    »Das ist meins, du Arsch«, kreischte das Mädchen, die Antwort des Jungen konnte Kemper nicht mehr hören, denn oben schlug
     eine Tür krachend zu, und dann war Ruhe.
    |198| Matthias Molden, der von Kemper und Papke noch gar nichts bemerkt hatte, öffnete die Tür, er sah überrascht einen Arzt und
     zwei Sanitäter vor sich stehen.
    »Wo ist der Mann?« wollte der Arzt wissen. Ehe Molden fragen konnte, wovon er denn rede, tauchte Kemper hinter ihm auf, winkte
     den Arzt zu sich, und Molden sah fassungslos, wie die Männer den bewußtlosen Berthold Papke auf eine Bahre luden, die sie
     im Wohnzimmer kurz absetzten.
    »Er hat ziemlich viel Blut verloren, wir fahren sofort zum Dritten Orden«, sagte der Arzt.
    Kemper begleitete die Männer hinaus, dann kam er zurück zu den Moldens, sagte, er werde jetzt gehen, leider habe er immer
     noch keine schlüssigen Beweise, was den Tod von Frau Prinz angehe.
    »Ich hoffe, daß Sie mich nicht mehr verdächtigen«, sagte Agnes Molden, sie sah Kemper forschend an, doch er schüttelte nur
     leicht den Kopf, dann ging er.
     
    Matthias zog Agnes fest an sich. »Du mußt für ein paar Tage hier heraus. Ich denke, |199| wir fahren zu Molly und Veit, was meinst du?«
    »Sie haben schon zwei Dackel, und dann noch unsere Kinder – die beiden sind im Moment nur damit beschäftigt, sich zu streiten.
     Man könnte denken, sie seien ein altes Ehepaar vor der goldenen Hochzeit. Ich glaube, die können wir niemandem zumuten.«
    »Geh – so schlimm sind sie auch wieder nicht.« Matthias Molden war fast verstimmt, daß Agnes die Zwillinge so kritisch sah.
     »Hör doch mal nach oben – kein Laut. Sie spielen ganz friedlich. Wenn du ehrlich bist, ist ihr Streiten eher die Ausnahme.«
    Agnes Molden war in ihren Gedanken schon wieder woanders. »Der Papke – der wollte mich umbringen – darauf wette ich. Vielleicht
     hat er auch seine Schwiegermutter auf dem Gewissen.«
    »Die Spezialisten von der Kripo haben doch alles genau berechnet. Die Fallgeschwindigkeit, den Kurvenwinkel. Die Dachziegel
     und der Stein müssen vom Gerüst heruntergefallen sein. Und wie sollte der Papke auf das Gerüst an unserem Haus kommen?«
    |200| »Das ist doch eine leichte Übung, Matthias. Vom Dach des Prinz-Hauses kann man doch auf das Gerüst steigen, das könnte ja
     sogar ich!«
    »Erzähl das aber lieber nicht dem Kemper. Schließlich warst du zur Tatzeit zu Hause, Papke und seine Frau haben ein Alibi,
     wenn auch ein ziemlich dünnes.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Agnes Molden sah ihren Mann an. Was dachte er, was dachte er wirklich? Vor Kemper hatte sie sich nie gefürchtet, dazu war
     sie anfangs zu arglos gewesen, aber in diesem Augenblick, als Matthias sie vor Kemper warnte, war Agnes empört und gekränkt,
     und zum erstenmal hatte sie Furcht, Furcht vor Matthias, vor seinen Mutmaßungen, geheimsten Gedanken. Sie spürte, daß ihr
     kalt wurde, ihr brach der Schweiß aus. Glaubte Matthias – das war ja Wahnsinn   –, wie konnte er mit ihr leben, wenn er glaubte, daß sie –
    Agnes dachte den Gedanken nicht zu Ende. Stumm, als sei sie von einem Schlag betäubt, starrte sie Matthias an.
    Ihm wurde leicht unbehaglich. Was hatte |201| er falsch gemacht? Agnes war so empfindsam wie die berühmte Mimose. Er hatte das mit dem Kemper doch nur gut gemeint. Die
     Polizei griff doch nach jedem Strohhalm, wenn sie ratlos war und den Täter nicht fand.
     
    Matthias wollte Agnes ablenken. Er horchte nach oben. »Ich seh mal nach den beiden. Die sind so still. Da stimmt doch was
     nicht.«
    Agnes nickte stumm, ging in die Küche und setzte Teewasser auf.
     
    Hortense und Titus waren nicht im Kinderzimmer. Matthias suchte sie im Bad, ein Stockwerk höher im Gästezimmer, in dem sie
     auch gern spielten, aber auch dort waren sie nicht. Matthias sah, daß die Tür zum Speicherzimmer aufstand, er stieg ahnungsvoll
     die Treppe hoch, sah die offene Luke und erschrak so sehr, daß ihm im ersten Moment die Luft wegblieb.
    »Nur Agnes nichts sagen, nur die Ruhe«, sagte er sich und stieg aus der Dachluke hinaus auf das Gerüst. Als er am äußersten |202| Rand des Gerüstes angekommen war, sah er Titus und Hortense, die erschrocken um die Hausecke lugten.
     
    Die Kinder starrten Matthias an, er starrte für einen Moment zurück, fragte dann aber, um sie nicht zu verschrecken, gewollt
     lässig: »Was macht ihr denn hier oben? Das ist doch viel zu gefährlich für
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