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Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)

Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)

Titel: Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
Autoren: Sandra Edelweiß
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vorwerfen, bei ihren Nebentätigkeiten unkonzentriert zu sein. Nein, im Gegenteil, ständig hatte sie einen Kommentar bereit. Meistens negativ. An allem wusste sie etwas auszusetzen. Da schon wieder. Frau Edelweiß hob ihre Stimme an: „Als ich damals noch in der Montessorischule war, da haben wir das ganz anders gemacht…“ Einige cheftreue Kolleginnen zogen scharf den Atem ein. „Wir sind aber keine Montessorischule!“ „Schon gut, ich meine ja nur.“ „Zur Sache jetzt“, versuchte Herr Radeck die Wogen zu glätten. Schließlich müssen wir noch über den geplanten Nato - Gipfel referieren. Frau Moritz hat da ein Handout vorbereitet.“ Frau Moritz reichte einen Stapel rosafarbenes Papier herum. „Also wir haben mal mit der Schulkonferenz beraten, mit der Schulkindbetreuung und auch der Stadtverwaltung: Wir können am 03.04. unmöglich Unterricht machen, die Schule muss geschlossen bleiben. Die Turnhallen werden sowieso ab nächster Woche gesperrt werden, weil die Bereitschaftspolizei der Stadt Lahr dort ihr Quartier bezieht.“ Die Sportlehrer fingen an zu maulen. „Wie sollen wir denn Unterricht machen? Fällt der Sportunterricht dann aus?“ „Nein, wir können unmöglich den Unterricht ausfallen lassen“, setzt Herr Radeck an, „wir haben eine Unterrichtsverpflichtung. Aber eins ist von entscheidender Bedeutung und ich betone, da bin ich einer Meinung mit vielen Eltern, wie zum Beispiel Frau Herrmann“. Ein Stöhnen ging durch die Lehrerschaft. Herr Radeck wartete, bis der Effekt, den die Nennung dieses Namens mit sich brachte, verebbte und fuhr fort. „Die Eltern haben einen Anspruch darauf vom Sportlehrer rechtzeitig, das heißt mindestens zwei Wochen vor Beginn der Sportstunde, darüber informiert zu werden, wenn der Sportunterricht draußen stattfinden soll. Kinder die keine adäquaten Sportsachen mit sich führen, müssen in einer anderen Klasse beschäftigt werden.“ Ein unwilliges Maulen ging von den Lehrern aus. „Wie sollen wir denn da spontan…“ „Das ist ab heute eine Dienstvorschrift. Ich dulde keine Extratouren.“ „Nur weil die Herrmann einmal die Kleider in der Waschmaschine waschen musste, müssen wir doch nicht..“ „Sie haben mich immer noch nicht verstanden. Dieser Punkt wird nicht diskutiert.“ „Wo kommen wir denn hin, wenn wir den Eltern Honig ums Maul schmieren und alle nur noch wie rohe Eier behandeln dürfen. Das nächste Mal dürfen die Kinder auch nicht mehr in die Pause, wenn es regnet“, putschte Frau Edelweiß die Menge auf. Schon wollten sich einige Lehrer ihrem Protest anschließen. Das konnte sie gut, das musste ihr Herr Radeck neidlos zugestehen, sie konnte verdammt manipulativ sein. Nicht das erste Mal, dass sie eine seiner Entscheidungen zu Fall gebracht hätte. „Sie haben mich verstanden“, beendete er das Gemurmel. „Bitte fahren sie fort Frau Moritz.“ Sie führte weiter die Details zu den Straßensperrungen und Sicherheitszonen aus. Gegen Ende ihres Vortrages unterbrach sie wieder Frau Edelweiß. „Was ist denn jetzt mit den Demonstranten?“ „Ja, so viel ich weiß, werden schon einige erwartet. Hauptsächlich werden sie in Strasbourg demonstrieren. Kehl hat ihnen ja so unmögliche Angebote für ein Camp gemacht, dass sie sich an die französische Seite gewandt haben.“ „Diese nichtsnutzigen Schmarotzer“, kam jetzt Herr Radeck in Fahrt, „da muss man Angst um seinen Besitz haben, hoffentlich werden sie uns nicht das Schulhaus besudeln. Gott sei Dank habe ich eine große Garage, in die unsere drei Autos passen.“ Frau Edelweiß verdrehte die Augen. „Ich sehe das anders. In der Zeitung habe ich gelesen, dass die Natogegner ein Büro in Offenburg eröffnet haben, dort kann man Informationsmaterial über die Hintergründe erhalten. Ich habe mir überlegt, ob ich den Leiter nicht in die Klasse einladen sollte, damit er den Kindern mal erklärt, warum sie denn protestieren und welche Ziele sie verfolgen.“ Herrn Radeck kippte der Unterkiefer runter. „Was wollen sie? Sind sie übergeschnappt? Da kommen wir in Teufels Küche. Wir sind Staatsbeamte, haben sie das schon vergessen? Es ist unsere Pflicht die demokratischen Grundrechte zu verteidigen. Da können wir uns doch nicht mit Terroristen einlassen. Wenn der Gemeinderat davon Wind bekommt. Ich verb…“ „Sie meinen wohl wenn Frau Herrmann davon Wind bekommt“, schnitt sie ihm das Wort ab. „Das Demonstrationsrecht ist im Grundgesetzt verankert, meine ich.“
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