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Frau Prinz pfeift nicht mehr

Titel: Frau Prinz pfeift nicht mehr
Autoren: A Scheib
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Schlafzimmer,
     stürzte zu Emilie Koch, hobsie sanft hoch, drückte den schlaffen Körper an sich. »Millie, bleib bei mir, bitte, Millie, bitte!«
     
    Strobl kam aus dem Schlafzimmer, hatte die Tragetasche mit Niki an der Hand. Niki war aufgewacht, er begann zu weinen. Ingrid
     ließ Millie zu Boden gleiten, wollte Niki aus dem Tragkorb nehmen, aber Strobl wehrte sie nicht grob, doch bestimmt ab, reichte
     den Korbder Polizistin, sie ging mit Niki zur Tür, wo gerade ein Arzt und zwei Sanitäter hereinkamen, die sich rasch und sachlich
     um Emilie Koch kümmerten.
     
    Die konnten ihr doch nicht Niki wegnehmen. Er ist doch mein Sohn, schrie es in Ingrid, aber wie in einem Alptraum konnte sie
     ihre Stimme nicht laut werden lassen – sosehr sie sich auch bemühte, es kam kein Ton aus ihrem Mund. Was wollte diese Polizistin
     mit Ingrids Kind, sie wußte nicht, |194| was Niki zum Trinken bekam, wie lange er zum Aufstoßen brauchte, daß er noch nicht durchschlief in der Nacht. Sie würden ihn
     schreien lassen, so wie damals Muck geschrien hatte, bis er nackt und eiskalt gewesen war. Niki! Nikiiii!
     
    »Hier können wir nichts mehr tun. Lassen Sie die Frau abholen.« Wie von weitem hörte Ingrid den Arzt, der Emilie Koch untersucht
     hatte und jetzt aufstand, etwas in einen Block schrieb. Ingrid hörte ihn, verstand aber nicht, was er sagte, es war ihr, als
     redete er in einer Sprache, die sie noch nie gehört hatte. Vage begriff Ingrid, daß Emilie genauso weggebracht werden würde
     wie Niki. Ingrids Nerven, so lange über das erträgliche Maß hinaus angespannt, begannen wie brüchige Fäden zu zerreißen, sie
     stieß einen Schrei aus, der nichts Menschliches mehr an sich hatte, der Strobl zu ihr herumwirbeln ließ, doch da war sie schon
     beim Fenster, riß es auf, und ehe Strobl hinstürzen und sie festhalten konnte, war sie vom Fensterbrett in die Tiefe gesprungen.

|195| 19
    Agnes Molden rannte hinaus in den Vorgarten, sah Kemper aus dem Auto steigen, er fing sie auf, versuchte, sie zu beruhigen.
     Agnes deutete voller Angst und Panik ins Haus. »Papke, dort, er schlägt die Gartentür ein –«
    Kemper lief die Treppenstufen hoch ins Haus, hörte das Klirren, Kemper rannte durchs Wohnzimmer zur Gartentür, holte im Laufen
     seine Waffe heraus und stand Papke gegenüber, der ihn sekundenlang anstarrte, als sähe er ein Gespenst. Dann drehte Papke
     sich um, zwängte sich zurück durch die Glastür, Kemper schrie: »Vorsicht!«, doch ein großer Glassplitter, der wie ein Finger
     vom Rand der Tür herausragte, hatte Papke schon an seiner linken Hand verletzt. Er blutete stark, entsetzte sich über so viel
     Blut und fiel ohnmächtig auf der Treppe in sich zusammen.
    Kemper riß seine Krawatte runter, Agnes Molden war nur zögernd und vorsichtig hinzugetreten, half ihm dann aber ziemlich geschickt,
     Papkes Wunde abzubinden.
    |196| »Sie sind aber freundlich zu ihm, wenn man bedenkt, was er vorhatte«, stellte Kemper erstaunt fest, als Agnes mit einer Couchdecke
     kam, sie über Papke legte, während Kemper per Handy seine Kollegen und den Notarzt herbeirief.
    Kemper und Agnes Molden saßen wartend im Gartenzimmer, stumm, den Blick auf Papke, der immer noch ohnmächtig auf der Treppe
     lehnte, mit dem Rücken an der Wand.
     
    Vom Eingang hörte man Kinderstimmen, Agnes sprang auf. »Da kommen mein Mann und meine Kinder«, sagte sie erleichtert, und
     Kemper sah, wie sich ihr bleiches Gesicht belebte.
    »Halten Sie die Kinder fern«, riet Kemper, und Agnes Molden sagte, natürlich, sie werde sie in ihr Zimmer zum Spielen schikken.
     Kemper hörte, wie die Kinder auf ihre Mutter einstürmten.
    »Der Titus ist so ein Blödmann, der will immer der Bestimmer sein. Bloß wegen seiner Altheit.«
    »Stimmt’s, Mama, ich war zuerst auf der |197| Welt. Un nich die Hortense! Die kuckt mich immer so blöd an. Un wenn ich sage, kuck nich so blöd, ich bin viel älter als du,
     dann kuckt sie noch blöder.«
    »Stimmt ja gaanich, du Doofmann.«
    »Stimmt wohl.«
    »Marsch, Kinder«, sagte Agnes bestimmt, »geht in euer Zimmer. Wir haben Besuch. Ich hole euch dann später.«
    »Und dann fahren wir alle für ein paar Tage aufs Land, da haben wir dann viel Zeit, um mit euch zu spielen«, fügte Matthias
     Molden hinzu.
     
    Kemper hörte, wie die Kinder die Treppe hinaufpolterten, sie waren schon wieder am Streiten, es ging um irgendein Flumi oder
     so etwas Ähnliches, das das Mädchen gefunden hatte und von dem der
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