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Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)

Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)

Titel: Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
Autoren: Sandra Edelweiß
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wieder umkehren. Er war wegen Wartung und fehlendem Winterdienst gesperrt, zumindest offiziell. Also schritt er wieder den Fahrradweg ab, langsam, fast genießerisch. Auf der Plattform ließ er seinen Blick zur Stadtmitte hin schweifen. Er sah den hohen Glockenturm von St. Nepomuk. „Nicht schlecht, die offene Säulengalerie um den Glockenturm herum scheint begehbar, aber die Flugbahn stimmt nicht ganz“. Dann überschaute er das Dächermeer. Und tatsächlich, er fand es wieder, das musste das Dach der Schule sein. Es war zwar nur ein kleiner Zipfel zu sehen, das war aber machbar. Die Flugbahn war perfekt. Das Dach lag auf gerader Linie zur Plattform. Ein Kinderspiel. Er würde zurückkehren und er würde einen Weg in das Gebäude finden. So ein öffentliches Gebäude beherbergte sicherlich auch noch eine Volkshochschule oder eine Musikschule und wurde nicht nur vormittags genutzt. Er konnte sich sein Grinsen kaum verkneifen. Ein Kinderspiel und auch noch außerhalb der Sicherheitszone. Schlendernd ging er an den anderen unauffälligen Touristengruppen vorbei. Sein Job war so gut wie erfüllt.
     
    14.00 Uhr, das Lehrerzimmer platzte aus allen Nähten. Die Tische waren überfüllt mit Ordnern und Stehsammlern aus denen Papiere quollen. Jeder Lehrer hatte sein kleines Eckchen Tisch mit einem Namensschild markiert und versuchte sich dieses Plätzchen mit diversen Unterrichtsmaterialien zu bebauen. Dazwischen klebten Kaffeetassen und dreckige Teller und zeugten davon, dass die meisten ihr Mittagessen zwischen den unordentlichen Stapeln eingenommen hatten. Es roch nach Fisch, Pizza und Gemüseauflauf. Die Luft war zum Schneiden. Das hereinfallende Licht durch die Bäume des Altrheinufers zog seine Bahnen durch glitzernde Staubpartikel. Gerade betrat Herr Radeck das Zimmer. Er versuchte immer als Letzter zu kommen und genoss seinen Auftritt. Jeder, der jetzt noch kam, wurde mit einem strafenden Blick geahndet, von dem man nicht wusste, ob er irgendwann einen Einzug in irgendeine Akte finden würde. Man munkelte, dass im Rektorat ein schwarzes Büchlein liege, in dem tagebuchartig Vergehen und sonstige Vorkommnisse notiert wurden. „Haben Sie alle die Tagespunkte vorliegen?“, begann er, „dann sei die Konferenz eröffnet. Meine liebe Erika wird den ersten Punkt vortragen. Es geht um die Ergebnisse ihrer Fortbildung zur Selbstevaluation, die wir demnächst hier durchführen werden. Ich bitte um Aufmerksamkeit“. Die Konrektorin warf ihrem Chef einen verliebten Blick zu und stellte sich am Beamer auf. Nervös nestelte sie an dem Gerät herum, aber es erschien kein Bild auf der Leinwand. Ihre Wangen röteten sich leicht. Unsicher schaute sie zu ihrem Chef. Dieser blickte unwillig zur Seite. Dieser Technikkram war nichts für ihn, obwohl er ein Mann war. Er hätte auch den Jungspund mit der Mediengeschichte beauftragen können, aber das ließ sein Ego nicht zu. Die Wespe hatte sich schon vor zwei Jahren weitergebildet und war jetzt für die Medien und die Computer zuständig. Er hasste es, sie fragen zu müssen. Eigentlich hatte er damals nur zugestimmt, dass sie die Fortbildung zur Medienbeauftragten machen durfte, weil sich erstens niemand anderes gemeldet hatte und weil er ihr zweitens nicht zugetraut hatte, dass sie es packt. Er hatte sich so auf ihr Versagen gefreut, das leider nicht eingetreten war. „Sie hat auch ihren Mann, der kommt immer abends in die Schule und fährt ihr den Karren aus dem Dreck“, dachte er. Nein, er konnte jetzt nicht Frau Edelweiß fragen. Die Bürde nahm ihm aber schon Frau Sommer ab. „Frau Edelweiß, könnten sie bitte mal schauen.“ „Das genießt sie wieder, diese blöde Kuh“, ging es ihm durch den Kopf. Tatsächlich drückte sie auf ein paar Knöpfchen, überprüfte noch einmal das Kabel und schon wurde ein Bild sichtbar. Der Vortrag zog sich dahin. Frau Edelweiß schob ihrer Kollegin einen Zettel hin. „Bla, bla, bla,…“ stand darauf. Frau Rose konnte nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken. Frau Edelweiß klebte eifrig einen riesigen Stapel Blätter zusammen. Ständig musste sie in den Konferenzen irgendetwas schnippeln oder kleben. Einmal hatte sie tatsächlich die Dreistigkeit besessen und mindestens hundert Blätter während der Konferenz laminiert. Frau Edelweiß konnte nicht anders, bei so viel Blabla musste sie einfach etwas Sinnvolles tun, sonst konnte sie sich nicht beherrschen. Herr Radeck stand ihrem Treiben hilflos gegenüber. Er konnte ihr leider nicht
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